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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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Gästehütte. Dort kannst du dich ausruhen, während sich das Alexander-Mädchen erholt. Ich lasse dir ein paar Klamotten und Lebensmittel bringen.« All das sagt Rufus zu mir, als wäre meine Mutter gar nicht im Raum.
    Dann entlässt er uns und wir werden zurück in den Flur geführt. Ohne unsere Telefone und den Scanner fühle ich mich unglaublich verletzlich, aber auch mächtig verwirrt. Rufus sagte, mein Vater sei wie er gewesen. Aber Rufus scheint so voller Hass zu sein und mein Vater wirkte bloß … kalt. Und doch sah er alles andere als kalt aus, als er Race in meiner Schulcafeteria erblickte, also hat er die H2 vielleicht doch so sehr gehasst, wie Rufus gesagt hat. Aber eine Sache hat er klargemacht: Ein schonungsloser Kampf mit den H2 war nicht das, was er wollte. Und meine Mutter – sie hat Freunde, die H2 sind. Im Moment habe ich Schwierigkeiten, das zu begreifen. Nach allem, was wir durchgemacht haben, ist es schwer zu glauben, dass die H2 irgendetwas anderes als unsere Feinde sind.
    Manchmal vergesse ich, dass auch Christina eine von ihnen ist.
    Doch sobald ich wieder daran denke, füllt die Anspannung mich aus wie flüssiger Stahl. Was, wenn David es herausfindet? Was, wenn sie den Scanner benutzen, den Rufus soeben beschlagnahmt hat? Was würden sie dann mit ihr machen?
    Ganz leise flüstere ich meiner Mom diese Fragen auf Persisch ins Ohr, der Sprache, die sie mir beigebracht hat, als ich ein Kind war.
    Sie sieht mich merkwürdig an, vielleicht, weil ich mich in den vergangenen vier Jahren geweigert habe, in ihrer Gegenwart persisch zu sprechen. Dann sieht sie sich um. » Nguran nbash «, flüstert sie. Mach dir bitte keine Sorgen .
    Ich schaffe es, im beinahe leeren Speisesaal ein Truthahnsandwich hinunterzuschlucken. Meine Mutter scheint genauso angespannt zu sein, aber sie verbirgt es ziemlich gut. Sie versucht, sich mit Esther anzufreunden, einer aus der Crew, die uns hergefahren hat, und Esther scheint sich gerne auf ein Gespräch einzulassen. Sie stellt meiner Mom eine Menge Fragen über einige der anderen Familien der Fünfzig, denn die Bishops verstecken sich schon eine ganze Weile hier.
    Esther hat ein schüchternes Lächeln und schlechte Zähne, und ich frage mich, wie es wohl ist, das ganze Leben hier zu verbringen, weit entfernt von der echten Welt und den Errungenschaften der modernen Zahnmedizin.
    Sie bringt uns zum Seitenausgang des Speisesaals und zu einem Gehweg, der zu einer Reihe von Hütten am östlichen Ende der Lichtung führt. Der Regen hat aufgehört und einige Leute schlendern umher. Ein paar kleine Jungen rennen vorbei. Sie haben Angelruten auf den Schultern und Eimer in den Händen und laufen auf die südliche Ecke der Lichtung zu, etwa dorthin, wo wir angekommen sind. Einige von ihnen tragen keine Hemden und sind sonnengebräunt, doch zwei von ihnen haben lange Hosen und dunkle Kapuzenjacken. Sie lachen und plappern miteinander, erzählen sich Witze, die ihre Eltern sicherlich verärgern würden, und plötzlich vermisse ich Will so sehr, dass meine Kehle eng wird. Vor ein paar Tagen hatten wir sie auch noch, die Fähigkeit, die Welt als einen riesigen Vergnügungspark zu betrachten. Jedes Mal, wenn ich mit ihm zusammen war, ließ er mich vergessen, was mich zu Hause erwartete, und meine größte Sorge war es, mir vor Lachen nicht in die Hose zu pinkeln. Das habe ich jetzt verloren; die Ereignisse der letzten Tage haben es mir geraubt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Will jemals wiedersehen werde.
    Wir laufen an einer jungen Frau mit Kinderwagen vorbei. Der Kinderwagen ist mit einer dicken, dunklen Blende abgedeckt, sodass ich nicht erkennen kann, ob tatsächlich ein Kind darin liegt. Als wir vorbeilaufen, starrt die Frau mich mit offenem Mund an.
    Wahrscheinlich weil ich aussehe, als hätte ich gerade jemanden mit einer Axt ermordet.
    Ein paar Typen, die meisten in Shorts und T-Shirts, stiefeln vorbei. Sie schieben Sackkarren, auf denen sich Schachteln stapeln, und reden über irgendeine bevorstehende Versammlung. Als ich das Wort H2 aufschnappe, versuche ich, genauer hinzuhören. Aber da sind die meisten schon an uns vorbei. Der letzte Kerl aus der Reihe trägt lange Hosen und ein langärmeliges Kapuzenshirt.
    »David?«
    Der Typ wendet den Kopf. Er hat dieselben roten Haare, dieselbe blasse Haut mit den Sommersprossen, dieselben blutunterlaufenen Augen. Aber es ist nicht David. Dieser Typ hat tiefe Verletzungen auf beiden Wangen, verkrustet und braun mit tiefroten

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