Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Tab. 4. 2 ).
Die Artendiversität im tropischen Regenwald ist sehr hoch: Auf einer Fläche von 1 ha findet man bis zu 500 verschiedene Baumarten, davon wachsen etwa 90 % in den tieferen Etagen. Die Gesamtzahl der Baumarten liegt regional zwischen 700 und 2500 Arten, hinzu kommen zahllose kleinwüchsige Pflanzen. Die einzelnen Arten weisen aber nur eine geringe Individuenzahl auf. Die Habitatdiversität ist wegen der vielfältigen pflanzlichen Wuchsformen und vieler Kleinstgewässer in Baumhöhlen, Blattachseln oder Epiphytentrichtern sehr groß. Samen, Früchte und Keimlinge stehen das ganze Jahr über zur Verfügung. Über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten auf der Erde leben im tropischen Regenwald, darunter sind viele altertümliche Arten, wie Lebermoose, Baumfarne und unter den Tieren Geißelskorpione, Geißelspinnen, Peripatus , Blindwühlen, Beuteltiere. Viele Arten luxurieren, d. h. sie weisen auffallende Körperteile auf (z. B. Tukan, Nasenaffen), deren Adaptationswert unklar ist. Die Tiere sind zum großen Teil nacht- oder dämmerungsaktiv, besitzen große Augen und ein gutes Gehör. Der Hauptteil pflanzlichen und tierischen Lebens ist nach oben in die Baumkronen verlagert, die Baumwipfel sind reich bevölkert. Es gibt kaum Bodenstreu, da die Zersetzung pflanzlicher Abfallstoffe unter diesen warmen Bedingungen schneller als die lichtabhängige Primärproduktion abläuft. Zu den wichtigsten makroskopischen Destruenten zählen die Termiten. Entscheidendfür die Mineralstoffversorgung der Pflanzen sind Mykorrhiza-Pilze im Boden ( Botanik ).
Wegen der weitgehend konstanten Bedingungen fehlt eine typische Jahresperiodik. Es gibt zwar auch im tropischen Regenwald Ruhe- und Aktivitätsphasen bei Pflanzen und Tieren, diese wechseln aber nicht synchron. Regelmäßige Migrationen können allenfalls durch jahreszeitliche Überschwemmungen hervorgerufen werden. Die Populationsdichte der einzelnen Arten schwankt nur wenig.
Jährlich werden etwa 125 000 km 2 des tropischen Regenwaldes abgeholzt oder gerodet. Der größte Teil des gewonnenen Holzes wird verbrannt, denn der Brennstoffbedarf bei der Verhüttung von Erzen und in Privathaushalten ist groß. Kommerziell nutzbare Edelhölzer wachsen nur vereinzelt im Urwald, für Transporte wird oft das umliegende Waldgebiet mit zerstört. Große Urwaldflächen werden gerodet, um Weideland für die Erzeugung von Exportfleisch zu erhalten oder um Bodenschätze großflächig abzubauen. Die durch Kahlschlag oder Brandrodung freigelegten Böden erodieren jedoch schnell und lassen nur einen artenarmen Buschwald nachwachsen. Den Ureinwohnern des tropischen Regenwaldes, die sich seit Generationen durch Jagen, Sammeln und Wanderfeldbau ernähren konnten, wird dadurch allmählich die Lebensgrundlage entzogen. Die Biodiversität der tropischen Regenwälder wird nachhaltig gestört. Die massiven Vegetationsverluste könnten auch globale klimatische Folgen haben ( Siehe hier ).
Weitere Regenwaldtypen: Hydroperiodische Regenwälder (Semihylaea): Auch in einiger Entfernung vom Äquator, in Regionen mit mehrwöchigen Trockenzeiten und ausgeprägtem Jahreszeitenklima, können Regenwälder gedeihen. Diese Regenwälder der tropischen Sommerregenzone sind im Gegensatz zur Hylaea aber nicht immergrün. Sie werfen vielmehr teilweise, wie die halbimmergrünen Regenwälder , oder zeitweise, wie die regengrünen Regenwälder , ihr Laub ab. Das hat zur Sammelbezeichnung hydroperiodische Wälder oder Semihylaea geführt. Regengrüner Wald (Saisonwald) ist vor allem in Indien und Südostasien als Monsunwald verbreitet, er ist niedriger, lichter und artenärmer als der immergrüne Regenwald. Der regengrüne Wald besitzt ganzjährig einen dichten Unterwuchs, einige Lianen und Epiphyten, oft ist der Teakholzbaum ( Tectona grandis ) bestandsbildend. In der Trockenzeit fällt das Laub von den Bäumen und bildet eine dicke Streuschicht auf dem Boden. Der Abbau dieser Schicht durch Mikroflora, Termiten und Regenwürmer weist eine deutliche Jahresperiodik auf. In der Trockenzeit sind Feuer nicht selten. Bei den halbimmergrünen Wäldern wirft dagegen nur die oberste Baumschicht während der tropischen Trockenperiode das Laub ab, in Südamerika dominieren hier Bäume aus der Familie Bombacaceae .
Temperierte Regenwälder (Pseudohylaea): Dichte, immergrüne Wälder, die an tropische Regenwälder erinnern, aber in warmtemperierten feuchten Klimazonen ohne ausgeprägte jährliche Trockenperiode wachsen,
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