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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Wüsten sind extrem vegetationsarm, trotzdem haben sie viele Gesichter: a Namibia, b Sinai, c Australien. (Fotos a: S. Michalowsky, Idstein, b: I. Kronberg, Hohenwestedt; c: J. Munk, Karlsruhe.)
5.4.9 Kältewüsten
    Obwohl man mit dem Begriff „Wüste“ zunächst vegetationslose Gebiete in sengender Hitze verbindet, lassen sich auch weitgehend pflanzenfreie Regionen in extremer Kälte unter diesem Begriff fassen. Solche Kältewüsten findet man einerseits in den Polargebieten und andererseits in den Hochgebirgen. Im Nordpolarmeer (Arktis) fehlen feste Landmassen, man kann hier eher von einem marinen als von einem terrestrischen Biom sprechen. Durch die festen und begehbaren Eismassen lassen sich aber durchaus Vergleiche mit dem schneebedeckten Festlandsockel des Südpols (Antarktis) ziehen. Polar- und Hochgebirgsregionen weisen zwar Parallelen bezüglich der Temperaturen auf, unterscheiden sich aber in den Lichtverhältnissen: Im Hochgebirge ist lediglich der Anteil ultravioletter Strahlen erhöht, die Pole weisen dagegen einen besonderen tages- und jahresrhythmischen Hell-Dunkel-Wechsel auf. Wegen der Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn ist das nördliche Polargebiet von Dezember bis Februar und das südliche Polargebiet von Juni bis August von der Sonne weggewendet; es ist dann Tag und Nacht dunkel (Winter). Im arktischen und antarktischen Sommer scheint die Sonne dagegen Tag und Nacht, dabei ändern sich aber die Farbanteile: morgens und abends überwiegt Rot, mittags Blau. Frühlings- und Herbsttage zeichnen sich durch eine lange Dämmerungsphase aus. Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit etwa 200 mm im Jahr nicht höher als in Halbwüsten und besteht vorwiegend aus Schnee. Da Landpflanzen weitgehend fehlen, hängt die Landtierwelt in erster Linie von der Produktivität der Meere ab und ist an die Küsten gebunden (z. B. Walross Odobenus ). Säugetiere sind durch ein dichtes Fell und eine Speckschicht vor der Kälte geschützt (weitere Anpassungen an extreme Kälte Siehe hier ).
    Charakteristisches Landtier der Arktis ist der Eisbär ( Thalassarctos maritimus ), er ernährt sich von Fischen, Kadavern und Ringelrobben ( Phoca hispida ) und zieht sich während der kältesten Monate in Schneehöhlen zur Winterruhe zurück. Typische Vögel der Arktis sind Lummen und Krabbentaucher, viele Tundratiere dringen bei günstigen Bedingungen bis in die arktischen Kältewüsten vor, gelegentlich wird auch die Tundra selbst den Kältewüsten zugerechnet.
    Am Südpol zählen Pinguine, Wale und Robben zu den charakteristischen Wirbeltieren, ihre Hauptnahrung ist der in ungeheuren Mengen vorkommende Planktonkrebs Euphausia superba , genannt Krill. Krill ernährt sich vom Phytoplankton, die gesamte Krill-Biomasse der Antarktis wird auf etwa 1 Milliarde Tonnen geschätzt. Durch den Kot von Pinguinen und Robben werden marine Nährstoffe in die Landlebensräume eingetragen. Auf Freistellen des dunklen vulkanischen Gesteins, aber auch in winzigen Hohlräumen des Eises, leben Cyanobakterien, Grünalgen, Diatomeen, Pilze, Moose oder Flechten. Die Landlebewelt der Antarktis ist artenarm, das liegt nicht nur an der Kälte und der dicken Schneedecke, sondern auch an der großen Entfernung zu weniger extremen Biomen. Fossilfunde zeigen, dass die Antarktis vor 200 Millionen Jahren ein diverser, tropisch-warmer Kontinent war.
    In den Kältewüsten der Hochgebirge stellen Bodenalgen und Flechten die Primärproduzenten, die rote Verfärbung von Gletscherschnee ist auf Hämatochrome in der Grünalge Chlamydomonas nivalis zurückzuführen. Die Mikrofauna besteht aus poikilohydren, anabiotischen Organismen, z. B. Tardigraden, Rotatorien, die erst bei Schneeschmelze aktiv werden. Unter den Arthropoden überwiegen räuberische Arten, die sich von verwehten Insekten aus tieferen Gebirgsregionen ernähren. Die Stummelflügeligkeit einiger Arten (z. B. bei der Zuckmücke Diamesa ) vermindert das Verdriftungsrisiko. Säugetiere akklimatisieren sich an die sauerstoffarmen Höhenregionen durch eine vermehrte Erythrocytenzahl.
5.4.10 Kulturlandschaften
    Im Zuge der Kultivierung durch den Menschen sind viele ursprüngliche Naturräume in Felder, Wiesen, Weiden, Plantagen, Forste und Siedlungs- oder Verkehrsflächen verwandelt worden.
    In den gemäßigten Zonen traten solche Kulturlandschaften vor allem an die Stelle von Silvaea, Skleraea und Steppe (Abb. 5. 13 ). Die Vegetation wird heute geprägt durch wenige Kulturpflanzenarten, die vor allem zur

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