Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
Kampf zu überstehen, die nächste Minute zu überstehen.
Und für mich hat die Welt im Moment die Größe dieses Bettes, wo es nur mich und Christina gibt, auch wenn es sich anfühlt, als sei sie in einem anderen Universum. Nichts zählt mehr, als das zu überstehen. Was auch immer das ist.
Ich weiß nicht, wer von uns zuerst nach dem anderen greift, denn es hat den Anschein, als hätten wir zur selben Zeit dasselbe gedacht. Lust. Verlangen. Ich weiß nicht, wer angefangen hat, aber ihre Lippen sind auf meinen, und ihre Hände sind auf meinem Körper, und alles andere ist ausgeblendet. Mein Herz schlägt gegen meine Rippen, als sie sich auf mich setzt, und durch den dünnen Stoff ihres Kleides kann ich die Hitze spüren, die sie ausströmt. Sie umschlingt mich und erstickt mein Bewusstsein für alles andere. Sie wickelt ihre Finger in meine Haare und küsst mich hartnäckig und verzweifelt, wobei sie mich so dicht an sich heranzieht, dass alles, wozu ich noch imstande bin, ist, mich zu kontrollieren.
Aber das scheint sie gar nicht zu wollen. Dieses Mal nicht, heute Nacht nicht. Sie nimmt meine Hand, schiebt sie über ihre Hüfte, drückt meine Finger gegen ihre Haut, schiebt den Rock über ihre Beine. Dann senkt sie den Kopf, und ihre Zunge ist an meinem Hals, und ihre Zähne sind auf meiner Haut, und dann ist es vorbei. Kein Wettkampf. Ich hab keine Ahnung, was sie will, aber ich werde ihr alles geben.
Ich greife den Stoff ihres Rockes, der um ihre Knie gewickelt ist. Als meine Finger endlich die weiche Haut ihrer Oberschenkel berühren, ist es so, als hätte ich das seit Tausenden von Jahren gebraucht. Ich weiß, dass sie spüren muss, wie sehr ich sie will, doch sie zieht sich nicht wie sonst zurück, wenn wir an diesen Punkt gelangen.
Tatsächlich scheint sie entschlossen zu sein, die Dinge weiter voranzutreiben.
Dieser letzte Gedanke schlägt seine Reißzähne tief irgendwo hinten in mein hormongetränktes Hirn. Sie scheint … entschlossen. So geht sie mit Dingen um, die sie herausfordern, sie frustrieren. Die geht sie frontal an; sie kämpft, bis sie siegt. Und so fühlt es sich an, als sie mein Hemd hochschiebt, als ihre Fingernägel über meinen Bauch und meine Rippen kratzen. So aufregend diese Empfindung auch ist, es ist, als würde sie mich bekämpfen, und nicht, als würden wir etwas zusammen machen, und ich weiß nicht …
Eine Träne kullert von ihrem Gesicht und trifft mich an der Wange und wir beide erstarren. Sie fängt sich als Erste wieder und schafft es, halb vom Bett zu klettern, bevor ich ihr einen Arm um die Taille schlinge.
»Nicht«, sage ich und klinge, als wäre ich meilenweit gerannt.
»Was nicht?«, erwidert sie mit Reibeisenstimme.
Ich packe sie fester, denn so, wie sie auf der Bettkante kauert, jeden Muskel angespannt, ist sie bereit abzuheben. Und in meinem derzeitigen Zustand habe ich kaum Chancen, sie zu erwischen. »Einfach … nicht. Nicht gehen. Nicht weglaufen. Nicht … ich weiß nicht.«
Ich lege meine Stirn zwischen ihre Schulterblätter. Das Kleid riecht jetzt wie sie, der berauschende Mandelduft ihrer Haut, der schwache honigsüße Hauch ihres Schweißes, und ich atme ihn ein, als würde ich ersticken. »Du bist mir ungefähr fünf Schritte voraus«, sage ich mit abgehackter Stimme. »Du musst zurücklaufen und mich abholen.«
Sie sackt gegen meinen Arm, als wäre der gesamte Kampfgeist aus ihr herausgeprügelt worden, und ich ziehe sie wieder an mich. Ich schaudere wegen des Adrenalinüberschusses der letzten paar Minuten, aber sie zittert total. Ihr ganzer Körper bebt, weil ihn ein Schluchzer nach dem anderen verlässt. Ich habe sie noch nie so durchdrehen sehen. Ich will es verstehen, wieder in Ordnung bringen, sofern ich das kann, doch als die Minuten vergehen, ohne dass es ein Anzeichen dafür gibt, dass ihre Tränen versiegen, fühle ich mich machtlos, irgendetwas anderes zu tun, als es auszusitzen.
Langsam und behutsam, aus Angst, sie könnte wegrennen, wenn ich eine falsche Bewegung mache, lege ich mich auf die Seite und ziehe sie mit. Ich nehme sie in den Arm und neige den Kopf über ihr Gesicht. »Bitte sprich mit mir«, bringe ich schließlich hervor.
»Ich habe gehört, was deine Mutter gesagt hat. Ich war wach.«
Ich quäle mein Hirn, spule den Tag zurück und versuche herauszukriegen, wovon zum Teufel sie da redet, denn egal was es ist, es ist …
»Als sie sagte, es sei das Beste, dass ich bald aufs College gehe. Damit wir weit voneinander
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