Tascosa (German Edition)
zerstört.
Sie wechselte das Thema. "Ich möchte dass
du das Lokal weiterführst. Wir teilen die Gewinne halbe-halbe. In
Ordnung?"
"In Ordnung." Er nickte langsam.
"Wir können dir eine Hilfe suchen.
Vielleicht einer der …"
"Kümmer dich nicht darum. Ich finde
jemand."
"Wenn du sicher bist."
"Ja, ich bin sicher."
"Na gut dann. Danke für dein
Verständnis." Sie stand auf und ging zu ihrem Zimmer.
Im Rücken hörte sie ihn brummeln: "Aber
ich versteh's doch nicht ."
Amanda ging in ihr Zimmer, stand am Fenster
und sah auf ihre linke Hand — und zwar auf ihren Ring. Sie hielt ihn hoch ins
Licht, Erinnerungen — Küsse — süße Mitternachtsgeheimnisse — seine Berührung — seine
Stimme. Langsam zog sie ihn ab und wickelte ihn sorgfältig in ein
Spitzentaschentuch. Eine Träne fiel drauf, als sie es reinlich zusammenlegte
und in die oberste Schublade ihrer Kommode legte. Das gehörte ihr und Nate.
Nur, es gab kein ihr und Nate mehr, nicht draußen in der Welt, nur in ihrem
Herzen, nur in ihrem Kind.
Sie setzte sich an den Küchentisch, legte ein
Blatt Papier vor sich hin. Sie wusste, dass sie diesen Brief schreiben musste,
obwohl sie es nicht wollte. Es war, als würde sie Nate betrügen.
Lieber Randy,
Ich hoffe dieser Brief erreicht dich und
Bill bei guter Gesundheit und guten Mutes. Es gibt Neuigkeiten, die ich euch
mitteilen muss, weil ihr Nate's beste Freunde wart. Ich habe es noch niemandem
außer einem erzählt, und ihr werdet gleich verstehen warum.
Brian McLeod und ich werden bald heiraten.
Ich weiß, dass das sehr plötzlich ist. Aber dafür gibt es einen guten Grund.
Ich erwarte ein Kind von Nate. Ich wollte es euch sagen, damit ihr wisst dass
Nate weiterlebt. Brian weiß von dem Kind und will das Baby wie sein eigenes
großziehen. Für alle anderen wird es Brian's Kind sein. Ich weiß mir keinen
anderen Rat und glaube, dass Brian ein liebender Mann und Vater sein wird.
Die Hochzeit wird in Ft. Worth sein, aber
das exakte Datum weiß ich noch nicht. Sonst würde ich euch einladen. Wenn ihr
nach Tascosa kommt, besucht mich bitte. Es wäre wunderbar euch wiederzusehen,
trotz des Verlusts den wir gemeinsam tragen. Ich bleibe für immer eure
Freundin,
Amanda
Clark
Randy las den Brief sofort als er ihn erhielt.
Er wusste nicht recht, wie er auf diese schwere Nachricht reagieren sollte und
hoffte, er hätte mit dem Lesen gewartet, bis er alleine war. Er stopfte den
Brief in seine Hemdentasche und wartete bis nach dem Abendessen, um es seinem
Partner zu zeigen.
"Bill, komm her", sagte er, als sie
die Baracken verließen.
"Was? Gleich fängt ein Spiel an."
"Du musst das hören." Randy zog den
Brief heraus und begann, laut und holpernd vorzulesen. Als er geendet hatte,
nahm er den Brief runter und sah Bill an.
"Sie heiratet McLeod." Er schüttelte
den Kopf. "Nate würde sich im Grab umdrehen — wenn er eins hätte."
"Aber, Nate kriegt ein Baby."
Grinste Bill. "Das ist doch schön. Und es wird aufwachsen mit Geld und
Schule und allem."
"Ja, das ist wahr." Die zwei Männer
erkannten, dass die Sache nicht in ihren Händen lag und gingen in die Baracken
zu ihrem allabendlichen Pokerspiel.
Kapitel 24 — Abendgesellschaft
Zwei Wochen nach seinem zweiten Antrag standen
Amanda Clark und Brian McLeod im Gerichtsgebäude in Ft. Worth vor dem
Friedensrichter.
Nachdem der Papierkram erledigt war, fragte
Mr. Logan, "Habt ihr einen Zeugen?"
"Nein", antwortete Brian.
"Ist in Ordnung. Wir können einen
besorgen." Er ging über den Flur und rief ins nächste Büro. "Mr.
McKenzie, haben Sie einen Moment um diese Trauung zu bezeugen." Kurz
darauf stand Mr. McKenzie neben Brian und schüttelte ihm die Hand.
Die amtliche Zeremonie hatte nicht den Pomp
und die Schönheit wie eine kirchliche Trauung. Amanda trug ein dunkelblaues
Reisekostüm und hielt eine einzelne Orchidee in der Hand. Es kostete sie alle
Kraft, sich nicht umzudrehen und davon zu rennen. Um die Panik in ihrem Kopf zu
beruhigen, versuchte sie stumpf und teilnahmslos zu sein. Als sie vor dem Pult
stand, betrachtete sie den Raum mit den Aktenschränken, Büromöbeln und
Papierstapeln und Mr. Logan leierte eintönig weiter. Das Büro müsste abgestaubt
werden und, aus irgendeinem Grund, hielt ein Riss in der Stuhlpolsterung ihren
Blick fest.
"Willst du, Amanda Clark, diesen
Mann…?"
Sie wurde erst wieder aufmerksam, als ihr Name
gesagt wurde. Schweigen erfüllte den Raum. Brian hüstelte nervös und drückte
ihre Hand.
"Oh",
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