Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
ich am Leben bleibe und meine Familie beschütze. Ich will, dass er hier ist und seine Hand noch ein einziges Mal auf meine Schulter legt. Dieses Mal würde ich sie nicht abschütteln oder mich wegdrehen. Dieses Mal würde ich ihn lassen.
Und obwohl es dafür zu spät ist, bin ich hier mit allem, was er mir gegeben hat, und auch das werde ich nicht abschütteln. Vorsichtig löse ich mich von Christina, rutsche vom Bett und laufe den Flur entlang. Mom und Charles sind von dem, was der Computerbildschirm zeigt, gefesselt und heben nicht einmal den Blick, bis ich frage: »Also, was ist euer Plan?«
Meine Mutter schreckt auf, aber Charles dreht sich langsam zu mir um und lässt seinen Blick von meinen nackten Füßen über meine Boxershorts zu meinem T-Shirt und meinen Haaren gleiten, die mir vermutlich zu Berge stehen. »Was können wir für dich tun, Tate?«
»Ich habe gefragt, was Ihr Plan ist, Professor. Sagen Sie es mir, damit ich helfen kann.«
Meine Mutter reibt sich die Augen und spricht mit matter Stimme. »In meinen alten Dateien haben wir nicht viel gefunden. Nichts über die Funktionen an der Außenseite, wie zum Beispiel diese Reihe von Anschlüssen an der Seite. Deshalb versuchen wir, auf ein paar der Dateien zuzugreifen, die auf dem Server deines Vaters liegen. Das dauert ein bisschen.«
Ich werfe Charles einen Blick zu. »Und wofür genau brauchen Sie Dads Dateien?«
»Weil wir für den Fall, dass wir die Kontrolle über diese Technologie verlieren – und wir tun unser Bestes, damit das nicht passiert –, sie in- und auswendig kennen wollen, damit derjenige, der das Gerät hat, nicht der Einzige ist, der Macht hat.«
»Sie glauben, es kann nachgebaut werden?« Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist, aber Charles sieht bei dieser Aussicht irgendwie aufgeregt aus.
Meine Mutter schaut stirnrunzelnd zu Charles, bevor sie meine Frage beantwortet. »Wir wissen nicht, was möglich ist, solange wir nicht wissen, wie er es zusammengesetzt hat und ob er dabei einzigartige H2-Artefakte verwendet hat oder Nachbildungen. Zum jetzigen Zeitpunkt gilt, dass wir umso mehr Druck auf beide Seiten ausüben können, je besser wir Bescheid wissen, also werde ich nicht eine Minute dieser Zeit vergeuden.«
Druck. Das hört sich gut an. »Wieso habt ihr mich nicht gefragt, ob ich helfen kann?«
Charles lässt ein ersticktes Lachen vernehmen. »Deine Mutter hat einen Doktor in Biochemie und kriegt es nicht raus, also weiß ich nicht, wieso du …«
»Nein, Charles«, unterbricht sie ihn, bevor ihr Blick auf mir verweilt. »Glaubst du, du könntest es rauskriegen? Es ist ziemlich kompliziert.«
Ich verdrehe die Augen. »Kompliziert? Mom, du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin. Und Dad hatte auch keinen blassen Schimmer. Er hat es mir so gut beigebracht, dass nicht mal er wusste, dass ich sein System schon längst gehackt hatte. Mag sein, dass ich nicht alles gefunden habe, aber ich wusste ja auch nicht, wonach ich suchen sollte.«
Charles wirkt fasziniert. »Glaubst du, du kommst durch seine Firewall?«
Ich lächele. »Ist es Triple- DES ?«
Meine Mom wendet sich wieder dem Computerbildschirm zu. »Ich denke schon«, murmelt sie. »Die Sicherheitsvorkehrungen deines Vaters sind viel raffinierter als früher.«
»Darf ich mal?« Sie überlassen mir die Tastatur, und ich tunnele das System über den Back-up- UDP -Port, um den Zertifikatsschlüssel zu besorgen. »Ich krieg euch da rein.«
Mit dem Schlüssel bekomme ich Zugriff auf das System meines Dads und lasse meine Mom den Dateien nachjagen, die sie haben will, indem sie relevante Suchbegriffe verwendet. Nach ein paar Minuten zeigt sie auf den Monitor. »Ich glaube, die hier wären hilfreich, aber ich kann sie nicht öffnen. Sie sind verschlüsselt.« Charles, der die letzten paar Minuten still war, sieht mich hoffnungsvoll an.
Ich zucke die Achseln. »Ich kann sie entschlüsseln, aber das dauert eine Weile.«
»Eine Weile?« Er lässt den Kopf hängen, seine Finger umklammern die Armstützen seines Rollstuhls.
Meine Mutter legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, die Nacht war schon lang. Willst du ins Bett gehen und Tate und mich weitermachen lassen?«
Charles hebt den Kopf. »Nein. Wie du gesagt hast: Wir können nicht eine Minute verschwenden.«
Er sieht mich eindringlich an und ich starre zurück. Meine Mom kennt ihn zwar schon seit Jahren und vertraut ihm, doch ich habe nicht die Absicht, mich zurückzulehnen und ihn ohne mich die Sachen
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