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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Da war der Polizei natürlich klar, daß sie es mit einer gefälschten Eintragung zu tun hatte. Ich hatte den Wagen im Register nämlich als Cadillac angegeben.«
    »Warum als Caddie?« fragte ich.
    »Weil das der erste Wagen war, den ich durch das Fenster des Empfangsbüros sah. Rein aus Zufall. Es war ein Cadillac mit der Nummer VGH 535. Ich machte aus dem G ein C und trug die Nummer VCH 535 ein.«
    »Die Polizei kam also dahinter, daß die Eintragung Schwindel war«, sagte ich. »Und wie geht's nun weiter?«
    »Wir fahren zusammen in das Motel, und ich hole den Schlüssel. Der Empfangsangestellte dürfte der Polizei inzwischen gemeldet haben, daß das Paar die Kabine behalten will, Geld geschickt hat und noch heute von seinem Ausflug nach San Diego zurückkehren wird. Wir gehen in unser Zimmer, trinken was, und dann wird die Polizei aufkreuzen. Die Beamten werden mich ausfragen, und ich werde das Flittchen spielen, dem Sie aufgesessen sind.«
    »Das wollen Sie wirklich tun?«
    »Ja. Man erwartet schließlich nicht von einer Bardame, daß sie e m Tugendspiegel ist. Ich kenne mich aus. Ich war verheiratet, bin geschieden und — na ja, ich kenne mich eben aus.«
    »Wird Ihnen das nicht in Ihrem Job schaden?«
    »Himmel, nein. Mein Chef mag's, wenn seine Hostessen einen Anflug von Verruchtheit haben. Über den Punkt mache ich mir keine Sorgen.«
    »Über welchen denn?«
    »Ich frag' mich, was die Polizei unternehmen wird.«
    »Tja, das frag' ich mich auch. Was glauben Sie?«
    »Na, auf jeden Fall werde ich ihr erst mal meine Geschichte erzählen. Ich werde ihr gleich auf die Nase binden, daß wir zwei uns ohne Trauschein amüsieren.«
    »Und wie lautet die Geschichte in Wahrheit?«
    »Daß ich den Mann, mit dem ich zusammen war, immer bloß unter dem Namen Carleton kannte.«
    »Keinen Nachnamen?«
    »Nein.«
    »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    »Er war... oh, vielleicht ein dutzendmal hier.«
    »Waren Sie nett zu ihm?«
    »Wir unterhielten uns, und manchmal, wenn im Lokal nichts los war, setzte ich mich an seinen Tisch.«
    »Wie ging's weiter?«
    »Na ja, am letzten Samstag merkte ich ihm gleich an, daß er auf ein Abenteuer aus war. Fragen Sie mich nicht, wieso ich das wußte. Als er hier reinkam, sah ich auf den ersten Blick, was mit ihm los war.«
    »War denn das so was Besonderes?«
    »Natürlich. Soviel kann ich Ihnen über ihn sagen, Donald — der Bursche ist verheiratet. Seine Frau war verreist oder so, und er ging auf Brautschau.«
    »Und Sie?«
    »Also, ich auch. Bis vor einem Monat hatte ich einen festen Freund. Mit dem hatte ich Schluß gemacht und — na ja, ich hatte an dem Abend nichts vor, hatte auch keine Lust, nach Hause zu gehen, und fühlte mich einsam.«
    »Was geschah?«
    »Carleton lud mich zum Essen ein. Ich sagte mir, warum eigentlich nicht. Ich dachte, wir würden danach noch was trinken, und damit hätte es sich. Das war alles, was ich wollte.«
    »Und was wollte er?«
    »Alles, was er kriegen konnte. Männer sind nun mal so. Sie gehen immer aufs Ganze, wenn man sie läßt. Was haben Sie denn gedacht?«
    »Gar nichts«, sagte ich. »Sie gingen mit ihm zum Essen?«
    »Ja. Danach wollte er mich zu meinem Wagen zurückbringen und meinte, wir könnten den Umweg über den Mulholland Drive machen; es war mir recht.«
    »Waren Sie sich klar darüber, was das bedeutete?«
    »Herrje, Donald, natürlich. Ich bin doch nicht von gestern. Der Bursche wollte oben anhalten — selbstverständlich der schönen Aussicht wegen; dann wollte er zärtlich werden und sehen, wie weit er bei mir kam.«
    »Und Sie hatten nichts dagegen?«
    »Nein. Warum auch? Ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Ich wollte mich bloß nicht von ihm überrumpeln lassen, sondern Herr der Situation bleiben.«
    »Sie fuhren zum Mulholland Drive?«
    »Ja, und ob Sie's nun glauben oder nicht, Donald, der Bursche war richtig nett. Er hatte es gar nicht eilig. Er saß einfach da und unterhielt sich und schaute auf die Lichter der Stadt hinunter, und da merkte ich plötzlich, daß ich ihn gern hatte.«
    »Und weiter?«
    »Beim Sprechen wandte er mir den Kopf zu, und ich packte die Gelegenheit beim Schopf und hob das Gesicht, damit er mich küssen konnte.«
    »Küßte er Sie?«
    »Freilich. Was glauben Sie denn? Der Mann war doch nicht aus Holz. Aber wissen Sie, das, was danach kam oder vielmehr nicht kam, war eigentlich das netteste. Er wurde nicht zudringlich, war nicht darauf aus, alles möglichst schnell hinter sich zu bringen. Wir

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