Tascosa (German Edition)
war lang nicht hier
gewesen. Im Mietstall wollte er fragen, ob irgendwelche Fremden vorbeigekommen
wären. In dem Moment sah er sein Pferd.
"Wer hat den Gaul hierher gebracht?"
fragte er Gillard.
"Der Mann vom Hotel."
"Wann?"
"Heut Nacht."
"Okay. Danke."
Brian machte sich auf den Weg zum Hotel. In
dem Moment als er die Tür aufmachte, wusste Moritz dass er in Schwierigkeiten
war.
"Ja, Herr McLeod?"
"Haben Sie heut Nacht mein Pferd in den
Mietstall gebracht?"
"Ja, Sir."
"Warum?"
"Ihre Frau hat mich darum gebeten."
"Meine Frau? Ist sie hier?"
"Ja, Sir."
"Wo?"
"Zimmer vier." Moritz schluckte
nervös.
Brian rannte die Treppe rauf, nahm zwei Stufen
auf einmal und stand Sekunden später vor der Tür. Er probierte den Knopf, aber
es war abgeschlossen.
"Amanda? Bist du da drin?"
Als keine Antwort kam, fing er an gegen die
Tür zu schlagen. "Amanda. Ich weiß dass du da drin bist. Mach die Tür
auf!"
Er lauschte noch einmal. Diesmal hörte er ein
leichtes Stöhnen und danach einen lauten Schrei. Er versuchte wie wahnsinnig
durch die Tür zu brechen. Aber sie hielt Stand. Er rief nach einem Schlüssel
und Moritz brachte ihn schnell. Er schloss die Tür auf und sah sie mitten im
Bett liegen, schmerzgekrümmt.
Er lief zu ihr rüber und berührte sie an der
Schulter. Als sie zu ihm aufsah, bemerkte er die aufgeplatzte Lippe und den
hässlichen, dunklen Bluterguss über ihrem halb geschlossenen Auge.
"Amanda? Wer hat dir das angetan?"
Sie sah ihn verwundert an. "Wer das
gemacht hat — Du hast das gemacht! Und danach hast du mich
vergewaltigt!" Sie krümmte sich vor Schmerzen.
"Ich — ich hab was gemacht?"
Er starrte sie in blankem Entsetzen an. "Nein. Das kann nicht sein!"
"Was meinst du, wo du das her hast?"
Sie deutete auf den bösen roten Striemen quer über seinem Gesicht.
Er befühlte die Backe und seine Augen
spiegelten die verdammte Erleuchtung. "Oh, nein! Amanda, es tut mir so
leid."
"Ist mir egal, was es dir
tut." Sie spuckte ihm die Worte entgegen. "Hol den Doktor!"
Schrie sie ihm zu. Sie hatte Angst um ihr Leben und das ihres Kindes.
* * *
Als Nate mit seinen zwei voll beladenen
Fuhrwerken die Straße entlang rollte, kämpfte er mit widerstreitenden Gefühlen.
Er hatte tatsächlich einen Kunden für sein neues Unternehmen gefunden. Das
brachte ihm Befriedigung. Jedoch, diese Fahrt musste unbedingt erfolgreich
verlaufen, damit sein Betrieb am Leben bliebe. Weil McLeod entschlossen war,
ihn unter allen Umständen zu stoppen, fraß das seine Zuversicht auf.
Immerhin hatte er den Angriff eines Panthers
überlebt und mit dem Geld, das Amanda für ihn investiert hatte, deutete alles
auf diesen Ort und diesen Augenblick hin. Er war genau dort, wo er sein musste
und tat genau das, was er tun musste. Mit diesen Tatsachen bekämpfte er seine
Zweifel.
Der Wagen kam in eine Furche und schüttelte
ihn wach. Damit unterbrach er für einen Moment seine Träumereien. Er sprach
beruhigend auf das Gespann ein und wurde wieder schweigsam.
Zu wissen dass Brian sein Kind aufziehen
würde, nagte mehr an ihm als er zugeben wollte. Er wollte nicht, dass Brian
irgendwo in der Nähe seines Babys wär. Aber er sah keine andere Lösung. Wenn er
Anspruch auf das Kind anmelden würde, gingen damit zwei Leben kaputt: das von
Amanda und das des Kindes — genau die zwei Menschen die er in der Welt am
meisten liebte. Er war nur besorgt, wie McLeod das Kind behandeln würde, jetzt
wo er wusste, dass er lebte?
Warum hatte Brian überhaupt so bereitwillig
Amanda geheiratet. Sie hatte ihm alles erzählt, und trotzdem ging er auf die
Heirat ein. Nate konnte darauf keine Antwort finden, außer dass McLeod Amanda
wirklich lieben musste. Aus irgendeinem Grund konnte er das aber nicht glauben.
Nate hatte sie zwar nur zweimal zusammen gesehen. Dabei war es ihm aber eher
vorgekommen, als ob Amanda für McLeod wie ein Puppe oder ein Lieblingsspielzeug
wäre, womit er gerne angeben wollte.
Brian's Charakter ängstigte ihn, insbesondere
was Amanda betraf. Nate wusste zwar nicht, ob die Gerüchte über Brian und seine
erste Frau stimmten, aber er hatte genug von Brian's Launen erlebt, um den
Tyrann in ihm zu erkennen.
Nate ließ die Zügel resigniert hängen. Ja,
mein Leben ist so verwirrt wie nur was. Er konnte nur von einem Tag auf den
andern leben, aufs Beste hoffen und aufs Schlimmste gefasst sein. Er hoffte
wenigstens auf eins: dass er für Amanda noch der Freund blieb, zu dem sie käme
wenn sie Hilfe brauchte.
Er
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