Tascosa (German Edition)
wanderten zur Geschichte von
Carolyn, die die Treppe runter gestoßen worden war. Damals hatte es sie
erschreckt, wie Leute so über jemand sprechen konnten. Jetzt erschreckte es
sie, weil es gut wahr sein konnte. Er schlug und vergewaltigte und
möglicherweise ermordete Frauen.
Sylvia erkannte ihren Schock, erfasste
allerdings nicht die Tiefe, und berührte Amanda an der Schulter. "Sie
Arme. Ich sollte daran gewöhnt sein, aber nicht so eine feine Lady wie
Sie." Mitfühlende Tränen kamen ihr in die Augen. "Und wo Sie ein Kind
erwarten und überhaupt." Sie schnalzte ärgerlich mit der Zunge.
"Niemand sollte an sowas gewöhnt
sein! Keine Frau, kein Saloon-Girl, niemand! Es tut mir so leid, was er
dir angetan hat."
"Sie konnten nix dafür." Sylvia
setzte sich grade und wischte ihre Augen. "Und außerdem, hab ich so'n
Gefühl, dass schon ganz bald ihr Mann sich ihn vorknöpft. Er liebt Sie
wirklich."
"Das tut er, gell?" Um das Thema zu
wechseln, sagte Amanda, "Wie kommst du mit deinen Ys voran?"
* * *
Am späten Nachmittag musste Sylvia zum Saloon
zurück. Sie versprach Amanda, dass sie im Lauf des Abends nach ihr sehen würde
und ging. Amanda lehnte sich im Bett zurück und hatte das Gefühl, dass sie vor
dem Abendessen ein Nickerchen brauchen könnte.
Sylvia lief leichtfüßig die Treppe runter und
ging durch die Hotellobby nach draußen. Gerade als sie an der Tür war, kam
Brian auf dem Gehsteig daher. Sie starrte ihn einen Moment lang an, reckte
ihren Kopf hoch und spuckte ihm ins Gesicht. Sie stand furchtlos mit
verschränkten Armen vor ihm und hoffte im Stillen, dass er es vor den vielen
Leuten nicht wagen würde, sie zu schlagen.
"Verdammte Hure!" Mit seinem
Taschentuch wischte er sich ihre Spucke vom Auge und Gesicht.
"Immerhin schlage ich keine Frauen. Was
von dir niemand behaupten kann." Sylvia ging um ihn herum und lief den
Gehsteig runter. Dank ihrer Trotzhandlung fühlte sie sich ein bisschen besser.
Sie schaute über die Schulter zurück und sah Brian im Hotel verschwinden. Sie
bekam einen Schreck. Miss Amanda war ganz allein da drin.
Unentschlossen hin und hergerissen, raffte sie
schließlich ihre Röcke und rannte so schnell sie konnte zum Restaurant.
"Joey! Joey!" Bumm bumm bumm . Nix. Sie wagte kaum, ihn
rechtzeitig zu finden und rannte zwischen den Häusern durch zur Hintertür.
* * *
Schon fast im Einschlafen hörte Amanda, dass
jemand hereinkam. "Brian!" Sie setzte sich erschrocken auf.
"Hallo, Amanda." Er lächelte und kam
zum Bett. "Wie geht's dir?"
"Ist schon besser." Sie sah ihn
finster an. "Warum kommst du?"
"Ich seh nach meiner Frau. Was
sonst?" Er setzte sich in den Stuhl, keiner von beiden sagte ein Wort.
"Geht's dir soweit gut, dass du
heimkommen kannst?" fragte er. "Du hast dich jetzt über zwei Wochen
erholt und ich hab Kissen im Wagen, da hast du's bequem."
"Du weißt, dass ich nicht bewegt werden
darf."
"Das war als es dir so schlecht
ging", behauptete er. "Jetzt geht's dir besser. Du musst heimkommen.
Ist mir egal, was der alte Quacksalber sagt."
"Nein, ich will nicht." Sie
schüttelte entschlossen den Kopf. "Auch wenn ich könnte, will ich nicht.
Ich weiß, was du mit Sylvia gemacht hast. Mit mir hast du dasselbe getan. Du widerst mich an!" Ihre Augen spiegelten eine Anklage, gegen die es kein Verzeihen
gab.
Brian starrte sie ungerührt an, seine Augen
wurden eiskalt. "Lass mich es andersherum sagen. Du kommst jetzt mit mir
heim — und ich lass deinen Liebhaber am Leben."
Amanda betrachtete einen Moment lang sein
Gesicht, warf den Kopf zurück und lachte. "Du kannst Nate gar nix anhaben.
Ruf hundert Revolverhelden, leg hundert Fallen aus, du kannst ihm das Leben
nicht nehmen. Dein Grips ist nicht stark genug für diese Aufgabe. Du kannst
mich zu deiner Ranch schleppen, aber er wird dich jagen, und das letzte was du
jemals sehen wirst, sind seine Augen die darüber lachen, wie erbärmlich du
bist."
Er sprang auf die Füße und zog ihr die
Bettdecke weg. Sie krümmte sich zusammen, aus Angst wieder geschlagen zu
werden. Stattdessen hob er sie mit seinen starken Armen hoch und drehte sich in
Richtung Zimmertür, wurde aber jäh von einem auf ihn gerichteten Gewehr
gestoppt.
"Lass sie runter!" befahl Joey.
"Sofort!"
"Du schießt nicht. Du riskierst nicht,
sie zu verletzen."
"Ich treff sie nicht. Aus der Entfernung
schieß ich nicht daneben." Joey zog den Hahn. Amanda fiel auf, dass er mit
zusammengebissenen Kieferknochen und stahlhartem
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