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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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in denen vielleicht bei einigen Idealismus der Motor für die Berufswahl war, bedienen sie sich an ihren Privilegien, hängen ihr Fähnchen nach dem Wind, ihr oft korruptes Handeln muss man wohl nicht hinterfragen? Sieh mal nach Italien: Politik für die eigene Tasche!
    ›Alle neueren Erkenntnisse zur Genetik, Anthropologie, Soziobiologie und zum Determinismus gehen doch – im günstigsten Fall – ins eine Ohr rein und beim anderen raus.‹
    Das ist nun völlig falsch! Die sich heute so progressiv darstellen, besorgt und bedeutungsvoll von der Bedrohung durch den Klimawandel sprechen, sind Trittbrettfahrer, die viel zu spät auf einen längst fahrenden Zug aufgesprungen sind! Es waren die Grünen, die Umwelt-, Friedens-, Menschenrechts-, Dritte-Weltprobleme und die Frauenbewegung Mitte der 70er wieder neu bewusst machten, und in dieser Partei fand man die engagierten Kämpfer aus der 68erbewegung wieder. Die Anti-Atomkraft-Bewegung kam von den Alt-68ern, nicht von den etablierten Parteien, denn nirgends, auch nicht innerhalb der SPD, konnten die Atomkraftgegner nennenswerten Einfluss gewinnen, obwohl der Bau von Atomkraftwerken von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde. Erinnerst Du nicht Brokdorf?
     
    ›Politik verdirbt den Charakter‹, sagt der Volksmund, nicht die Politiker. Die zitieren das natürlich nicht.
    »Wir wollten Bonn verändern, aber Bonn hat uns verändert«, sagte eine ehrliche Petra Kelly. Chapeau! Sie sprach somit auch von sich, von der Erfahrung ihrer Veränderung, die sie beklagte. Sie schloss sich nicht aus. Sie wusste und benannte, dass Macht und Privilegien selbst hochidealistisch engagierte Politiker beeinflussen und verführen.
    Deine PDS-Wählerin
     
     
    3. April – 11:23 Uhr
    Caro Barone mio,
    wenn Du heute gegen 17 Uhr vorbeikommen kannst, wirst Du meinen sehr besonderen Freund Heinrich kennenlernen. Ich habe Dir ja schon viel von dieser langen Freundschaft erzählt. Er hat mit meinem Ex-Mann Milan hier in Berlin studiert, beide waren 68er und große Sport- und Musikfreunde. Sie wohnten in einer WG in Kreuzberg zusammen, in der sich eine Etage höher auch Harald Juhnke vorübergehend einquartiert hatte. Natürlich ist Heinrich schon ganz neugierig auf Dich. Wen hat sich Eva da geangelt? Einen Baron? Das allein ist schon verwerflich! Schön wäre es trotzdem, wenn Du was Kleines für uns kochen würdest.
    Baci
    Deine Eva
     
     
    3. April – 14:54 Uhr
    Ja mein Herz und Gnädigste -
    ich eile. Natürlich freue ich mich, nun diesen oft beschworenen Heinrich etwas besser kennenlernen zu können, und ein Ei werde ich schon noch besorgen können.
    Il tuo Barone
     
    3. April – 20:41 Uhr
    Divinissima Maestra,
    Wow!!!
    Sag mal, was war denn vorhin mit Deinem Freund los? Wie kann denn ein deutscher Professor mit Pensionsanspruch so primitiv werden und so unbeherrscht ausrasten? Von frustrierten Taxifahrern in Berliner Eckkneipen ist man ja einiges gewohnt, aber von einem Philosophieprofessor? Und alles nur, weil er meine Frage zur Wirkung der Antibabypille auf das Absinken der Geburtenrate falsch beantwortet hat. Es ist doch keine Schande, wenn man sich mit diesen Zusammenhängen nicht beschäftigt hat.
    Ich glaube, er war schon vorher geladen. Adlig, schlagender Verbindungsstudent – und dann noch Liebhaber seiner alten Freundin! Dass Dich seine Ausfälle so aufgeregt haben, war liebenswert, aber eigentlich nicht nötig. Ich habe das gar nicht so tragisch gesehen und konnte auch bei dem Unfug nicht laut werden.
    Witzig finde ich nur, dass ich meine Alt-68er-Schublade wieder zumachen konnte, denn Heinrich entsprach ihrem Inhalt in vollem Umfang. Vielleicht war meine Polemik von vorgestern doch gar nicht so unbegründet! Jedenfalls hoffe ich, dass Deine anderen Freunde mehr Stil haben.
     
    Trotz unserer heißen Nächte und aufregenden Gespräche finde ich langsam wieder in den Lebensrhythmus eines kleinbürgerlichen, zölibatär lebenden Corpsstudenten zurück und war heute Vormittag recht produktiv.
    Ich freue mich auf unser Liebesnest in Mecklenburg.
    Ich habe eigentlich keine Lust, alleine zu unserem Großfamilientag zu fahren. Ein Wochenende ohne Dich und Deine Gaia ist sicher schlimmer, als fünf Jahre nicht rauchen. Aber warum kommst Du nicht einfach mit? Wenn Du mich so zügig in Deine Mischpoke einführst, solltest Du auch meine dekadente und morbide Familie kennenlernen. Du hast schon Schlimmeres erlebt! Also, was halten Sie davon, Madame adorée?
    Mein Leben hat

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