Tatort Mosel
anfordern.«
»Ist okay.« Walde winkte Stadler zu. »Wir kümmern uns.«
»Und, rufst du Jo an?«, fragte Gabi grinsend. »Günther hat mir gesagt, du solltest dich an deinen Kumpel Jo, diesen Hobbytaucher, wenden, der dir im letzten Jahr bei der Untersuchung des Wracks der Populis so wertvolle Dienste geleistet hat.«
»Ganz schön nachtragend, dieser Stadler«, kommentierte Walde. »Wir sollen ein Messschiff zu Hilfe rufen, das in der Nähe für das Wasser- und Schifffahrtsamt im Einsatz ist. Darum sollte sich am besten Stiermann persönlich kümmern.«
»Der hat heute Besuch aus Uganda«, sagte Gabi.
»Du meinst wohl aus Ruanda«, verbesserte Walde.
»Egal, auf jeden Fall ist ein Polizeihäuptling da, der aussieht wie Muhammed Ali zu seinen besten Zeiten, als er dem Max Schmeling die Fresse poliert hat.«
»Von Sport und Geografie hast du null Ahnung.« Walde rief Staatsanwalt Roth an und bat ihn darum, die Erlaubnis zu erwirken, dass das Messschiff zur Suche nach dem Jeep eingesetzt werden konnte. Roth zeigte sich erstaunlich kooperativ. Er versicherte, sich umgehend zu kümmern. Offensichtlich hatte Walde den richtigen Ton getroffen, als er gleich zur Einleitung dem Staatsanwalt erklärte, dass ein Eingreifen höheren Orts erforderlich sei.
*
»Drei vorläufige Ergebnisse liegen vom Erkennungsdienst vor. Das Blut vom Parkdeck ist keine 24 Stunden alt, hat die Gruppe B negativ, die nicht so häufig ist und«, Grabbe legte eine Pause ein und grinste Gabi und Walde abwechselnd an, als gelte es, die Gewinnnummer einer Lotterie zu präsentieren, »Fellrich hat die gleiche Blutgruppe.«
Grabbe erwiderte Waldes Nicken mit einem breiten Lächeln. Monika wandte ihr Gesicht so, dass nur Walde sehen konnte, wie sie genervt die Augen verdrehte.
»Punkt zwei: Die Garotte stammt aus einem Geschäft mit Bastei- und Hobbyartikeln. Die Drahtschlinge wird beim Töpfern zum Schneiden von Ton verwendet. Davon gehen allein in dem Laden, in dem ich war, etwa ein halbes Dutzend pro Woche über die Theke. Weiter: Auf dem Holzgriff wurden keinerlei Fingerabdrücke gefunden, ebenso auf den drei Schreiben …«
»Drei Schreiben?«, fragte Gabi.
»Ja, es sind inzwischen drei, Tageszeitung und Radio haben ebenfalls eins bekommen, alle vom Inhalt her identisch, auf einem HP-Drucker, Typ 800, ausgedruckt auf Papier Gohrsmühle 100 g/qm, holzfrei, matt, die Schrift ist Garamond Bold, 12 Punkt, mager.« Grabbe schaute wie ein Dackel, der sich eine Streicheleinheit verdient hat.
»Gute Arbeit, Grabbe, gib das Lob bitte auch an die Kollegen vom Erkennungsdienst weiter.«
»Ich tu, was ich kann«, flötete Grabbe. »Ach so, bevor ich es vergesse, ihr sollt runter zum Präsidenten kommen.«
»Was gibt’s?«, fragte Gabi.
»Ich glaube, es geht um den Besuch.«
»Den aus Uganda?«
Grabbe nickte.
»Will der mich dem Muhammed Ali aus Uganda vorstellen?«, rätselte Gabi, als sie hinter Walde die Treppen hinunter stakste, weil der Fahrstuhl mal wieder auf sich warten ließ.
»Ruanda, nicht Uganda, setze einfach nur ein R vor den Namen und wenn du dir das nicht merken kannst, empfehle ich dir als Eselsbrücke R wie richtig und lass das G weg.«
»Immer mäkelst du an mir herum, und den Grabbe lobst du für jede Kleinigkeit«, motzte sie.
Walde ging weiter schweigend die Treppe hinunter.
»Hast du mir überhaupt zugehört?«, rief sie.
»Ich denke nach.«
Zwei Stockwerke tiefer fing sie von neuem an: »Und, ist dir noch nichts eingefallen?«
»Entschuldige, ich war in Gedanken.«
»Danke, es hat sich erledigt.«
Sie hatten die Etage des Präsidenten erreicht. Im Vorzimmer erhob sich Stiermanns Sekretärin, sonst die Ruhe in Person, als sie eintraten: »Tut mir Leid, ich wollte Ihnen Bescheid geben, aber Sie waren nicht zu erreichen; die beiden Präsidenten sind außer Haus.«
»Dann geh’n wir halt wieder«, meinte Gabi lapidar.
»Moment bitte, ich soll Sie fragen, ob Sie heute Abend Zeit haben, mit den beiden Präsidenten essen zu gehen?«
Walde und Gabi schauten sich verdutzt an.
»Zwanzig Uhr im Le coq rouge«, ergänzte die Sekretärin.
Gabi pfiff anerkennend: »Ich habe dienstagabends Häkelkurs, aber den sage ich unter diesen Umständen selbstverständlich ab. Es reicht, wenn ich nächste Woche an meinen Topflappen weiter mache.«
Die Sekretärin schaute ihr eine Sekunde prüfend ins Gesicht, dann entschied sie sich für ein gekünsteltes Kichern.
*
Kurz vor zwanzig Uhr bog Gabi in Zurlauben auf einen der für
Weitere Kostenlose Bücher