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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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nicht irgendwo an?«
    »Wozu?«
    »Na, um ein bißchen besser bekannt zu werden. Es kommt mir so — so nüchtern und geschäftsmäßig vor, mit einem Mann in ein Motel zu gehen, den ich noch nicht mal geküßt habe...«
    »Es ist ja auch nüchtern und geschäftsmäßig«, sagte ich. »Sie werden keine Zeit haben, irgendwelche Gefühle zu hätscheln. Die Polizei wird auf der Bildfläche erscheinen, bevor Sie Ihren zweiten Drink intus haben.«
    »Whisky auf Champagner?«
    »Champagner auf Champagner. Auf dem Rücksitz liegen ein paar Flaschen in einem Pappkarton.«
    »Ich dachte, wir nehmen kein Gepäck mit?«
    »Das ist kein Gepäck, das ist Champagner.«
    »Und die Gläser?« fragte sie. »Ich trinke Champagner nicht gern aus Zahnputzgläsern.«
    »Das verlangt auch niemand von Ihnen. Für Gläser ist gesorgt, und eisgekühlt sind sie auch.«
    »Verflixt noch mal, Donald, Sie denken wirklich an fast alles.«
    »Wieso fast?«
    »Sie bedenken offenbar nicht, daß ich eine Frau bin — ich meine, Sie könnten ruhig ein bißchen netter zu mir sein.«
    »Lieber nicht. Man weiß nie, wo das endet. Zunächst mal müssen wir uns auf unseren Auftrag konzentrieren.«
    »Vielleicht könnten wir danach...«
    »Was?«
    »Ach, nichts.«
    Ich fuhr geradewegs zum Motel.
    »All right«, sagte ich, »steigen Sie aus und holen Sie den Schlüssel. Und denken Sie dran, jetzt sind Sie Mrs. Carleton Blewett. Später, wenn die Polizei kommt und Sie nach Ihrem Führerschein fragt, geben wir unseren richtigen Namen an.«
    »Herrje, ich bin doch nicht blöd.«
    Sie verschwand im Empfangsbüro und kam nach zwei Minuten mit einem Boy im Schlepptau zurück. Der Boy rannte vor uns her bis zur Nr. 27 und wartete dort, um unser Gepäck aus dem Wagen zu holen. Ich ließ ihn den Pappkarton herausnehmen, damit er sich mit eigenen Augen überzeugen konnte, daß das alles war, was wir an Gepäckstücken bei uns hatten. Dann gab ich ihm einen Dollar Trinkgeld und machte die Tür hinter ihm zu.
    Sharon sah sich nervös im Zimmer um. »Mir war noch nie so flau zumute.«
    Ich öffnete den Karton und fischte eine eisgekühlte Flasche Champagner heraus. »Das wird Ihnen drüber weghelfen.«
    »Eigentlich kenne ich Sie doch kaum, Donald.«
    Der Korken knallte wie ein Pistolenschuß. Sharon fuhr zusammen und schrie leise auf. »Mein Gott, haben Sie mich erschreckt!«
    Ich drehte mich zu ihr um. Sie richtete ihre Strümpfe und zeigte dabei eine Menge Bein. »Oh«, sagte sie, ließ den Rock aber dort, wo er war, »ich dachte, Sie kehren mir den Rücken zu.«
    »Nicht mehr.«
    »Das sieht Ihnen ähnlich.« Sie lächelte mir einladend zu.
    »Kommen Sie her.« Ich setzte mich in den Polstersessel. »Wir wollen auf das Abenteuer trinken.«
    Sie hockte sich auf die Armlehne des Sessels. Ich goß Champagner in die eisgekühlten Gläser und reichte ihr eins.
    »Auf das Abenteuer«, sagte ich.
    Wir stießen miteinander an und tranken langsam und mit Genuß.
    Nach einer Weile sagte sie: »Glauben Sie, Donald, daß die Polizei sofort kommt?«
    »Woher soll ich das wissen? Das hängt davon ab, in welchem Stadium sie uns erwischen wollen. Hat der Mann am Empfang Sie wiedererkannt?«
    »Klar. Außerdem war auch der Mann, der uns am Samstag das Eis und die Gläser brachte, in der Halle. Ich hab' gespürt, wie er mich mit den Augen verschlang, als ich ihm den Rücken zuwandte.«
    »Spüren Sie das immer?«
    »Meistens. Bekomme ich noch was zu trinken?«
    Ich goß ihr Champagner ein.
    »Sie sind ein komischer Kauz, Donald.« Sie fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Trotzdem finde ich Sie schrecklich nett.« Sie schleuderte mit einer schnellen Bewegung ihre Schuhe weg, schwang sich auf der Armlehne herum und deponierte ihre bestrumpften Beine in meinem Schoß.
    »Ich hab' kalte Füße«, sagte sie.
    »Wenn Sie jetzt schon kalte Füße kriegen, bevor das Spiel richtig angefangen hat, sehe ich schwarz.«
    Sie lachte und wackelte mit den Zehen. »Spüren Sie das?«
    »Ja.«
    Sie wackelte noch stärker mit den Zehen. Da klopfte es plötzlich kräftig.
    »Nanu, wer ist denn das?« fragte Sharon.
    »Unsere Freunde und Helfer. Aufgepaßt, es geht los.«
    Ich stellte das Champagnerglas ab, bugsierte Sharons Füße von meinem Schoß, stand auf und schlenderte zur Tür.
    Zwei Beamte in Zivil standen davor.
    »Hallo«, sagte ich.
    Der eine zog seine Dienstmarke aus der Tasche und hielt sie mir unter die Nase. »Polizei. Wir möchten mit Ihnen sprechen.«
    »Wieso, ich — ich —

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