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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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einen weiteren Riegel in den Mund und bot Gabi die letzte Rippe an.
    »Die macht Pause, wahrscheinlich ist sie in der Kantine.« Gabi setzte sich auf die Kante des Schreibtischs.
    »Dann warte ich hier.« Walde schob den Stuhl nach hinten und entspannte sich. »Hast du was von Sonja gehört?«
    »Warum?«, fragte Gabi.
    »Was heißt warum?«
    »Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie du sie seit dem ersten Tag, an dem ich sie dir vorgestellt habe, anglotzt?«
    »Wie bitte?« Walde kämpfte gegen eine aufsteigende Röte in seinem Gesicht an.
    »Jetzt tu doch nicht so. Ich hab doch Augen im Kopf. Gib zu, dass sie dir gefällt. Ich hab für so was ’nen Blick.«
    Walde war froh, dass Monika zur Tür herein kam: »Störe ich? Sonst gehe ich und besorge mir neue Schokolade.«
    »Entschuldige, ich habe bereits unter Zeugen versprochen, die Tafel zu ersetzen.« Walde stand auf und ließ Monika an ihren Platz. »Fellrich ist tatsächlich verschwunden.«
    »Ich weiß.« Sie nickte. »Hat mir Stiermann gerade oben in der Kantine erzählt.«
    »Wir sollten an die Presse gehen. Es könnte umgehend im Radio gebracht werden. Ich habe mir grünes Licht von Stiermann geholt.«
    »Von Presse hat er nichts gesagt.«
    »Ich habe mir allgemein grünes Licht geben lassen. Die einzelnen Schritte habe ich mir natürlich vorbehalten.«
    »Natürlich.« Monika schmunzelte.
    »Sag mal, Stiermann ist ein politischer Beamter und kein Kriminalist. Der könnte ebenso Chef vom Arbeitsamt sein oder Staatssekretär im Umweltministerium«, sinnierte Walde.
    »Was aber nicht den Verlust des gesunden Menschenverstands einschließt.«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Ich hätte jedenfalls keine Lust, wenn ich mal über die Stränge schlage und nicht pünktlich zur Arbeit erscheine, gleich im Radio eine Suchmeldung zu hören, nur weil an der Stelle, wo ich öfter parke, Blut gefunden wird, das womöglich von einer überfahrenen Ratte stammt«, sagte Monika und pickte den letzten Schokoladenkrümel vom Papier.
    »Du glaubst, er hat letzte Nacht über die Stränge geschlagen?«, fragte Walde.
    »Es ist vollkommen wurscht, was ich glaube. Der Fellrich kann beim Arzt sitzen, weil er plötzlich an Asthma leidet oder weil er einen Herzkasper hatte. Ihm ist plötzlich bewusst geworden, dass sein Leben in Gefahr ist. Dagegen kommen ihm die blöden Termine auf einmal vollkommen nebensächlich vor.« Monikas Augen verklärten sich. »Er möchte leben, und dafür nimmt er geduldig in Kauf, ohne Termin stundenlang im Wartezimmer zu sitzen, bis er endlich mit dem Menschen sprechen kann, der ihm womöglich sein Leben rettet.«
    »Wenn du fertig mit Träumen bist, gib die Suchmeldung zuerst an die Radiosender!« Damit verließ Walde ihr Büro.
    *
    »Ich bin’s.« Die Stimme in der Leitung zögerte. »Oder willst du mich nicht mehr kennen?«
    Es war Ulis Stimme. Walde ließ ihn zappeln: »Ja?«
    »Bist du noch sauer wegen des Fotos?«
    »Warum, es ist doch deine Zeitung. Da kannst du machen, was du willst.«
    »Das klingt aber noch ziemlich angefressen«, sagte Uli.
    »Weißt du was, du suchst dir deine Fotos aus, und ich suche mir meine Kneipen aus, so einfach ist das.«
    »Soll das heißen, die Gerüchteküche ist von deiner Liste gestrichen?«
    »So ist es.«
    »Und was ist mit unserer Session am Mittwoch?«, fragte Uli.
    »Da musst du ebenfalls ohne mich auskommen. Wenn überhaupt, gehe ich lieber zum Jazzclub.«
    »Mensch, Walde, das Bild hatte gar nichts mit dir zu tun, das war nur Solidarität mit dem Kollegen, den deine Brutalo-Kollegin, du weißt schon, die ich erst für einen Transvestiten gehalten habe, also die herbe … Walde … bist du noch da?« Die Leitung war unterbrochen.
     
    Wenige Minuten später legte Gabi ein Fax auf Waldes Schreibtisch. »Das hat dein Freund Uli …«
    »Der ist nicht mein Freund«, knurrte Walde und überflog den Text.
     
    Die Zeit zum Handeln ist
    gekommen,
    um Leuten, die es nicht gut mit uns
    und unserer Stadt meinen,
    Einhalt zu gebieten,
    Leuten, die unsere Stadt
    als Selbstbedienungsladen
    betrachten,
    Feinde der Stadt,
    Zerstörer unserer über
    Jahrhunderte
    gewachsenen Strukturen,
    Wucherer und Spekulanten.
    Wenn die Behörden versagen,
    müssen wir handeln,
    bevor noch viel Wasser
    die Mosel hinunter fließt.
     
    Der bewegte Bürger
     
    »Das kann von einem Eintrachtfan oder einem wild gewordenen Leserbriefschreiber stammen oder wer auch immer das an diesen Schmierenjournalisten gesandt …«
    »… okay,

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