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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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London und Paris, von Bällen, Banketten, den wunderschönen Frauen und ihren prächtigen Kleidern, von den Vergnügungen und Zerstreuungen der Reichen und Mächtigen.
    Schon von frühauf hatte der ehrenwerte Morison sich vortrefflich auf die Kunst unterschwelligen Prahlens verstanden. Sein Egoismus war nie abstoßend oder ermüdend gewesen – er trat nie plump auf, denn Plumpheit gehörte zu den plebejischen Eigenschaften, die er peinlichst vermied. Andererseits war der Eindruck, den ein Zuhörer von ihm gewann, keineswegs darauf gerichtet, ihn vom Ruhm des Hauses Baynes und seines Repräsentanten in irgendeiner Weise abzulenken.
    Meriem war wie verzaubert. Seine Erzählungen kamen dem kleinen Dschungelmädchen wie Märchen vor. Der ehrenwerte Morison stand als eine große, wunderbare und beeindruckende Erscheinung vor ihr. Er faszinierte sie, und als er nach kurzem Schweigen näher an sie heranrückte und ihre Hand ergriff, erbebte sie wie unter der Berührung einer Gottheit – und ein Schauer der Ehrfurcht, vermischt mit einem Quentchen Furcht, bemächtigte sich ihrer.
    Er näherte seine Lippen ihrem Ohr.
    »Meriem!« flüsterte er. »Meine kleine Meriem! Habe ich Anlaß zu der berechtigten Hoffnung, Sie ›meine kleine Meriem‹ nennen zu dürfen?«
    Das Mädchen blickte mit großen Augen zu ihm auf, doch sein Gesicht lag im Schatten. Sie zitterte, rückte jedoch nicht weg von ihm. Er legte einen Arm um sie und zog sie an sich.
    »Ich liebe Sie!« flüsterte er.
    Sie antwortete nicht. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie wußte nichts von Liebe, hatte nie darüber nachgedacht. Aber sie ahnte, daß es sehr schön war, geliebt zu werden, was immer das auch bedeutete. Es war schön, Menschen um sich zu haben, die freundlich zu einem waren. Sie hatte bislang wenig Freundlichkeit und Zuneigung kennengelernt.
    »Sag mir, daß du meine Liebe erwiderst«, sagte er.
    Seine Lippen kamen den ihren immer näher. Sie berührten sich fast, als sie auf einmal Korak vor sich sah. Sie fühlte sein Gesicht dicht vor ihrem, spürte seine heißen Lippen und ahnte zum ersten Mal in ihrem Leben, was Liebe bedeutete. Behutsam rückte sie von ihm ab.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie liebe«, sagte sie. »Wir wollen noch etwas warten. Schließlich haben wir viel Zeit. Ich bin noch zu jung, um zu heiraten, und weiß auch nicht, ob ich in London oder Paris wirklich glücklich wäre – beide Städte ängstigen mich eher.«
    Wie mühelos und natürlich sie sein Liebesgeständnis mit dem Gedanken an eine Heirat in Verbindung gebracht hatte! Der ehrenwerte Morison war völlig sicher, daß er eine Heirat überhaupt nicht erwähnt hatte – er hatte es wohlweislich vermieden. Außerdem wußte sie nicht genau, ob sie ihn liebte! Auch das war eher ein Schock für seine Eitelkeit. Unglaublich, daß diese kleine Barbarin irgendwelche Zweifel hegen konnte, ob ein ehrenwerter Morison Baynes wünschenswert sei oder nicht!
    Die erste Aufwallung von Leidenschaft kühlte ab, und er war in der Lage, logischer zu denken. Der Start war danebengegangen. Jetzt tat er besser daran, zu warten und ihr Gemüt allmählich für den einzigen Antrag vorzubereiten, den sein hoher Rang ihm gestattete. Er würde sich Zeit nehmen. Nachdenklich betrachtete er das Profil des Mädchens. Es badete im silbernen Schein des großen tropischen Mondes. Der ehrenwerte Morison Baynes bezweifelte daraufhin, ob es leicht sein werde, sich »Zeit zu nehmen.« Sie war höchst verführerisch.
    Meriem erhob sich, noch immer das Bild von Korak vor Augen.
    »Gute Nacht«, sagte sie. »Es ist fast zu schön, das hier zu verlassen.« Sie machte eine Handbewegung, mit der sie alles erfaßte – den sternenübersäten Himmel, den großen Mond, die weite Ebene im silbernen Licht und die dichten Schatten in der Ferne, die den Dschungel kennzeichneten. »Oh, wie ich all dies liebe!«
    »Sie würden London noch mehr lieben«, sagte er ernst. »Und London würde Sie lieben. Sie würden in jeder Hauptstadt Europas als blendende Schönheit gelten. Die Welt würde Ihnen zu Füßen liegen, Meriem.«
    »Gute Nacht!« wiederholte sie und verließ ihn.
    Der ehrenwerte Morison wählte eine Zigarette aus seinem wappenverzierten Etui, zündete sie an, blies eine dünne blaue Rauchwolke zum Mond empor und lächelte.
     
     

Kapitel 18
     
    Am folgenden Tag saßen Meriem und Bwana auf der Veranda, als sie in der Ferne einen Reiter erblickten, der über die Ebene auf den Bungalow zugeritten

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