Tascosa (German Edition)
Mann in Sicht, hatte keine Zukunft. Ihr Geschäft, das sie so
sorgfältig mit dem Wohlwollen der Stadt aufgebaut hatte, wäre ruiniert. Je mehr
die respektablen Kunden ausbleiben würden, umso mehr würde das Gesindel
nachdrängen, es würde nur Tascosas Pöbel, die Betrunken, grobe und schäbige
Männer übrig bleiben. Ihr Ruf würde unwiederbringlich besudelt, und sie wäre
auf jene angewiesen. Die Saloon Girls hatten wenigstens Mickey als Beschützer.
Sie hätte niemanden.
Was für ein Leben würde ihr Kind erwarten, für
immer als Bastard gebrandmarkt? Sie hatten beide keine Zukunft, nicht in
Tascosa, nicht ohne drastische Maßnahmen. Was konnte sie tun? Was wäre das
Beste für ihr Baby? Sie sorgte sich wenig um sich selbst. Ihre Gedanken
kreisten nur um den Schutz des Kindes — um Nate's Kind. Sie weigerte sich, ein
unschuldiges Kind mit Ihrer Sünde zu belasten.
Bei all ihren Seelenqualen tauchte zwischen
den Stimmen der Verzweiflung immer wieder ein Name an die Oberfläche. Wer war
ihr beständiger Freund durch all ihre Missgeschicke? Wer hatte ihr immer wieder
geholfen, trotz ihrer Unbeliebtheit bei den Rancherfrauen?
Sie überwand ihre Scham, ihre Schuld, ihre
blutstarrende Angst (Blut gefriert in den Adern vor Angst) und fasste einen
verzweifelten Entschluss. Wenn sie auf diesem Gebiet keine Hilfe finden könnte,
würde sie einfach umziehen. Vielleicht wieder zurück in den Osten, oder
möglicherweise nach Kalifornien. Irgendwo neu anfangen, wo sie sich eine neue
Identität als Witwe schaffen könnte. Sie wusste nur eins, in Tascosa konnte sie
unter den gegebenen Umständen nicht bleiben.
* * *
Brian war überrascht, als Amanda eines
Morgens, ein paar Wochen nach ihrem Picknick, an die Tür seines Ranch Hauses
klopfte und ein Hausmädchen sie ins Speisezimmer brachte.
"Amanda? Komm herein", sagte er.
"Was führt dich so früh am Morgen hier heraus?"
"Können wir uns irgendwo im Vertrauen
unterhalten?"
"Natürlich." Er ließ sein Frühstück
halb gegessen stehen, ging mit ihr in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür.
Als sie sich gesetzt hatten, sah er ihr fragend in die Augen.
"Ich — ich weiß nicht recht, wo ich
anfangen soll", stammelte sie unbehaglich.
"Am Anfang."
"Als du an Weihnachten um mich geworben
hast, hast du es da ernst gemeint, als du gesagt hast, ich könnte meine Meinung
ändern?"
Er richtete sich in seinem Sessel auf.
"Ja, das habe ich ernst gemeint, und ich meine es immer noch." Er sah
sie neugierig an. "Warum? Willst du mein Heiratsangebot annehmen?"
"Es könnte sein, dass du es zurückziehen
willst." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Insbesondere wenn ich dir
alles erzähle."
Sie wirkte aufgewühlt und ängstlich, aber er
wusste nicht warum. "Amanda, du kannst mir alles sagen. Wir haben zusammen
einiges durchgestanden, du und ich. Also sag es einfach."
"Du weißt, dass Nate und ich verlobt
waren."
"Ja."
Amanda starrte auf den Boden, die Hände
zerknäulten ihr Taschentuch, das Ticken der Großvateruhr erfüllte die Stille.
Schließlich sprach sie so leise, dass er es kaum hören konnte. "Ich trage
sein Kind." Sie hörte auf zu atmen, hob den Kopf um Brian's Reaktion zu
sehen. Ihr Schicksal lag ganz in seinen Händen.
"So", Brian stand auf, in seinem
Kopf drehte sich alles. Ihr Geständnis zerriss ihm die Seele, und ein scharfer
Schmerz durchbohrte ihn. Ein Gefühl von Betrug überkam ihn. Sie hatte auf ihn
so rein gewirkt, und jetzt das? Er fühlte Wut, dass sie ihn nur heiraten
wollte, um ihre eigene schlechte Wahl zu korrigieren. "So",
wiederholte er. "Und der einzige Grund warum du mich heiraten willst, ist
damit das Kind einen Namen hat?"
"Nein, das ist nicht der einzige Grund.
Du hast mir mal gesagt, dass meine Liebe zu dir wachsen könnte, dass du mich
sowieso liebst. Ich glaube dir. Brian, du warst mir so ein guter Freund, als
niemand da war, an den ich mich wenden konnte. Sogar nachdem du wusstest, dass
ich mich für Nate interessierte, bist du mir ein guter Freund geblieben. Nach
seinem Tod, ich weiß nicht, wie ich es ohne dich durchgestanden hätte."
Tränen hingen in ihren Wimpern und wollten an ihrem blassen Gesicht
runterlaufen. Sie nahm sich einen Moment, um ihre Haltung wiederzufinden und
sprach dann weiter.
"In vielem hab ich dich schon lieben
gelernt. Ich weiß, dass du nett und großzügig bist, und ich respektiere dich in
vielerlei Hinsicht, mehr als du denkst. Falls wir also heiraten würden, wäre
ich ehrlich deine Frau, im
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