Tatort Oktoberfest (German Edition)
Schwarz und mit kahl geschorenen Schädeln, vorbeizukommen. Sie kontrollieren die Karten und die Ausweise. Bei Ludwig wird eine Leibesvisitation vorgenommen. Wie im Kino, denkt er stolz und würde jetzt lieber in seinen Rapperklamotten stecken als in diesen braven Jeans mit dem einfachen Sporthemd und der Lederjacke darüber, die Nadines Freund gehört. Eine Hostess gleicht ihre Namen mit denen auf einer Liste ab und setzt einen Haken dahinter, erst dann dürfen sie eintreten.
Sofort ist Ludwigs Blick gebannt. Irre! Dieses moderne Schloss hätte Ludwig II. sich gebaut, würde er heute regieren, darauf würde er wetten. Schade, dass die vielen Leute verhindern, dass er einfach überall stehen bleiben kann. Außerdem zerrt Nadine ihn am Ärmel weiter.
„Hallo Nadine“, hört er. Der Typ, der jetzt Nadine umarmt, ist nur wenig älter als er, außerdem wesentlich kleiner, und na ja, aussehen tut er schon ganz ordentlich. Verlegen schaut er zur Seite, als sie sich ungeniert küssen. „Hey, du bist also der Ludwig. Meine Lederjacke steht dir. Die Ärmel sind etwas zu kurz, aber ansonsten …“ Der Bursche hält ihm die Hand hin. „Patrick. Komm, ich zeig euch die heißen Schlitten, bevor die ganzen Reden geschwungen werden.“ Er zwinkert ihnen zu. „Ich weiß, wie man in den Bereich kommt, in den die anderen nicht dürfen. Folgt mir.“
Patrick führt sie die Treppe zu den Veranstaltungsgarderoben und den Toiletten hinunter. Die Garderobenfrauen langweilen sich, da niemand etwas abgibt. Sie unterhalten sich angeregt und schauen nicht auf. Patrick schleust sie an den Toiletten vorbei bis zum Ende des Flurs. Dort öffnet er, nicht ohne sich umzuschauen, eine unscheinbare Eisentür. Nach wenigen Schritten gelangen sie zu einer Hintertreppe, die, spärlich beleuchtet, zwei Stockwerke hinaufführt und in der Nähe einer ebenso unauffälligen Eisentür mündet. Hinter dieser Tür finden sie keinen weiteren Flur, sondern eine richtige Fahrstraße, die ein wenig aufwärts führt. Weiter vorn drehen sich Autos.
„Kommt, wir schleichen hinter den Autos entlang. Wenn ich winke, schnell durchstarten und in den Wagen reinsetzen, verstanden?“ Plötzlich zaubert er ein Tuch hervor, geht auf eines der Autos zu, wienert daran herum, öffnet die Wagentüren, um ihnen dann das versprochene Zeichen zu geben. Ohne Zögern laufen sie auf das Fahrzeug zu, schlüpfen, als sie bei der offenen Tür ankommen, schnell hinein. Der Wagen dreht sich mit ihnen. Das helle Leder der Sitze riecht streng, und Ludwig fährt mit der Hand darüber. Es fühlt sich seidenweich an. „Volllederpolster, Interieurleisten aus Pianolack, natürlich Leichtmetallfelgen. 507 PS, einen V10-Hochdrehzahl-Saugmotor, 250 km/h Spitze. Kostet nur schlappe 140 000 Euro. Fast geschenkt, oder?“
Ludwig beugt sich über die Konsole mit den Bedienungselementen und weiß, diesen Wagen muss er fahren, am liebsten heute noch, ansonsten eben, wenn er seinen Führerschein besitzt. Seine Hand streichelt das Lenkrad.
„Oh Mann, ist der geil“, wirft Ludwig ein, und sein Mund bleibt vor Bewunderung offen stehen. „Kann ich beim nächsten auf den Fahrersitz?“ bettelt er.
Patrick nickt. Doch plötzlich schallt Blasmusik zu ihnen herüber. Patrick wirft einen schnellen Blick in die Runde. „Schade, wir müssen wieder verschwinden, die Veranstaltung beginnt, und es wäre nicht gut, wenn sie uns hier entdecken.“
Sie verdrücken sich in der gleichen Reihenfolge wie sie gekommen sind und stehen bald wieder unauffällig in der großen Halle.
„Ich bin schon ganz neugierig, wie der Ochshammer in natura aussieht. Die Bilder in der Zeitung von ihm sind nicht sonderlich schmeichelhaft. Gedrungen, kein Hals, Stiernacken, immerhin keine Glatze sondern lockiges Haar. Meine Mutter findet ihn ganz fesch. Sie sagt, vielleicht sollte sie sich ihn angeln, denn Geld hat er wie Heu, und seine Frau ist vor zwei Jahren gestorben. Aber dann müsste sie vorher den Papa entsorgen, und das wird schwierig“, bemerkt Nadine.
„Da ist er.“ Sie treten zur Seite, und mit einem Gefolge von mindestens sechs Mann marschiert er an ihnen vorbei – in einem braungrünen Jägeranzug. Absolut scheußlich, findet Ludwig. Aber der Typ ist sowieso jenseits von Gut und Böse. Nur dass er Millionen hat, das ist schon obergeil. Vielleicht sollte seine Tante sich ihn mal ansehen. Sie sieht noch gut aus, das Alter passt, sie hat keinen Mann, und dann hätte sie ausgesorgt und er auch.
Als er
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