Tascosa (German Edition)
Teig, und
Joey feuerte das Ofenloch mit Kleinholz an, damit der Herd heiß wurde. Er
fettete die Platte leicht ein und fing an, den Teig darauf zu löffeln. Amanda
holte eine Kanne mit Sirup und goss ihn in die Schalen. Als sie diese auf den
Tischen verteilt hatte, kehrte sie mit Tellern voll luftiger Pfannkuchen
zurück. Sie füllte die Kaffeebecher auf, kassierte, und machte eine neue Runde
in die Küche, um mehr Essen zu holen. In diesem Tempo ging das Geschäft zwei
Stunden weiter, bis keine Leute mehr kamen.
Amanda schloss schließlich die Haustür ab, kam
zurück und besah sich den Schaden. Viele Tische mussten abgeräumt werden und
sie wagte gar nicht, in die Küche zu schauen. Sie ging nach hinten und fand
Joey einmal mehr ellbogentief im Spülwasser.
"Ich bin gleich wieder da und helf
dir", sagte sie. "Aber ich muss erst mit jemand reden."
Sie lief über die Straße zum Hotel.
"Danke für das Geschäft", sagte sie zu Moritz.
"Sehr gern geschehen. Ich war bloß froh,
dass Sie offen hatten."
"Könnten Sie mir den Fahrplan von der
Kutsche geben, damit ich weiß, wann ich mit Kunden rechnen muss?"
"Sicher. Ich schreib's ab und bring's
nachher rüber."
"Danke. Ganz herzlichen Dank." Sie
lächelte und lief zurück in die Küche.
Neben Joey angekommen, nahm sie ein
Geschirrtuch und fing an abzutrocknen. "Wo kommst du her?"
"Hier und da. Wir sind viel
herumgezogen."
"Wo leben deine Leute?"
"Tot. Meine ältere Schwester hat
geheiratet und ist weggezogen. Mein Bruder starb vor zwei Jahren."
"Dann bist du also ganz allein?"
"Yes'm."
"Dann geht's dir wie mir. Bin auch ganz
allein."
Sie waren mit dem Geschirr in der Küche fertig
und gingen, um zusammen die Esstische aufzuräumen.
"Wo wohnst du hier in der Stadt?"
fragte sie und stapelte dreckige Teller aufeinander.
"Hab einen Platz hinter der Bank
gefunden."
"Hinter der Bank ist doch nix."
"Ist nicht viel. Nur was zum
Anlehnen."
"Ach so." Sie trugen den Rest des
Geschirrs in die Küche. "Dann haben wir noch was gemeinsam. Ich suche auch
einen Platz, wo ich bleiben kann."
"Ich denk Sie wohnen im Hotel."
"Ja, schon. Aber ich will nicht immer
mein Geld dafür ausgeben."
Sie arbeiteten immer weiter, bis alles
aufgeräumt und der Boden in der Küche und im Speisesaal aufgewischt war. Als
sie fertig waren, rief Amanda Joey noch mal in die Küche und stieß eine von den
zwei Türen, die links nebeneinander lagen, auf.
"Sieh." Cook hatte die Kammer als
Schlafzimmer benutzt. Sie sah schmutzig und schäbig aus. Und Amanda war ganz
sicher, dass es massenweise Wanzen gab. Sie stieß die zweite Tür auf und
eröffnete eine zweite Kammer, die noch etwas kleiner als die erste war. Sie war
als Lagerraum benutzt worden, und alle möglichen undefinierbaren Sachen standen
herum.
"Wenn wir richtig hart arbeiten, wenn wir
mal nicht kochen müssen, könnten wir uns hier einen Platz zum Wohnen
einrichten."
"Wir? Meinen Sie, hier wohnen — mit
Ihnen?" Joey's Augen blitzten auf bei dem Gedanken, wieder ein Zuhause
gefunden zu haben.
"Jo. Hier mit mir leben… wenn du das
aushältst. Das musst du sowieso, wenn du hier auf Dauer arbeiten willst."
Sie kicherte. "Natürlich würde das heißen, dass du einmal in der Woche
baden musst."
Bei dem Gedanken fiel ihm die Kinnlade runter.
"Und saubere Klamotten, und ein richtiges
Bett, und so viel Essen wie du willst", fügte sie verführerisch hinzu, um
für ihn den Stachel etwas herauszunehmen. "Abgemacht?"
"Abgemacht." Er streckte ihr die
Hand aus und schüttelte sie.
Kapitel 9 — Fuchs im Hühnerstall
"Nun, was kochen wir denn heut Abend? Ich
hatte ein Menu vorgesehen, aber nach dem Ansturm zum Frühstück glaub ich kaum,
dass genug Zeit bleibt, alles vorzubereiten. Amanda sah besorgt aus.
"Was isses denn? Wenn ich beim Kochen
helfe, geht's vielleicht", Joey klang recht entschlossen, bereit sein neu
gefundenes Zuhause gegen alle Unbill zu verteidigen.
"Roastbeef, Kartoffeln, Tomaten in
Scheiben und Kirschkuchen. Das Problem ist, dass die Zeit zu knapp ist, um das
Fleisch im Ofen zu garen und die Kuchen zu backen."
"Dann mach doch Fettgebackenes",
schlug er vor und lief rot an, als er — schon wieder — umarmt wurde.
"Du bist wirklich ein Schatz", sagte
Amanda zu ihm. "So kann's klappen."
* * *
Sie vergruben sich in die Arbeit und waren
noch mittendrin, als um halb drei die Küchentür aufging.
"Hey, jemand da?" fragte Nate und
kam herein.
"Howdy, Cowboy", grüßte Amanda ihn.
"Hey, Nate", sagte Joey
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