Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
Schulter zu schauen, um zu sehen, ob Christina noch da ist, ob sie zu mir herüberschaut oder ob sie fortgelaufen ist. Solange ich hier stehe und als Gesellschaft nur diese beiden Tiger habe, ist es beinahe unmöglich, meinen Verstand im Zaum zu halten.
Zwei graue Limousinen rollen gemächlich die Ivy Lane entlang und parken dann am Straßenrand. Ich blinzele in ihre Richtung, weil das Sonnenlicht von ihren Scheiben reflektiert wird. Doch sobald Braytons weißblonder Schopf auftaucht, zieht sich wieder alles in mir zusammen. Er ist hier und es ist Zeit. Er und vier andere Typen, die alle leger gekleidet sind, mit Golfhemden, Blazern und kakifarbenen Hosen, klettern aus dem Auto und kommen auf mich zu. Anhand der Ausbuchtungen an ihren Taillen und Handgelenken kann ich erkennen, dass sie bewaffnet sind, aber das muss nicht unbedingt ein Grund zur Beunruhigung sein. Mein Vater hat das Haus auch niemals ohne Waffen verlassen. Mehr als die Waffen stören mich ihre Sonnenbrillen, die mich daran hindern, ihre Augen zu sehen. Doch Brayton nimmt seine Brille ab, während er auf mich zuläuft. Seine eisblauen Augen glänzen wässrig. Er streckt die Arme aus.
»Tate«, sagt er ruhig. »Es tut mir so leid.«
Ich verschränke meine Arme vor der Brust. »Danke, Mr Alexander.«
Er lässt die Arme seitlich fallen, als er begreift, dass ich nicht vorhabe, hier eine Reihe von Umarmungen unter Männern auszutauschen. »Nenn mich Brayton. Dein Vater und ich waren gute Freunde, und ich hoffe, dass du und ich auch Freunde werden.« Er neigt den Kopf und versucht, unter den gesenkten Rand meiner Baseballmütze zu schauen. »Herrgott, Tate. Was zum Teufel ist denn mit dir passiert? Alles in Ordnung?« Er tritt vor, und die rundlichen, weichen Konturen seines Gesichts verändern sich, als sich wachsende Besorgnis darauf breitmacht.
Ich schiebe die Hände in die Hosentaschen. »Wir hatten in Secaucus einen Unfall. Es ist echt nur eine blutende Nase. Aber da waren … Jemand hat uns gejagt.«
Alle Golfhemd-Typen sind angespannt, genau wie Brayton. »Race Lavin«, knurrt er.
»Er hat meinen Vater umgebracht«, sage ich. Eigentlich habe ich keine Ahnung, wer die Schüsse abgefeuert hat, die Dad getroffen haben. Ich weiß nicht mal mehr, ob Race eine Waffe in seinen Händen gehalten hat, aber er ist derjenige, den ich für den Tod meines Vaters verantwortlich mache.
Braytons Nasenflügel blähen sich auf, als er langsam einatmet. Ich glaube, er beißt die Zähne zusammen, aber das ist schwer zu sagen, weil die Haut in seinem Gesicht so dick ist.
»Er muss gewusst haben, wie wichtig die Erfindung deines Vaters ist, wenn er sie sich selbst holen wollte. Aber woher wusste er, wo sie war?«
»Ich glaube, mein Spieltheorielehrer arbeitet für ihn.«
Er weicht zurück. »Was? Sie hatten einen Agenten an deiner Schule ?«
»Sie haben doch überall Agenten, oder? Woher soll ich wissen, dass Sie keiner von ihnen sind?«
Ist das der Grund, weshalb mein Vater ihm nicht vertraut hat?
Brayton reißt einen Moment die Augen auf, dann lacht er. »Dein Vater hat dir nichts über unsere Familien erzählt, oder?«
Nein, aber mein Vater hat mir sowieso nie irgendwas erzählt , also überrascht mich das auch nicht. »Klären Sie mich auf«, sage ich.
Brayton fährt sich mit der Hand über die Haare, nur um dann vorsichtig die verirrten Strähnen wieder glatt zu streichen und an die richtige Stelle zu legen. Es ist eine akribische, präzise kleine Bewegung. Ich könnte wetten, dass er sie ungefähr hundertmal am Tag macht. Es ist einer dieser persönlichen Ticks, die sofort ins Kleinhirn einprogrammiert werden.
»Wir sind verwandt, Tate«, sagt er dann. »Cousins dritten Grades, glaube ich, väterlicherseits. Die meisten Mitglieder der Fünfzig sind Verwandte, wenn auch nur entfernte.«
»Die Fünfzig?« Oh. Aber du musst auch vorsichtig sein, was die Fünfzig …
Brayton lächelt. »Ich nehme an, dein Vater hatte es dir noch nicht erzählt. Die Archers sind eine der wenigen Familien auf dem Planeten, die eine rein menschliche Linie haben, die sich bis in die Zeit vor der H2-Invasion zurückverfolgen lässt. Die Alexanders ebenfalls. Wir kümmern uns umeinander, helfen einander. Ich werde auf dich aufpassen, als wenn du mein eigener Sohn wärst. Das Erste, was wir tun müssen, ist, die Erfindung deines Dads wieder in den Untergrund zu bringen. Es liegt auf der Hand, dass Race sie haben will. Und das heißt, dass sie für die H2 strategisch von
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