Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
hinüber. »Das wird ab morgen früh verteilt.«
    Walde überflog den Text. Der Calvados verbreitete eine wohlige Wärme in seinem Körper. Am liebsten hätte er sich vom Hocker direkt in sein Bett fallen lassen. Uli schenkte nochmals nach, bevor Walde es verhindern konnte.
    Ein Artikel weckte Waldes Aufmerksamkeit. Er las, dass bereits lange vor den beiden Morden anonyme Schreiben an verschiedene Adressaten verschickt worden waren.
    Er schlug die Seite um. Dort prangte ein über zwei Seiten reichendes Panoramabild des Jeeps mit geöffneter Kofferraumklappe. FELLRICH AUS NASSEM GRAB GEBORGEN prangte in fetten Lettern quer darüber.
    Auf Seite vier gab einer der wenigen Trierer Industriellen sein Ausscheiden aus dem Aktivkreis bekannt und kündigte an, seine Produktion ins benachbarte Ausland zu verlegen.
    »Dann werden an die vierhundert Arbeitsplätze verloren gehen«, kommentierte Walde.
    »Der hat wohl vergessen, dass er Millionen von der Stadt und an EU-Mitteln eingeheimst hat, um die neue Fabrik im Industriegebiet hochziehen zu können. Soviel ich weiß, läuft gegen den bereits ein Verfahren wegen Subventionsbetrugs.«
    Am interessantesten fand Walde den Kommentar, in dem Uli schonungslos die Verstrickungen zwischen Aktivkreis, Tageszeitung, der führenden Bank, Stadtverwaltung und den Immobilien- und Baulöwen aufzeigte.
    Mittwoch, 17. April
    Die Pressekonferenz war auf die ungewöhnlich frühe Stunde von neun Uhr morgens angesetzt. Im Konferenzraum waren auf einem Tisch am Kopfende zahlreiche Mikrofone aufgebaut. Davor standen drei in Reih und Glied ausgerichtete Stuhlreihen. Alle übrigen Möbel waren entfernt worden. Zwei Kameraleute hatten ihre Stative unmittelbar hinter den Stühlen postiert. Walde genoss, einen Becher Kaffee in der Hand, am offenen Fenster stehend die kühle Luft. Es waren noch wenige Minuten Zeit. Er ging im Kopf die wichtigsten Punkte durch, die er gleich ergänzend zu Monikas Presseerklärung vorbringen wollte.
    Irgendwann gegen Morgen war er nach Hause gekommen und hatte keine zwei Stunden mehr schlafen können. Seine Kopfschmerzen sagten ihm, dass er spätestens nach dem dritten Calvados hätte Schluss machen sollen, aber es war anders gekommen. Sein Freund Uli hatte eine Menge interessante Interna aus der Trierer Geschäftswelt zu berichten gehabt und dazu hatten sie reichlich getrunken.
    »Greif zu«, Gabi hielt eine offene Tüte mit Bagels unter ihr Dekolleté.
    So ganz traute Walde seinem Magen nicht.
    »In die Tüte sollst du greifen, nicht ins Körbchen.«
    Bis Walde kapierte, hielt sie ihm die duftende Tüte unter die Nase.
    Er griff zu und biss ein großes Stück ab.
    »Und?«, fragte sie.
    »Was?« Walde schaute wieder aus dem Fenster.
    »Schmecken sie?«
    »Ja, gut sogar, sind die aus dem Laden in der Moselstraße?«
    »Keine Ahnung.« Gabi stand mit der Tüte in der Hand vor Walde, als warte sie darauf, ihm einen weiteren Bagel anbieten zu können.
    »Bist du schon satt?«, fragte Walde.
    »Nee, ich hab noch nichts gegessen.«
    »Wo sind die denn her?«
    Gabi wies mit dem Daumen über ihre Schulter: »Hab ich von meinem momentanen Lieblingspaparazzo bekommen. Ist doch lieb, gell?«
    Er schaute irritiert in die Richtung, die ihr Daumen wies. Der Fotograf, den Gabi auf sehr unsanfte Weise um die Herausgabe seines Filmes gebeten hatte, grinste Walde verlegen an.
    Walde war dabei, erneut zuzubeißen, nahm die Zähne nun aber vorsichtig aus dem Bagel: »Die sind wirklich von dem Typ da?« Walde wies mit dem Gebäck, das deutlich die Spuren seines Gebisses trug, in Richtung des fülligen Mannes, der jetzt so tat, als überprüfe er die Einstellungen seiner Kamera.
    »Mhm«, Gabi nickte. »Ist doch nett von ihm, oder?«
    »Und die sind nicht mit irgendwelchen Mitteln versetzt, mit giftiger oder wenigstens abführender Wirkung?«
    »Glaub ich nicht«, Gabi setzte ihre Unschuldsmiene auf.
    »Du hast mich probieren lassen, um bei mir zu testen, wie das Zeug …«, Walde riss ihr die Tüte aus der Hand.
    Gabi versuchte ihn zurückzuhalten: »Lass gut sein.«
    Mit fünf großen Schritten hatte er den Abstand zum Fotografen überbrückt und baute sich vor ihm auf.
    Aus zwei Köpfen Höhenunterschied schaute er grimmig zu dem verdutzten Mann hinunter. Er hielt ihm die Tüte so dicht vor die Nase, als wolle er sie ihm im nächsten Moment über das Gesicht stülpen. »Wenn da irgendwas drin ist, was da nicht reingehört, wirst du es bereuen.«
    Der Fotograf war zur Salzsäule erstarrt

Weitere Kostenlose Bücher