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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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dagegen?«, fragt sie ihn.
    Er rollt zu ihr rüber, und sie fangen an, leise miteinander zu reden. Es ist, als wären Christina und ich überhaupt nicht hier. Ich werfe einen Blick zu Christina hinüber. Sie sieht aus, als könnte sie bei dem geringsten Wort, bei der geringsten Berührung in tausend Stücke fallen. Und wie bei allem anderen, so bin ich mir auch hier ziemlich sicher, dass das meine Schuld ist.
    »Ich brauche eine Dusche«, platze ich heraus. Was ich wirklich brauche, ist ein Vorwand, um aus diesem Raum herauszukommen.
    Charles wendet sich uns zu, der grauweiße Schein seines Computerbildschirms spiegelt sich in seinen Brillengläsern. »Das Gästezimmer ist den Flur entlang auf der rechten Seite. Und ich glaube, mein Sohn hat bei seinem letzten Besuch ein paar Dinge dagelassen, die dir passen könnten.« Er schaut auf meine nackten Füße. »Vielleicht sogar ein Paar Slipper. Bedien dich.«
    Christina hat sich nicht bewegt. Sie sendet deutliche Fass-mich-nicht-an-Schwingungen aus. Ich möchte helfen, habe aber zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, wie ich irgendwas in Ordnung bringen soll. Und wenn man bedenkt, dass ich seit sechsunddreißig Stunden nicht geschlafen habe, hab ich auch gar nicht genügend Energie, es auch nur zu versuchen. Meine Arme und Beine sind totes Gewicht, bloße Anhängsel meines Körpers. Ich habe im Moment keinen Kampfgeist mehr in mir. Ich denke an etwas, das General Patton einmal gesagt hat, darüber, dass der Körper niemals müde wird, wenn der Geist nicht müde ist … und das ist es. Mein Geist ist müde. Alles an mir ist müde. Also laufe ich den Flur hinunter, auf der Suche nach mehreren Hundert Litern heißen Wassers, in dem ich mich ertränken kann, und hoffe, dass die Welt, bis ich wieder auftauche, wieder ins Lot gekommen ist.

ZWEIUNDZWANZIG
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich unter der Dusche stehe, doch bis ich mich herausschleppe, ist das Wasser kalt geworden. Die Wanduhr verrät mir, dass es beinahe zehn ist. Als ich endlich in den Flur stapfe, bekleidet mit flotten gestreiften Boxershorts und einem Virginia-Cavaliers-Shirt, kann ich aus dem Wohnzimmer die gedämpften Stimmen von meiner Mom und Charles hören, die über irgendetwas diskutieren. Es klingt, als könne es noch Stunden so weitergehen, also gehe ich schnurstracks auf das Gästezimmer zu, weil ich denke, dass Christina vielleicht …
    Sie sitzt auf dem Bett. Sie trägt immer noch das Kleid von der Bishop-Party, aber die gelockten Enden ihrer Haare sind feucht, und im ganzen Raum riecht es nach Seife. Ich schätze mal, sie hat in einem anderen Badezimmer geduscht.
    »Hey«, sagt sie.
    »Hey.« Ich setze mich auf die Bettkante.
    »Ich bin nicht richtig müde.« Sie klemmt sich die Haare hinter das Ohr und rutscht rüber, bis sie mit dem Rücken am Kopfende lehnt. Dann zieht sie die Knie an die Brust und streift den Rock ihres Kleides darüber, sodass nur noch ihre lackierten Zehennägel darunter hervorlugen.
    Sie hat mir noch nicht in die Augen gesehen, seit ich reingekommen bin.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, frage ich.
    In meinem Kopf flehe ich sie an. Bitte sei in Ordnung. Bitte. Denn bei mir ist nicht alles in Ordnung und ich brauche ihre Hilfe. Ich will von ihr hören, dass wir das zusammen durchstehen. Und als das nicht passiert, weckt das in mir den Wunsch, etwas zu zertrümmern oder so schnell und so weit zu rennen, wie ich kann, bis meine Lungen schlappmachen und ich ein paar Hundert Kilometer zwischen mich und diese Mauer der Anspannung gebracht habe, die zwischen uns entstanden ist.
    »Mir geht’s gut«, sagt sie mit Blick auf ihre Knie. »Keine Sorge.«
    Mit ihr ist definitiv nicht alles in Ordnung.
    Ich rutsche an der Bettkante entlang bis zum Kopfende, wo ich mich ebenfalls anlehne, sodass wir beide durch den Raum auf den altmodischen Teppich blicken, der an der Wand hängt. Er stellt eine Kampfszene dar. Ein römischer Soldat in roter Tunika steht vorne. Seine Brust und seine Schultern sind gepanzert, das Schwert hat er über seinen Gegner erhoben, der mit einem Dolch in der Hand im Schmutz liegt. Der blau gekleidete Feind starrt trotzig und entschlossen zu dem Römer hinauf. Er mag am Boden liegen, aber aufgegeben hat er noch nicht. Um die beiden herum sind überall Männer auf Pferden, Männer zu Fuß, alle im erbitterten Zweikampf mit einem Gegner. Aber die Welt dieser beiden ist jetzt auf die Größe der Schmutzlache begrenzt, in der sie sich befinden. Nichts zählt mehr, als den

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