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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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nicht.«
    »Sie wollte nur wissen, wo du bist«, sagt David, der in der Türöffnung steht und mir das Herz in die Hose rutschen lässt, während ich mich frage, wie lange er da schon steht. In der Hand hat er ein kleines Stahltablett mit einem Papierbecher darauf. Er hält das Tablett hoch. »Paracetamol.«
    »Mein Held«, schmachtet Christina und stützt sich langsam auf einen Ellbogen.
    David sieht mich noch einmal nervös an, kann jedoch sein Lächeln nicht verbergen, als er mit seiner Gabe näher tritt. Ich habe auch Schwierigkeiten, mein Lächeln zu verbergen, denn verdammt: Sogar nachdem ihr Kopf einen solchen Schlag abbekommen hat, kann dieses Mädchen noch ihren Charme einsetzen.
    Sie nimmt die Pillen und legt sich wieder auf das Kissen, schließt die Augen. »Ich bin so müde«, sagt sie dann und greift nach meiner Hand. Ihr Griff ist ziemlich schwach, aber ich spüre dennoch ihre stille Bitte, an ihrer Seite zu bleiben. Das tue ich, und bald entspannt sich ihre Hand, und ihr Atem wird gleichmäßig und tief.
    »Ihr habt eine Menge durchgemacht«, kommentiert David, während er einen Besen aus einem Schrank in der Nähe nimmt und weggeworfene Mullbinden und blutige blonde Locken wegfegt. »Als sie wieder ganz zu Bewusstsein kam, habe ich mir Sorgen gemacht, dass sie einen ernsthaften Hirnschaden erlitten hat, weil sie nicht sprach. Dann wurde mir klar, dass sie nur schreckliche Angst hatte.«
    Ich erinnere mich daran, dass ich sie lachen hörte, als ich den Gang hinunterkam. »Wie hast du sie dazu gebracht, mit dir zu reden?«
    Er hört auf zu fegen und sieht sie an. »Ich habe ihr gesagt, dass du und deine Mom in der Nähe seid und sie bald besuchen kommt. Und dann, ich weiß auch nicht. Ich hab angefangen, über meinen Tag zu reden. Du weißt schon, Small Talk.«
    »Small Talk«, murmele ich.
    »Ja. Ich schätze mal, sie hat sich gedacht, wenn jemand so ein langweiliges Leben hat wie ich, dann kann er gar keine Bedrohung sein, denn sie hat sich entspannt.«
    »Danke, dass du dich um sie gekümmert hast.«
    »War mir ein Vergnügen«, erwidert er.
    Das glaub ich.
    »Hast du Medizin studiert oder so was?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Ich wollte zwar, aber ich durfte nicht von hier fort …« Er presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und fängt dann noch mal neu an. »Ich bin bei Francis in die Lehre gegangen. Er ist hier der Chefarzt.«
    »Hat er heute frei?«
    Davids blutunterlaufene Augen begegnen meinen. »Er ist zwei Zimmer weiter.«
    »Arbeitet er?«
    »Er stirbt.«
    »Oh. Sorry.«
    David zuckt die Schultern. »Wir wussten alle, dass das kommen würde.«
    Ich schüttele den Frost ab, der plötzlich in das Zimmer eingedrungen zu sein scheint. »Ist er schon länger krank?«
    »Ja. Hautkrebs.«
    Ich denke an den Typen, dem ich vorhin begegnet bin, mit den komischen Wunden in seinem blassen Gesicht. »Das gibt’s hier oft, oder?«
    David fegt weiter, doch seine Schultern sind steif. »Die Krankheit heißt Xeroderma pigmentosum. Im Grunde kann sich die Haut nach einem Sonnenbrand nicht mehr regenerieren.«
    Darüber habe ich mal etwas gelesen. Es ist unglaublich selten. Aber hier … mit all den dunklen Vorhängen an den Fenstern der Hütten und Häuschen. Der Kinderwagen mit der schweren Decke. Die Menschen mit den Kapuzen und langen Ärmeln bei sechsundzwanzig Grad. »Und es ist eine genetische Krankheit«, sage ich, woraufhin mir übel wird.
    Sein Lachen ist so trocken wie die Wüste und so bitter wie die Hölle. »Yep. Autosomal-rezessiv. Wie hast du das erraten?«
    Christina verlagert sich im Schlaf, und mir wird bewusst, dass ich ihre Hand viel zu fest drücke.
    Indem er seine Familie isoliert hat, um sie vor den H2 zu schützen, hat Rufus sie einem ebenso tödlichen Feind ausgesetzt. Einem stagnierenden Genpool. Xeroderma pigmentosum ist so was, das sich verbreitet, wenn dein Cousin zweiten Grades gleichzeitig dein Vater ist, wenn deine Tante auch deine Mutter ist.
    Die Bishops zerstören sich selbst.
    Und an seiner blassen Haut und der Art, wie er sich vor der Sonne versteckt, kann ich erkennen, dass David eines der Opfer ist.
    »Wieso bleibst du?«, frage ich.
    »Weil wir hier sicher sind.« Er schaut noch einmal zu Christina hin. »Sie ist hier auch sicher.« Die Sehnsucht, die in seiner Stimme mitschwingt, ist schmerzhaft. Ich kann ihm ansehen, wie gern er sie berühren würde, wie tief dieses Hirngespinst von einer Schwärmerei seine Zähne in ihn versenkt

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