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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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und noch andere zu labern anfangen, gähnt Ludwig verstohlen. Nadine ist mit ihrem Patrick beschäftigt. Die beiden haben sich etwas nach hinten gedrückt und halten Händchen und albern leise herum. Applaus ertönt, und ganz ungewollt wird Ludwig von der Menschenansammlung fortgeschoben. Wie er bald feststellt, bewegt sich die Menge in Richtung der riesigen Tische mit Essen, und tatsächlich ist auf einem ein großer Spieß aufgebaut, an dem sich über einer Heizröhre ein gewaltiges Trumm dreht. Aha, denkt er, das ist also der Ochse. Daneben türmen sich Wurstberge, und in einer überdimensionalen Schüssel, die wie ein Hexenkessel über einem Feuer hängt, scheint irgendeine Suppe zu brodeln. Fast wie bei den Ritterspielen in Brandenburg, bei denen Ludwig mal mit seiner Gruppe teilgenommen hat, nur dass dort alles unter freiem Himmel ablief und nicht wie hier unter einem künstlichen Dach. Irgendwie wirkt das Ganze neben dem vielen Chrom und den glänzenden Autos fehlbelegt. Aber die Menschen drängen sich an die Futterkrippe, als hätten sie wochenlang nichts zu essen bekommen, und sie scheinen ganz zufrieden mit allem. Wie Nadine es schon vermutet hat, Currywurst ist nicht im Sortiment vorhanden. Er schaufelt sich etwas Kartoffelsalat auf den Teller und Buletten, obwohl auf dem Schild „Fleischpflanzl“ steht und mampft vor sich hin.
    Seinen leeren Teller stellt er auf einen der Tische ab, die dafür vorgesehen sind. Er bemerkt, dass er sich an der Treppe zu den Garderoben befindet. Die unscheinbare Eisentür da unten zieht ihn wie ein Magnet an. Unauffällig treibt sich Ludwig bei den Toiletten herum, linst verstohlen nach links und rechts. Als sich niemand für ihn interessiert, öffnet er die magische Tür und schlüpft hindurch. Sein Herz klopft. Mit dem Ziel vor Augen, noch einmal in diesem klasse Auto zu sitzen, am Lenkrad zu drehen, über das Leder zu streichen, den Schaltknüppel in der Hand zu spüren, nimmt er jeweils zwei Stufen auf einmal. Oben angekommen, späht er erst vorsichtig durch einen Spalt und beobachtet einen Moment, wie die Karossen sich Geisterfahrzeugen gleich drehen. Kein Mensch befindet sich in ihrer Nähe. Nur das Stimmengewirr schallt hinauf, und weit entfernt liegt gegenüber die andere Terrasse. Auf ihr stehen Menschengruppen. Über dem Ganzen schwebt in luftiger Höhe ein Restaurant. Ludwig hat es vorhin übersehen. Wie eine Puppenstube hängt es über der Terrasse. Tischlämpchen schimmern gelblich-weiß wie Pilze an den Fenstern, hinter denen sich schattengleich Menschen bewegen. Alle nicht größer als Zwerge.
    Er muss nur schnell genug das Auto erreichen, dann wird kein Mensch ihn bemerken. Wie Patrick vorhin drückt er sich flach an der Wand entlang, hält dann, nach einem nochmaligen schnellen Rundblick, geduckt auf eines der Autos zu, öffnet blitzschnell die Wagentür und lässt sich auf den Fahrersitz fallen. Sofort hat er das Lenkrad in der einen und den Schaltknüppel in der anderen Hand. Sogar der Schlüssel steckt, und er ist versucht, ihn umzudrehen und einfach loszufahren. Bei dem Lärm draußen würde das Motorengeräusch sicher gar nicht auffallen, vor allen Dingen, wenn der Renner wirklich so eine Flüstermaschine hat, wie sie in der Reklame immer behaupten. Bevor er den Zündschlüssel umdreht, schaut er in den Rückspiegel.
    Aus seinem Mund würgt sich ein heiserer Schrei. Seine Bewegungen erstarren. Seine Hand fällt, als würde sie ihm nicht gehören, auf seinen Schoß hinunter. Vorsichtig wagt er einen zweiten Blick in den Spiegel. Tatsächlich. Auf der Rückbank sitzt ein Mann. Hat er ihn etwa die ganze Zeit beobachtet? Will er ihn auf frischer Tat ertappen? Wie konnte er nur annehmen, diese tollen Fahrzeuge ständen unbewacht im Gelände. Als Ludwig die Tür öffnen will, um abzuhauen, wird ihm bewusst, dass irgendetwas mit dem Mann nicht stimmt. Er sagt kein Wort. Nicht einmal seine Augen scheinen sich zu bewegen. Ludwig dreht sich vorsichtig um. Die Augen starren ihn unentwegt an. Ihr Blick geht durch ihn hindurch. Es sind tote Augen. Der Mann ist tot.
    Er wendet sich ab. Seine Gedanken überschlagen sich. Hinter ihm im Auto hockt eine Leiche. Er schluckt. Langsam gewöhnt sich sein Hirn an den Gedanken. Seine Neugier gewinnt die Oberhand. Plötzlich kribbelt die Spannung in ihm, er ist aufgeregt. Würde er den Mut haben, die Leiche zu berühren? Nur so könnte er herausfinden, ob sie dann auch so einfach zur Seite fällt wie im Film. Er ist

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