Tascosa (German Edition)
schüttelte die negativen Gedanken ab und
streckte sich auf der Holzbank. Er drehte sich um und sah nach Randy und Bill
in ihrem Fuhrwerk. Abgesehen von seinen Sorgen, fühlte es sich richtig gut an,
ein eigenes Unternehmen anzufangen und zwar mit den zwei besten Partnern, die
man sich wünschen konnte.
Er würde sein Pferd hinten am Wagen anbinden,
damit er wenn er erst mal in Ft. Worth angekommen war, herumlaufen konnte. Sie
kamen gut voran und hielten mittags an, um was zu essen. Sie ließen sich unter
dem Gestrüpp von Salz-Zedern nieder, Bill brachte das Essen und verteilte es.
"Worüber grübelst du die ganze
Zeit?" fragte Randy Nate und riss mit den Zähnen ein Stück Jerky ab.
Nate löste seine Augen vom Horizont und sagte:
"Ich hab daran gedacht, wie es als Vater wäre. Es ist schon alles
beschissen aber, ganz schön bald, bin ich einer."
"Das bist du wirklich", nickte Bill.
"Kannst du dir's vorstellen?"
"Ich glaub schon. Als ich bei den Kiowa
war, hab ich mich in eine junge Lady verliebt."
"Was?" Randy sah schockiert aus.
"Jawoll. Sie war so um die fünf. Hieß
MaYi. Ein süßer Knopf und sooo gescheit! Wow. Ich hab nur einmal in ihre
braunen Augen gesehn und bin dahin geschmolzen. Herz und Seele." Nate
schüttelte den Kopf und sehnte sich nach seiner kleinen Freundin. "Da hab
ich sofort beschlossen, davon will ich auch ne Schar."
"Ich glaub, wenn du ne Schar hättest,
wären wir — was? Onkels?" Bill sah Randy zur Bestätigung an.
"Das wär's", stimmte Randy zu und
bekam ganz verträumte Augen. "Ich glaub, das würd mir gefallen — so'n
kleines Mädchen mit braunen Augen, das mich Onkel Randy nennt und meine
Hosentaschen nach Zitronendrops durchsucht. Nee. Pfefferminz. Nee. Lakritze.
Ach zum Teufel auch. Was sie am liebsten mag, findet sie in meinen
Taschen."
"Bist du jetzt aber schnell weich
geworden", ärgerte Bill seinen alten Freund.
"Ach? Und du nicht?"
"Denkt dran, Kumpel. Wenn Amanda ein
kleines Mädel hat, dann haben wir alle ein Problem." Nate stand auf und
klopfte seine Hose ab, bereit weiterzufahren.
Nach der Mittagspause waren sie knapp eine
Stunde gefahren, als eine Achse brach. Es kostete sie einige Stunden, den Wagen
zu entladen, die Achse zu reparieren und den Wagen wieder zu beladen. Danach
machten sie noch zwei Stunden Fahrtzeit, bevor sie anhielten um das Lager für
die Nacht aufzuschlagen.
"Hoffentlich holen wir die Zeit morgen
wieder auf", grummelte Randy. "Heut haben wir wirklich viel verloren."
"Ja, stimmt", seufzte Bill
frustriert.
"Das gehört bei dem Geschäft dazu",
stellte Nate amtlich fest. "Einbrüche kommen vor."
"Ja, aber auf unserer ersten Fahrt? Mit
einem nagelneuen Wagen?" Randy schüttelte den Kopf und stellte das
Kaffeewasser auf.
"Was ich schon längst mal fragen
wollte", sagte Bill. "Wollen wir die Firma vom Hotel aus führen oder
wie?"
"Nöö", antwortete Nate und öffnete
den Korb, den Joey ihnen gemacht hatte. "Ich wollte erst sehen, wie das
Geschäft läuft. Da ist ein Friseurladen, der auszieht. Ist auf der Hauptstraße
nicht allzu weit vom Hotel. Wenn wir zurück sind, überleg ich, ob wir den Raum
als Frachtbüro nehmen."
"Das könnte gehen", stimmte Randy zu
und nahm sich ein Stück Huhn. "Aber wo stellen wir die Pferde und Wagen
ein?"
"Wie gut bist du mit dem Hammer?"
grinste Nate. "Fürs erste können wir die Maultiere im Mietstall
unterbringen. Aber für die Wagen müssen wir einen Schuppen bauen."
"Da können wir hinten noch Zimmer für uns
dranbauen?" fragte Randy. "Ich will mein Geld nicht weiter im Hotel
ausgeben."
"Okay, das könnte gehn."
"Du wirst auch Land kaufen müssen,
oder?" Bill redete und hatte Maisbrot im Mund.
"Ja. Aber viel brauch ich nicht.
Vielleicht einen Morgen für den Anfang. Möglicherweise brauchen wir auch eine
Weide fürs Vieh."
"Alles zu seiner Zeit, mein Freund",
sagte Randy. "Ich glaub der Kaffee ist fertig. Willst du?"
Nach dem Essen legten sie sich hin. Müde und
kaputt würden sie die Nacht durchschlafen.
* * *
Kurz vor Sonnenaufgang ritt Joey lärmend ins
Lager. "Nate, Nate!"
Alle drei Männer rollten schlagartig aus ihren
Decken, reflexartig die Gewehre im Anschlag.
"Ich bin's! Joey!" Er sprang aus dem
Sattel und lief rüber zu Nate.
"Joey? Was is los?" Nate stellte
sein Gewehr hin.
"Miss Amanda hat mich nach dir geschickt.
Sie will dass du sofort zurück in die Stadt kommst. Sie ist in deinem
Hotelzimmer."
"Warum?" Joey's angsterfüllte Augen
erschreckten Nate.
"Sie hat nix
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