Tascosa (German Edition)
nahm die Hände herunter
und legte sie vor ihrer Brust zusammen. "Amen."
* * *
Am nächsten Morgen klopfte es an ihrer Tür und
Cook brachte wie abgemacht Amanda's Frühstück. Sie öffnete die Tür und bat ihn
herein.
"Kann ich kurz mit dir sprechen?"
fragte sie.
"Über was?" Er klang misstrauisch.
"Über dein Geschäft." Sie nahm ihm
das Tablett ab und stellte es auf die Kommode.
"Über was genau?"
"Wärst du daran interessiert, es zu
verkaufen?"
Cook schnaubte. "Wer würde das kaufen
wollen?"
"Ich, vielleicht."
Er musste erst mal lachen, aber dann merkte
er, dass sie es ernst meinte. "Vielleicht. Wenn der Preis stimmt."
"Lass mich später mal in deine Küche
gucken und vielleicht werden wir uns einig."
"In Ordnung. Jederzeit heut Morgen geht
klar." Er trat zurück und ging.
* * *
Amanda frühstückte zu Ende und räumte ihr
Zimmer auf. Dann nahm sie das Tablett und ging über die Straße zum Esslokal. Es
war völlig leer, bis auf Cook in der hinteren Ecke. Sie grüßte und ging zu ihm
rüber.
Als sie in der Küchentür stand, überprüfte sie
mit einem langen Rundumblick den heruntergekommenen Raum. Und auf den ersten
Blick hätte sie beinahe aufgegeben. Sie stellte das Frühstückstablett auf die
Kante des Küchentischs, der schon randvoll war mit Stapeln von dreckigem und
auch sauberem Geschirr, mit Essensresten und mit leeren Konservendosen in
undefinierbaren Pfützen und Spuren unterschiedlicher Giftigkeit. Der Magen
drehte sich ihr um bei der Vorstellung, dass sie gerade etwas gegessen hatte,
das aus genau dieser Umgebung gekommen war.
So schlimm schon der Speisesaal aussehen
mochte, dieser Raum war viel viel schlimmer. Spinnweben mit Ruß hingen an toten
Kabeln, baumelten von der Decke und zierten düstere Ecken. Ein säuerlicher
Geruch von angebranntem Essen und ranzigem Fett hing in der Luft, wobei Dreck
nicht die einzige Sünde war. Ein schlimmer Riss lief an der Herdseite herunter,
und sie wunderte sich, wieso der Ort nicht schon längst abgebrannt war. Die
verbeulten und verfleckten Töpfe und Pfannen passten zu dem miserablen Aussehen
von Geschirr und Besteck, das offensichtlich von schlechter Qualität war.
Widerstrebend, zögernd, wagte sie sich vor, um
die Tür zur Speisekammer zu öffnen, und fand kaum das nötigste an
Küchenvorräten. Keine nennenswerten Gewürze. Kein frisches Gemüse. Kein Mehl,
nur Maisgries, und der hatte Kornkäfer.
"Wie viel?" fragte sie
stirnrunzelnd.
"Hundert."
Sie musste laut lachen. "Du meinst, dass
du mir einhundert gibst, damit ich dir den Schuppen abnehme?
Einverstanden!"
Er starrte sie an. "Also gut, wie
viel?"
Sie drehte sich langsam im Kreis und
betrachtete sich all die Arbeit, die hier auf sie wartete. "Ich glaub ich
will's gar nicht."
Als sie sich zum Gehen wendete, hielt Cook sie
zurück. "Bitte. Wie viel?"
"Es wird mich ein kleines Vermögen
kosten, hier einen neuen Herd hereinzubringen." Sie deutete auf den
schuldigen Übeltäter. "Ganz zu schweigen vom Saubermachen! — Und neue
Töpfe und Pfannen." Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde jetzt genau
ein Angebot machen. Kein Feilschen. Dies oder keins."
"Wie viel?" fragte er noch einmal.
"Dreißig."
"Dreißig? Das
ist Diebstahl!"
"Na gut." Sie drehte sich wieder um
und ging. Sie war schon an der Tür, als er sie stoppte.
"Alles klar. Dreißig." Das machte
für ihn einen Monatslohn.
"Kannst du schreiben?"
"Meinen Namen", brüstete er sich.
Sie zog ein Blatt Papier aus ihrer Tasche und
schrieb einen Kaufvertrag. Nachdem sie es ihm vorgelesen hatte, reichte sie ihm
den Stift.
"Schreib deinen Namen hier hin", sie
deutete auf das Blatt. Er sah ihr angestrengt zu, als sie ihm die Scheine
vorzählte. Als die Summe vor ihm lag, unterschrieb er das Papier, nahm das Geld
und ging in den Nebenraum, wo er schlief. Sie sah zu, wie er ein paar Sachen in
eine Satteltasche steckte und zur Küchentür hinauslief, ohne sich nochmal
umzusehen.
Amanda faltete das Blatt und steckte es in
ihre Tasche. Sie inspizierte in dem Raum jedes Zoll. Wo war sie da
hineingeraten? Sie machte sorgsam Inventur vom Vorratsbestand und setzte sich
an einen Tisch im Speisesaal, um Speisepläne zu machen. Daraus stellte sie eine
Liste zusammen und machte sich auf den Weg in den General Store.
Der Besitzer, Herr Garza, stand in dem leeren
Laden hinter der Theke und grüßte sie freundlich.
"Buenos dias, Senorita."
"Guten Morgen." Sie ging zur Theke
rüber und gab ihm ihre Liste. "Wie schnell können
Weitere Kostenlose Bücher