Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
lächelt und schaltet den Scanner ein. Blaues Licht strömt über seinen Beachball von Bauch. Er neigt den Kopf, richtet das Gerät dann auf meine Mutter, wodurch er ihre olivfarbene Haut kurzzeitig in ein Saphirblau taucht. Dasselbe macht er mit mir und dann mit den Zwillingen. Alle blau. Es wirkt wie eine verklärte Taschenlampe, und ich entspanne mich ein wenig, als ich sehe, wie sich die Zwillinge gelangweilt an die Bücherregale lehnen.
Rufus schaltet den Scanner aus und ist das Gegenteil von gelangweilt. »Ich glaub’s ja nicht«, sagt er sanft. »Den hat er gemacht, oder?«
In Gedanken notiere ich mir, dass ich diesen Kerl nicht noch einmal unterschätzen sollte.
»Ja«, sagt meine Mutter, deren Gesichtsausdruck wenig preisgibt.
Rufus schüttelt den Kopf und hält den Scanner hoch. »Er hat seit Jahren daran gearbeitet.« Er wirft meiner Mutter einen schnellen Blick zu. »Ja, ich war einer der wenigen, denen er davon erzählt hat. Aber jetzt weiß der Kern von seiner Existenz und sie wollen ihre Technologie zurück.«
»So ist es«, bestätigt meine Mutter. »Sie hatten kaum von dem Scanner erfahren, da waren sie schon hinter ihm her.«
Seine Wangen röten sich. »Du weißt, was sie tun werden, wenn sie ihn kriegen.«
Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Mit Sicherheit wissen wir gar nichts. Es gibt viele mögliche Gründe, warum er ihnen so wichtig ist.«
Rufus starrt meine Mutter eine ganze Minute lang an. So lange, dass ich ihre Hand packen und mit ihr wegrennen will. Sein Gesicht hat einen fleckigen rosa Farbton angenommen, als er fragt: »Denkst du, sie stellen ihn in ihr Museum für außerirdische Erbstücke?« Und dann fängt er an zu lachen.
Zuerst ist es nur ein Glucksen, aber lange dauert es nicht, bis er sich unter schallendem Gelächter krümmt und den Bauch hält. »Du warst schon immer so liberal, Mitra. Wie alle Shirazis. Aber … du bist immer noch mit ein paar von ihnen befreundet, oder?«
Mein Magen verkrampft sich. Ist sie das?
Rufus richtet sich auf und lacht nicht mehr. »Fred hat mir erzählt, dass du ihn ein paar von ihnen vorstellen wolltest. Du bist blind für ihr wahres Wesen.«
Meine Mutter steht absolut still und beobachtet Rufus mit einem Lächeln im Gesicht. Ich frage mich, ob sie sich ausmalt, wie sie ihm heute Abend ein paar Dutzend Valium in seine heiße Schokolade fallen lässt.
»Ich bin Wissenschaftlerin«, sagt sie, »und ich glaube an Dinge, für die ich Beweise habe.«
»Ich frage mich, ob das Blut auf dem Hemd deines Sohnes Beweis genug für die Absichten des Kerns ist.« Er zeigt auf mich und ich schaue an mir herab.
Und plötzlich wünsche ich mir, ich hätte das nicht getan. Schon wieder bin ich mit dem Blut von jemandem bedeckt, den ich liebe.
»Gehe einfach mal davon aus, dass ich die Risiken sehe und versuche, vorsichtig zu sein«, sagt meine Mutter mit ruhiger Stimme. »Andernfalls hätte ich dem Kern den Scanner unverzüglich übergeben.«
»Was würden sie tun, wenn sie ihn hätten?«, frage ich.
Rufus sieht mich abschätzig an. »Bis jetzt konnte niemand den Unterschied zwischen Mensch und H2 erkennen, aber damit … Es ist eine Möglichkeit, es schnell zu erfahren. Stell dir mal vor, was das verändern könnte.«
»Sie könnten mir aber auch einfach sagen, was Sie denken.«
Seine Augen verengen sich. »Als sie zum ersten Mal hierherkamen, gab es nicht viele von ihnen, und so war es überlebenswichtig für sie, sich mit der Urbevölkerung zu paaren, um ihr eigenes Aussterben zu verhindern. Aber inzwischen gibt es mehr von ihnen als von uns.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich höre die ganze Zeit bloß, dass die meisten H2 nicht einmal wissen, dass sie H2 sind. Diese Kern-Gruppe will doch, dass die Leute nicht einmal erfahren, dass es überhaupt H2 gibt, oder? In anderen Worten, sie wollen nicht, dass sich etwas ändert.«
Rufus entfährt ein spitzes, bellendes Lachen. »Falsch. Nur weil sie die Leute im Dunkeln lassen wollen, heißt das noch nicht, dass sie keine Veränderung wollen. Mit dieser Technologie könnten sie uns in einer einzigen Generation herauszüchten. Natürlich würden sie es so leise tun, dass niemand merken würde, was da vor sich geht, aber täusch dich nicht – sie würden uns auslöschen. Sie glauben, dass sie überlegen sind. Sie denken, sie tun der Welt einen Gefallen, indem sie ihre Aliengene verbreiten.« Er mahlt jetzt förmlich mit den Zähnen und sein Gesicht ist tomatenrot.
Ich kann nicht sagen, ob er genial
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