Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
auf Christinas Schoß und mein Magen verknotet sich. Angst ist ansteckend. Ich bin in Versuchung, meine Mom nach einer Valium zu fragen. Oder ihr eine anzubieten.
Christina nimmt die Ohrhörer raus. »Alles in Ordnung, Frau Dr. Archer?«
»Wenn wir erst mal aus diesem Stau raus sind, geht’s mir besser.« Die Stimme meiner Mutter ist gleichmäßig, aber ihre Schultern sind angespannt.
Da steht ein staatlicher Polizist vor seinem Streifenwagen und beobachtet die vorbeifahrenden Autos, Lastwagen und Motorräder, wobei er ab und zu jemanden rauswinkt, der dann das Fenster runterlassen und seinen Pass vorzeigen muss. Seine Hutkrempe hat er sich ins Gesicht gezogen, weshalb ich seine Augen nicht sehen kann, was schon genügt, um mich mit einer nervösen, kranken Art von Energie zu erfüllen.
»Du zappelst herum, Tate«, stellt meine Mutter fest. »Setz dich bitte nach hinten.«
Das mache ich und bin einen Moment lang glücklich, mich ihrer Führung zu überlassen. »Dad meinte, Race arbeitet für die Regierung«, erzähle ich, während ich mich neben Christina anschnalle. »Aber als er in der Schule aufgekreuzt ist, war dieser Typ von der New Yorker Polizei bei ihm. Als würde er mit ihnen zusammenarbeiten.«
Meine Mom nickt. »Race gehört zum Kern und ist in New York postiert. Offiziell ist er Mitglied der CIA . Aber soweit wir wissen, betreibt er seine eigene Spezialeinheit. Dein Vater hat sich über die Jahre hinweg ein paarmal mit ihm getroffen.«
»Wusste er von dem Scanner? Er ist so schnell an der Schule aufgetaucht.«
Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Nein, aber wenn man beurteilt, wie er mit den Dingen umgeht, dann denke ich, dass dem Kern – oder zumindest Race – klar ist, dass der Scanner mit ihrer Technologie gebaut wurde. Sie ahnen offenbar, was er kann. Die Familie deines Vaters hat die H2-Artefakte jahrhundertelang geheim gehalten, aber ich frage mich wirklich, ob der Kern auf der Suche danach war, weil sie so schnell reagiert haben. Und ich denke, dass Fred das vielleicht auch gewusst hat und deswegen so bedacht darauf war, den Scanner geheim zu halten.«
Und ich hab es herausposaunt und Dads Tod verursacht. Ich schließe die Augen und stütze die Ellbogen auf die Knie. Meine Mom scheint zu spüren, was mit mir los ist, denn sie sagt: »Tate, ich habe nicht davon gesprochen, was gestern passiert ist. Die wenigen Menschen, mit denen Fred über den Scanner geredet hat, haben ihn mit dem Gefühl zurückgelassen, betrogen worden zu sein. Die einzige Ausnahme war George. Jeder von uns hatte seine eigenen Ideen, was mit der Technologie angefangen werden sollte.« Sie seufzt und auf ihrem Gesicht zeichnen sich Schmerz und Bedauern ab. »Er hatte so ein großes Verantwortungsgefühl. Er war entschlossen, zu verhindern, dass wegen seiner Erfindung Menschen sterben würden.«
Nun haben sich die Dinge anders entwickelt und Dad war selbst das erste Todesopfer.
Ich versuche gerade, den Mut aufzubringen, sie zu fragen, was sie getan hat, dass sich mein Vater betrogen fühlte, als Christina einwirft: »Was, wenn diese Cops da vorne speziell nach uns suchen?«
Junge, sie klingt so verängstigt. Als würde sie den gestrigen Tag noch einmal durchleben. Wieder überrollt mich eine Welle von Schuldgefühlen.
Mom starrt den Cop am Kontrollpunkt an. »Schon möglich. Aber Race will nicht, dass andere Leute – ob H2 oder Menschen – den Scanner suchen oder enthüllen. Wahrscheinlich nutzt er gerade jede verfügbare Ressource, um zu vertuschen, was gestern an eurer Schule passiert ist. Wenn ihr von jemand anderem als ihm erwischt werdet, riskiert er, die Kontrolle über den Scanner zu verlieren.«
»Vielleicht sollten wir an die Öffentlichkeit gehen«, schlage ich vor. »Es ist doch okay, in einem öffentlichen Theater ›Feuer‹ zu schreien, wenn da tatsächlich ein Feuer ist, oder?«
Meine Mutter runzelt die Stirn. »Der Vergleich hinkt. Was Race gerade macht, macht der Kern schon seit Jahrhunderten. Er will die Bedrohung des Status quo eliminieren und die Technologie der H2 zurückgewinnen. Wir müssen gründlich nachdenken, bevor wir entscheiden, wie wir vorgehen.« Sie sieht mich über ihre Schulter hinweg an. »Wenn wir in Charlottesville ankommen, denk ich mir was aus.«
»Wir denken uns was aus«, sage ich mit erstickter Stimme.
Eine weitere Sekunde lang ruht ihr Blick auf mir, bevor sie sich wieder dem Lenkrad zuwendet. »Wenn das hier eklig wird, überlass das Reden bitte mir.«
»Gut.« Ich
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