Tatort Oktoberfest (German Edition)
perlen durch den Raum. Sie gießt sich einen Grappa ein, setzt sich auf den Sessel, schaut zur Uhr und sagt: „Ich glaube, du musst gehen. Patrick kommt bald, oder?“
„Darf ich wiederkommen?“ fragt Ludwig, als er seine Sachen greift und überstreift.
Sie lächelt ihm zu und nickt. „Ja, mein Süßer.“
An der Tür schellt es. „Warte hier.“ Sie streift sich ihren Bademantel über, lässt Ludwig im Schlafzimmer zurück, geht in den Korridor und öffnet die Tür.
Zwei Männer stehen davor, halten je einen Ausweis hoch. „Polizei, wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen. Dürfen wir eintreten?“
„Kommen Sie, bitte“, fordert sie die Beamten auf, nachdem sie die Legitimationen geprüft hat. Claudia führt sie in ihr Wohnzimmer und schließt sorgfältig die Tür zum Korridor. „Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, ich ziehe mir schnell was über, ich hatte mich schon hingelegt.“ Sie huscht in ihr Schlafzimmer. „Ludwig, entweder du wartest hier und bist mucksmäuschenstill, oder du verschwindest ganz leise. Besser du gehst, und bitte, nimm dir ein Taxi und ruf Patrick an. Bis bald.“ Sie drückt ihm einen Kuss auf den Mund und schiebt ihn sachte zur Tür. Dann wirft sie sich rasch eine Jeans und einen Pulli über, bevor sie wieder das Wohnzimmer betritt.
„Haben Sie Besuch?“ fragt der ältere Beamte.
„Nein, mein Fernseher, ich habe ihn gerade ausgeschaltet“, lügt sie und hofft, dass Ludwig so gescheit ist, ein kleines Stück die Straße hinunterzugehen, bevor er einen Wagen anhält. Zum Glück fahren ja zur Wiesn-Zeit genügend in der Gegend herum, geht ihr noch durch den Kopf. Dann setzt sie ein liebenswürdiges Lächeln auf und fragt: „Verraten Sie mir den Grund Ihres Überfalls mitten in der Nacht? Ist eine meiner Bedienungen in einen Unfall verwickelt worden? Oder ist in meinem Restaurant eingebrochen worden, ohne dass ich es bemerkt habe?“
„Kennen Sie den Brautechniker Luigi Rezzo? Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?“
„Halt, das sind aber jetzt gleich zwei Fragen auf einmal. Ja, ich kenne einen Luigi, und er ist Brautechniker. Unsere Väter waren befreundet, und ich habe Luigi getroffen, meist im Urlaub, aber da waren wir vielleicht 13 oder 14. Dann sind wir uns Ewigkeiten nicht mehr über den Weg gelaufen, bis ich hier das Lokal übernommen habe und Luigi ab und an vorbeikam, wenn er auf der Wiesn gearbeitet hat. Eher zum Mittag. Wann habe ich ihn das letzte Mal gesehen? Ich glaube, in der Woche bevor die Wiesn begann, am Montag oder Dienstag“, antwortet sie ausführlicher, um für Ludwig Zeit zum Verschwinden zu gewinnen. „Aber warum fragen Sie mich das? Was ist mit Luigi?“
„Das dürfen wir Ihnen nicht sagen.“
„Ist ihm etwas passiert?“ Claudia durchläuft es eiskalt, und ihre Knie zittern. Sie muss sich setzen. Die merkwürdigen Anrufe rücken in ihr Bewusstsein und der fremde Besucher aus Kalabrien. „Vorhin, als ich in das Restaurant kam, fragte mich ebenfalls jemand nach Luigi. Ein Italiener. Aber der Name? Tut mir leid, den habe ich nicht behalten. Ist Luigi verletzt?“
„Haben Sie irgendwelche Drohbriefe oder Anrufe in Zusammenhang mit dem Wettbewerb erhalten?“
„Nein. Bitte sagen Sie mir endlich, worum es geht.“
„Das können wir noch nicht, Frau Fioretti. Nur so viel, es gab eine Drohung, die Ihre Kandidatur betrifft. Wir bitten Sie, sich in den nächsten Tagen vorzusehen.“
Claudia lacht bitter auf. „Wie stellen Sie sich das vor? Der Wettstreit hat erst heute begonnen und läuft noch die nächsten Tage. Morgen werde ich mich bewähren müssen. Schicken Sie mir einen Geleitschutz?“
„Sie wissen selbst, dass die gesamte Polizei im Sondereinsatz auf der Wiesn ist. Aber wir werden ein paar Kollegen in Ihre Nähe beordern, wenn die Fernsehstationen es tolerieren. Wir danken Ihnen fürs Erste und bitten, die Störung zu entschuldigen.“
Claudia blickt ihnen ratlos nach. Dann kehrt sie in ihr Schlafzimmer zurück und wirft die rasch übergezogenen Sachen ab. Sie zieht die zerknüllten Bettlaken mit einem schnellen Ruck gerade, schüttelt die Kissen auf und schaut sich nach ihrem Glas um. Sie stolpert über einen Gegenstand und hebt ihn auf. Ein fremdes Smartphone. Erschreckt lässt sie es umgehend fallen, als Luigis Sohn ihr auf dem Arm seiner Frau entgegen lächelt. Einen Wimpernschlag lang meint sie, einer Einbildung aufgesessen zu sein und klaubt das Handy erneut vom Boden auf. Nein, sie hat sich nicht
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