Tatort Doppelbett
kann ich Ihnen denn schon erzählen?«
»Sie waren in der Samstagnacht hier, trugen sich als Mrs. Carleton Blewett ein und gaben als Adresse den El Belmont Drive 254 in San Franzisko an. Die Leute, die dort wohnen, haben aber noch nie was von einem Carleton Blewett gehört.«
»Den Namen hab' ich mir ausgedacht.«
»Warum?«
»Na, ich wollte meinen richtigen Namen nicht hinschreiben, und da hab' ich mir rasch einen falschen ausgedacht. Und das gilt auch für die Zulassungsnummer. Ist alles aus den Fingern gesogen.«
»All right«, sagte Smith. »Sie sind doch ein erwachsenes Mädchen. Falls Sie für eine Nacht — na, sagen wir, hundert Dollar kassieren, dann sind Sie eine Prostituierte.«
»Ich kassiere nicht einen Cent. Ich verkaufe meine — meine Freundschaft nicht.«
»Sie scheinen eine Menge Freunde zu haben.«
»Na und? Ist das vielleicht verboten?«
»Das kommt drauf an. Das kommt drauf an, was Sie mit verboten« meinen und was Sie unter >Freundschaft< verstehen. Erzählen Sie uns noch ein bißchen was.«
»Ich bin Hostess im Cock and Thistle, das heißt, ich sorge dafür, daß die Gäste sich amüsieren und gut bedient werden. Mein Dienst ist um elf Uhr nachts zu Ende, und danach bin ich mein eigener Herr.«
»Okay, und wie war's am Samstag?«
»Am Samstag lud mich dieser Mann zum Essen ein. Er war allein, und ich hatte nichts vor, und wir aßen einen Happen, und später hielten wir an einem Aussichtspunkt und...«
»Wurde er zärtlich?«
»Natürlich wurde er zärtlich«, sagte sie aufgebracht. »Glauben Sie vielleicht, ein Mann kann neben mir sitzen, ohne zärtlich zu werden?«
»Schon besser. Wie ging's weiter?«
»Dann fuhr er zu dem Motel hier.«
»Wann hat er Ihnen einen unsittlichen Antrag gemacht?«
»Gar nicht.«
»Er fuhr einfach mit Ihnen zu dem Motel?«
»Ja.«
»Und Sie haben nicht Zeter und Mordio geschrien, als Sie merkten, was er von Ihnen wollte?«
»Nein. Wenn Sie's ganz genau wissen wollen: Es hat mir sogar Befallen. Es war mal was anderes. Leute, die Fragen stellen, mag ich nicht. Es ist verflixt peinlich für ein Mädchen, ja zu sagen. Und manchmal ist einem nicht danach, daß man nein sagen möchte. Er hielt's für die selbstverständlichste Sache der Welt, und das gefiel mir.«
»Sehr gut«, sagte Smith. »Erzählen Sie weiter.«
»Na, das ist eigentlich schon alles. Wir kamen hier an und hatten denselben Bungalow, aber kein Gepäck, und mein Freund sagte dem Boy, er würde das Gepäck selber aus dem Wagen holen. Dann saßen wir so herum, und er zog eine Flasche Whisky heraus, und wir bestellten Gläser und Eis. Der Gentleman hier, Mr. Ralston, brachte es uns, und wir kippten ein paar Drinks.«
»Und dann?«
»Dann — also ich hab' eine Vorliebe für Champagner. Aus Whisky mach' ich mir nichts. Aber wir waren nun mal hier gelandet, und — und ein Drink hilft einem manchmal über die ersten Schwierigkeiten weg. Der Haken dabei war bloß, daß mir Whisky auf Champagner nicht bekommt. Ich war ein bißchen benebelt, und plötzlich ging alles schief. Mein Freund gefiel mir nicht mehr so gut, und er war auch schon ziemlich blau.«
»Gingen Sie mit ihm ins Bett?«
»Nein!«
Smith grinste. »Ach nee!«
»Ach ja!« fauchte Sharon. »Er fing an zu tätscheln, und da reichte es mir. Ich türmte, rief ein Taxi und fuhr nach Hause. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie sich bei der Taxizentrale erkundigen.«
»Um welche Zeit war das ungefähr?« fragte Smith gespannt.
»So um zwei Uhr morgens.«
»Und was machte der Mann?«
»Keine Ahnung. Als ich ihn sitzenließ, war er schon ganz schön blau. Vermutlich hat er seinen Rausch ausgeschlafen.«
»Was tat er dann?«
»Na, was schon? Als er aufwachte, hat er sich in seinen Wagen gesetzt und ist nach Hause gefahren.«
»Wo wohnt er?«
»Da bin ich überfragt. Ich hatte ihn vorher nur ein einziges Mal gesehen, und zwar auch in der Cocktailbar.«
Smith wandte sich an mich. »Und wie sind Sie da reingeraten?«
»Ich hab' mich heute nachmittag mit ihr getroffen und zum Essen verabredet. Da ich merkte, daß sie eine Schwäche für Champagner hatte, ließ ich mir im Restaurant ein paar Flaschen und Gläser einpacken. Ich fand, ihr guter Geschmack verdiente Anerkennung.«
»Und was erwarteten Sie sich davon?«
»Tja, was wohl?«
»Okay«, sagte Smith, »ich will Ihnen reinen Wein einschenken. In der Samstagnacht oder am Sonntagmorgen wurde hier ein Mord verübt. Die Leiche wurde am Sonntagmorgen gefunden. Wir
Weitere Kostenlose Bücher