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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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elektronische Briefe zu versenden und zu empfangen. Deshalb komme ich gerne auf Ihre Anzeige zurück und erhoffe mir eine interessante Antwort. Ich bin eine mehrfache und leidenschaftliche Großmutter, 155 groß, 55 Jahre, sehr schlank und schwarzhaarig und lebe im lieblichen Teil von Steglitz. Ich habe Freude am Leben und suche einen sehr gebildeten, fantasievollen und zärtlichen Partner, mit dem ich alle Facetten des Lebens verwirklichen kann. Meine berufliche Tätigkeit fordert mich, und ich suche Anregung und zugleich Entspannung nicht nur im Alltag.
     
    Auf eine Antwort hoffend bin ich
    Ihre Christine
     
    Meine Antwort:
     
    Liebe Christine,
    herzlichen Dank für Ihre Mail. Wie viele Großkinder beglücken Sie denn mit Ihrer Leidenschaft? Ich habe, bei vier Kindern, erst zwei Enkel! Da sich meine Brut aber vervierfachen will, erwarte ich in den nächsten Jahren weitere vierzehn Enkel. Ich hoffe, mich geistig fit zu halten, und mir alle Namen merken zu können.
     
    (Nun kommt der erste Standardtext, der obige Satz war individuell.)
     
    PS: Sie suchen einen gebildeten, fantasievollen und zärtlichen Partner? Sie erwarten ja eine ganze Menge! Also, zum ersten Adjektiv hatte ich oben schon mein Herz ausgebreitet.
    Vom zweiten verstehe ich nicht mehr als eine klanglose Mülltonne von einem Bach-Oratorium. Um das dritte erfüllen zu können, müsste ich wohl über einen längeren Zeitraum sehr geduldig und verständnisvoll eingewiesen werden.
     
    Ihre Antwort am nächsten Tag:
     
    Lieber Herr Baron,
    herzlichen Dank für Ihre Mail. Ich habe vier Kinder und bereits vier Enkelkinder. Bei uns heißt es eben, seid fruchtbar und mehret euch, damit wir unsere eigene Hausmusik optimal gestalten können. Sie haben sich noch viel mehr vorgenommen, um einer großen Fußballmannschaft mit Ersatzspielern als Familienoberhaupt vorstehen zu können. Geistig fit können Sie sich schon halten, indem Sie mit den Jüngsten Memory spielen, das soll helfen, und ab und an einen Kopfstand machen, dazu werden Sie bestimmt oft aufgefordert. Die Kleinen sind ja immer zu Scherzen aufgelegt, sie werden es bei so vielen Nachfahren schon noch erleben.
    Angela ist eine tüchtige Frau und die Landschaften blühen jetzt in der Sommerzeit auch ohne ihr Zutun, und die lieben Kinderchen können dort schön spielen.
    Wenn die Marktlage so gut ist, wie Sie es erfahren haben, dann können Sie sich glücklich schätzen und sehr gut auswählen, ehe sie die richtige optimale Großmutter an ihre männlich-starke Seite holen, um die gemeinsamen Freuden des kommenden Alters zu erleben.
     
    Konkurrenz belebt das Geschäft, auch im Anzeigenmarkt, und es ist ein Gerangel um attraktive und gebildete Mannsbilder und Frauensleute, die es leider nicht immer mit allen Eigenschaften gibt. Meist fehlt die eine oder die andere Fähigkeit, und man will sich ja auch als Großmutter nicht bescheiden. Einen Fernsehapparat habe ich auch nicht, deshalb suche ich ja einen Großvater, um mir die Zeit mit ihm zu vertreiben, wenn die süßen Kleinen mich gerade nicht brauchen. Fantasie beflügelt meine Gefühle, und ich hoffe nicht, dass Ihr letzter Satz (Anm. als ich das Wort ›zärtlich‹ ansprach) ernst gemeint ist, denn ich bin noch jung und nicht nur leidenschaftlich im Umgang mit meinen lustigen Enkelchen.
    Ich bin eine sehr aktive, temperamentvolle und fantasievolle Großmutter und erhoffe das von dem zukünftigen Großvater an meiner Seite auch.
    Liebe Grüße
    Christine
    Meine Antwort – immer noch am nächsten Tag:
     
    Liebe Christine,
    Donnerwetter, ich erhalte sogar eine Antwort! Ob ich diese denn wirklich verdient habe? (Anm. weil ich doch schrieb, von Zärtlichem keine Ahnung zu haben) Ein Gerangel um attraktive und gebildete Mannsbilder? Na ja, solange mich noch keine in natura gesehen hat, und ich nicht den Mund aufmachen musste, kann das ja stimmen. Wie die ganze Welt, so lebe auch ich nur vom Schein.
    »… Großvater, um mir die Zeit mit ihm zu vertreiben«. So so! Mit memory?
    »Ich hoffe nicht, dass Ihr letzter Satz ernst gemeint ist, denn ich bin noch jung und nicht nur leidenschaftlich im Umgang mit Enkelkindern«.
     
    Erstens: Ich sage alles im vollsten Ernst. Wenn Sie selbst eine aufrichtige und mit tiefstem Gefühl vorgetragene Aussage anzweifeln, wie wird es dann erst mit unaufrichtigen, schnell dahergesagten Meinungen sein?
    Zweitens: Sie sind anscheinend äußerst ungeduldig, wenn Sie nicht bereit sein sollten, einen Großvater über einen

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