Tascosa (German Edition)
anbiete?"
"Jetzt hast du mich erwischt. Du hast so
viele Spezialitäten. Schmorfleisch, Brathähnchen… ich weiß nicht. Entscheide du.
Aber ich verlange Blaubeerkuchen zum Nachtisch.
"Blaubeer? In Ordnung. Das lässt sich
machen. Übrigens wollte ich dir danken, dass du mir deine Leute geschickt hast,
die den Speisesaal getüncht haben. Das war doch nicht nötig."
"War mir ein Vergnügen. Wir hatten freie
Zeit und es hat sie vor Langeweile bewahrt. Außerdem soll dein Lokal das beste
Geschäft im Ort sein, oder nicht?"
Darüber musste sie lachen. Letztens passierte
es des Öfteren, dass sie etwas beiläufig erwähnte, was dann "wie durch ein
Wunder" am nächsten Tag auftauchte. Ihr Geschäft lief auch bestens, denn
Brian schickte Freunde und Bekannte zum Essen.
Sie schielte zum Picknick-Korb und gestand,
"ich hab auf einmal Hunger. Was hast du und Joey aus der Speisekammer
geklaut?"
"Wollen mal sehn." Brian lächelte
kurz und nahm nacheinander die Sachen raus. "Schinken, gefüllte Eier,
Brot…" Er wühlte noch tiefer und zog das letzte Teil heraus. "Oh, ich
glaube da haben wir Kirschkuchen. Davon brauch ich Nachschlag." Er
schnalzte spielerisch mit der Zunge, hörte sofort auf, als sie plötzlich ganz
blass wurde, ihr Gesicht verzog sich in herzzerreißender Qual.
"Was? Was hab ich gesagt?"
Sie konnte nicht sprechen. Er wusste nicht,
dass die Erinnerung an Nate, wie er ihren kirschverschmierten Mund geküsst hatte,
sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf und sie am Boden zerstörte. Ihr
Brustkorb zog sich krampfhaft zusammen, sie konnte keine Luft holen. Aber als
sie wieder zu Atem kam, zerriss ihr Schrei die Stille.
Als Brian ihre Qual sah, sprang er zu ihr rüber.
"Oh Amanda, komm her." Er zog sie zu sich heran, sie klammerte sich
an ihn und weinte lange an seiner Brust.
"Schsch. Ich halt dich. Scht",
murmelte er. "Du stehst das durch. Ich bin da. Scht."
Als sie endlich ruhiger wurde, nahm sie sein
Taschentuch, trocknete sich das Gesicht und setzte sich auf.
"Es tut mir so leid, Brian. Ich hab keine
Ahnung woher das kam." Sie tätschelte ihm zerknirscht die Brust.
"Entschuldige dich nicht. Ich bin froh,
dass ich bei dir bin." Er gab ihr eine Minute, um die Fassung zu gewinnen,
bevor er fortfuhr. "Solche Dinge passieren. Zumindest sind sie mir
passiert. Tagelang ging es mir gut, aber dann, irgendwas passierte, oder jemand
sagte irgendwas, und Päng! verlor ich den Boden unter den Füßen. Wann
immer du reden musst, komm zu mir." Er hob ihr Kinn und sah ihr direkt in
die Augen. "Das mein ich wirklich. Jederzeit."
"Danke, Brian. Es könnte dir noch
leidtun, dass du mir das angeboten hast. Ich verfolge dich auf deiner Ranch,
schwätz dir ein Ohr ab, tagelang — vielleicht wochenlang. Keiner von uns wird
noch was geschafft kriegen, und wir gehen beide kaputt." Sie
lächelte über ihren Scherz.
"Wenn du's brauchst, will ich stolz sein
über deine Gesellschaft." Er empfand Befriedigung, weil er ihr Vertrauen
soweit gewonnen hatte. Bis hierher funktionierte sein Plan perfekt.
Kapitel 23 — Meinungsänderung
Seit Amanda's Rückkehr von Ft. Sill waren kaum
zwei Monate vergangen. Und in dieser Zeit hatte sich in ihr ein Verdacht
langsam in Realität verwandelt. Sie konnte nicht länger leugnen, dass sie außer
ihrer Trauer auch Nate's Kind in sich trug. All die Anzeichen, von denen sie
andere Frauen hatte sprechen hören, waren deutlich da. Ihre zwei spontanen
Reaktionen waren so gegensätzlich, dass sie drohten ihr Herz und Seele zu
zerreißen.
Einerseits beglückte sie der Gedanke, dass
etwas von Nate weiterlebte. Vielleicht hätte dieses Baby seine blauen Augen,
sein dunkles Haar. Vielleicht würde es mit dem gleichen starken, guten
Temperament wie sein Vater heranwachsen.
Aber die Realität und ihre persönliche
Situation erschreckten sie. Sie wurde verfolgt von der Erinnerung an die
Treffen mit den Frauen der Rancher.
Estelle, als sie von ihrem Lokal sprach: "Möglich,
aber ich glaube doch nicht, dass das ein Ort ist, wo eine Dame hingehen sollte ."
Opal beim Tanz in der Scheune: "Da
sind all die Männer, die ständig durch ihre Hoftür kommen. Und soviel ich weiß
sieht man Mr. Garza, Mr. Moritz und sogar Mr. McLeod, um nur einige zu nennen,
häufig und zu jeder Zeit ein- und ausgehen ."
Amanda hielt die Hände vors Gesicht, Scham
ließ ihre Wangen purpurrot anlaufen. Sie ärgerte sich, dass dieses
selbstgerechte Geschwätz sich als wahr erweisen würde. Eine unverheiratete
Frau, mit keinem
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