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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Gäste des he coq rouge reservierten Parkplätze ein.
    »Ich weiß jetzt auch, was uns die Einladung in den Drei-Sterne-Tempel eingebracht hat.« Gabi rangierte den Wagen so, dass auch auf Waldes Seite genügend Platz war, um auszusteigen. »Monika hat mir erzählt, dass die Delegation aus …«
    »… Ruanda.«
    »Ruanda, ist ja gut, also sie musste schon den ganzen Tag Dolmetscherin spielen, weil unser Präsident der irrigen Annahme war, der Besuch aus Afrika würde Englisch sprechen.«
    »Und?«, fragte Walde.
    Gabi prüfte in der Seitenscheibe des Wagens den Sitz ihres wie immer hautengen und zu kurzen Kleides. »Die seltene Sprache Französisch beherrscht sonst niemand in unserem Dezernat. Deshalb sind wir heute Abend hier.«
    Der Polizeipräsident saß bereits, als Walde und Gabi eintraten, mit Monika und seinem Besuch an einem Tisch am Fenster mit Blick auf die Mosel. Stiermann stellte beide dem Polizeipräsidenten von Kigali, der mit zwei hochrangigen Begleitern das Partnerland Rheinland-Pfalz besuchte, vor.
    Der runde Tisch war für sieben Personen gedeckt. Gabi bekam einen Platz neben dem afrikanischen Polizeichef zugewiesen. Walde stellte fest, dass er in der Tat Ähnlichkeiten mit Boxweltmeister Muhammed Ali aufwies. Er setzte sich zwischen Gabi und die beiden afrikanischen Kollegen. Wie sich bald herausstellte, waren die zwei ebenfalls im Morddezernat tätig. Walde berichtete ihnen von seinem aktuellen Fall. Auch die anderen am Tisch interessierten sich für seine Ausführungen. Während seiner neun Jahre Französischunterricht am Gymnasium hatte Walde mehrere Wochen als Austauschschüler in der Bretagne verbracht. Es dauerte nur wenige Sätze, bis er seine anfänglichen Hemmungen überwunden hatte. Hier und da half ihm Monika mit einem Wort aus. Beim Aperitif legte er den neuesten Fall dar und hatte damit auch gleich den Grund dafür geliefert, sein Telefon eingeschaltet vor sich auf den Tisch zu legen.
    Monika unterließ es, Waldes Bericht für Stiermann zu übersetzen, der derweil angeregt die Speisekarte studierte. Mit Monikas Hilfe sprach er mit seinem afrikanischen Kollegen die Menüfolge ab. Immerhin erkundigte sich Stiermann bei seinen Mitarbeitern, ob sie mit seiner Wahl einverstanden seien, was sein afrikanischer Kollege bei seinen Mitarbeitern nicht für nötig hielt.
    *
    »Einen Moment!« Hirschner deutete in Richtung Autoradio. Er hatte soeben den Namen eines Geschäftspartners gehört. Schorsch verstummte augenblicklich. Hirschner stellte den Ton lauter: »… oder auf den schwarz-goldenen Grand Cherokee nimmt die Polizei Trier unter der …«
    »Hast du verstanden, was da los ist?«, fragte Hirschner.
    Schorsch presste den Mund zusammen und schob seine Unterlippe nach vorn.
    Hirschner tippte das Gaspedal an. Sofort beschleunigte der Motor mit seinem dunklen, satten Klang so gedämpft, als habe man einen riesigen Schalldämpfer darüber gestülpt. Der Wagen hielt nur kurz das Tempo, Hirschner musste bereits wieder abbremsen. Er trat etwas härter als erforderlich auf das Bremspedal. So konnte er Schorsch ein wenig durchschütteln, diesen unangenehmen Menschen, mit dem er zum Abendessen unterwegs war.
    Hirschner hatte vor Jahren einen spektakulären Prozess um Weinpanscherei mit einer Bewährungsstrafe überstanden. Zwei seiner damaligen Mitarbeiter, ein Kellermeister und sein Disponent, dieser Schorsch, der jetzt im viel zu engen Anzug neben ihm saß, wanderten in den Knast. Der Kellermeister hatte die Nerven verloren und sich nach einer Woche Untersuchungshaft in seiner Zelle erhängt. Schorsch bekam zwei Jahre und saß sie treu und brav ab, ohne seinen Boss mit einem Wort zu belasten. Hirschner hatte sich damals mit einer beträchtlichen Summe erkenntlich gezeigt und Schorsch auch in den folgenden Jahren hin und wieder unter die Arme gegriffen. Zuletzt hatte er ihm den Job bei Räumer besorgt.
    »Ich könnt für Sie im Süden Wein einkaufen«, versuchte es Schorsch erneut.
    Hirschner bezog einen Großteil der Grundweine für die Sektproduktion aus Italien. Schorsch kannte das Geschäft. Noch vor den Alpen wurden die Tankwagen mit Flüssigzucker aufgefüllt, dafür blieb immer eine Kammer frei. Auf den nächsten tausend Kilometern vermischte sich der Zucker mit dem Wein und musste hier an der Mosel noch ein wenig nachgären und konnte dann in Flaschen abgefüllt werden.
    Die Russen soffen das Zeug schneller, als es in die Flaschen gefüllt werden konnte. Und die wurden sehr schnell

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