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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Maria Glaser!
    Seit fast 30 Jahren kenne und bewundere ich Sie.
    Ich wohnte berufsbedingt damals in Frankfurt und kann mich noch genau an Ihr Konzert mit Beethovens V. Klavierkonzert erinnern. Es muss im Hochsommer gewesen sein. Ich entsinne mich, mit welchem Elan, vor allem mit welcher Kraft sie spielten. Es war ein wunderbarer Abend, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Ihre Körperbewegungen, an denen man das Kommende schon vorausahnen konnte, und Ihre Konzentration, mit der sie das Publikum in Ihren Bann zogen, waren einzigartig!
     
    Da ich nun über Ihre Homepage viel über Sie weiß, muss ich auch mich vorstellen. Ich hatte den ganz seltenen Beruf des Redenschreibers, nicht für Politiker, sondern für Männer der Wissenschaft, der Wirtschaft etc.
    Immer wenn’s um Karnevalreden oder um Laudationes ging, die unterhaltend und witzig sein sollten, kam ich ins Spiel. Ich war dann häufig bei den Reden auf den hinteren Stuhlreihen dabei und genoss es ungemein, wenn der Redner Applaus erhielt, denn ich wusste ja, letztlich galt dieser meinen Formulierungen.
    Redenschreiber sind ›ultrageheim‹, scheuen die Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser, denn niemand darf wissen, dass die Worte, mit denen Prof. X, Dr.Y oder Aufsichtsratsvorsitzender Z Applaus und Anerkennung erhielt, nicht von ihm selber stammen. Sie finden mich deshalb auch nicht unter Google.
     
    Das Unglück, meine Eltern zu verlieren, hat mich vor elf Jahren allerdings in die Lage versetzt, mich vom schnöden Gelderwerb zu verabschieden. Nun sitze ich seit drei Jahren an einer Biografie über den brillantesten italienischen Gelehrten der Renaissance, Giovanni Pico Baron de Mirandola, der Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz lebte.
     
    Liebe Eva Maria, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich heute noch nicht zu Ihren Fragen, ob man einem Mann trauen darf oder nicht, Stellung nehme.
    Ich kenne Sie und Ihre Gefühle noch viel zu wenig, um Ihnen den Rat in einer fast shakespearehaften Komplikation geben zu können. Wenn ich Sie etwas besser kenne, werde ich mich Ihren Fragen aber nicht verweigern. Ich hoffe jedoch sehr, dass ich irgendwann von Ihnen nicht nur zum Umblättern des Berlinführers benötigt werde!
    Liebe Grüße
    Ihr Ingo
     
    2regenbogen@ web.de
    7. August – 16:52 Uhr
    Lieber Maximilian,
    ein herrlicher Sonntag! Ich verbringe ihn mit Gartenarbeit, die ich sehr liebe und die immer eine beruhigende, ja meditative Wirkung auf mich hat. Wie verbringen Sie eigentlich Ihre Wochenenden? Gibt es da ein Reglement oder fällt jedes We anders aus?
    Ja, was denken Sie denn? Glauben Sie wirklich, dass Sie das einzige Schlitzohr in Berlin sind? Wenn ich will, kann ich es faustdick hinter den Ohren haben! Und ausschließlich als Schlitzohr führe ich meine Korrespondenz mit Ihnen! Und das macht mir ebenso viel Spaß wie Ihnen! Ich entwerfe zwar keine verqueren Theorien über das Kennenlernen, aber wenn man sie so neckisch serviert wie Sie, lese ich sogar armselige Klammerinhalte!
    Augenblicklich bin ich von einer anderen Lektüre gefangen: ›Im Schatten des Windes‹ von Carlos Ruiz Zafon. Sehr spannend und in seinem philosophischen Tiefgang aufwühlend geschrieben. Ich kann Ihnen diesen Roman nur empfehlen, sollten Sie nicht wissen, was Sie lesen sollen.
    Gern und oft beschäftige ich mich sonst mit dem Fin-de-siècle, einer Epoche, die mit ihrer dekadenten Lässigkeit wie mit ihrer Melancholie eine große Faszination auf mich ausübt. Hofmannsthal, Ibsen, Wilde, Tschechow in der Literatur, in der Musik Mahler, Strauss, Sibelius, Wagner und in der bildenden Kunst besonders Beardsley und Klimt.
    Die Wiener Kaffeehäuser jener Epoche, die fantasievollen Maskenbälle in Paris, das Dandytum in England, das macht mir Spaß und weckt meine Vorstellungskraft. Welcher Lektüre geben Sie denn den Vorzug?
    Vom 10.-12.8. besuche ich meinen Sohn in Paris. Damit ich ihm nicht nur von unseren fröhlichen Mails, sondern auch von einer Begegnung beim Wein berichten kann, wäre es mir angenehm, wenn Sie nun mit dem Nachdenken beginnen würden und mir das Resultat mitteilen.
    ›Wenn’s auch ein Cabernet sauvignon sein darf, würde ich über Ihren Vorschlag nachdenken‹, schreiben Sie doch. Also, ich schlage nächsten Dienstagabend oder auch Mittwoch vor. Sie dürfen wählen.
    So, so, eine Ganzkörperaufnahme im Bikini oder noch eine verführerischere Präsentation wünschen Sie sich von mir … Anspruchvoll sind Sie wohl gar nicht.
    Ich

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