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Tatort www

Tatort www

Titel: Tatort www Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goetz Schartner
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Verlag) extra zur freien Weitergabe freigegeben worden sind, wird der Gesetzesverstoß teils unwissend begangen, teils bewusst in Kauf genommen. Nicht zu unterschätzen ist der Schadensersatz, der von Internetnutzern bezahlt werden muss, wenn sie bei illegalen Tätigkeiten erwischt werden. Während sich der durchschnittliche Betrag für Abmahnungen inklusive Rechtsanwaltsgebühren bei rund 1.500 Euro im Jahr 2012 einpendelte, gab es immer wieder Ausreißer nach oben, die durchaus hohe fünfstellige Beträge erreicht hatten. Alarmierend ist, dass es eine nicht unerhebliche Anzahl von Internetnutzern gibt, die sich keiner Schuld bewusst sind.
    Weitere Risiken sind Cybermobbing, die Anbahnung von Sexualstraftaten über das Internet und leider noch viele mehr. Auf Risiken, die für Unternehmen und Staaten, insbesondere Angriffe auf kritische Infrastrukturen wie die Energie- oder Wasserversorgung bestehen, werde ich in späteren Büchern eingehen.
Was macht der Gesetzgeber?
    Es ist jammerschade, es so drastisch formulieren zu müssen, aber er versagt beim Schutz der Internetnutzer auf der ganzen Linie. Anstatt die Internetnutzer zu schützen, werden sie eher drangsaliert, überwacht und die Jugend aufgrund der nicht mehr zeitgemäßen Urheberrechtsgesetze nahezu kriminalisiert. Nicht überwachen, kontrollieren und verbieten, sondern aufklären, der Justiz die notwendigen Strukturen und Ressourcen an Mitarbeitern, Ausbildung und Technologien zur Verfügung stellen und die Hersteller von Sicherheitshardware und -software für deren eigene Leistungsversprechen in die Haftung zu nehmen, lautet meiner Ansicht nach das Gebot der Stunde. Mit diesen Methoden lässt sich schnell und effektiv die Sicherheit für die Bevölkerung erhöhen und sie wären eines demokratischen Rechtsstaates würdig.
    Leider zeigen die Bestrebungen einiger Politiker immer wieder, dass der Ruf nach einer vollständigen Internetüberwachung nicht abflaut und jeder Webseitenbesuch, jede E-Mail, jede SMS-Verbindung für einige Monate gespeichert werden sollten, während andere Politiker nicht so weit gehen wollen. Aber gerade wir sollten doch von den beiden totalitären deutschen Überwachungsstaaten unserer Vergangenheit gelernt haben. Natürlich brauchen wir einen funktionierenden Rechtsstaat. Zu einem funktionierenden Rechtsstaat gehört auch eine funktionierende Strafverfolgung. Aber auch die Achtung der Menschenrechte und der Freiheit der Bürgerinnen und Bürger.
Freiheit
    Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sind Menschen (zumindest die mit Zugang zum Internet) in der Lage, weltweit und relativ frei zu kommunizieren. Meinungen können gebildet, politische Ansichten diskutiert werden. Während vor dem Zeitalter des Internets Menschenrechtsverletzungen selten öffentlich wurden, schafft das Internet Transparenz. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Ermordung des jungen Ägypters Khaled Said. Khaled Said stellte ein Video online, auf welchem ägyptische Polizisten zu sehen waren, die einen Drogendeal durchführten. Am 6. Juni 2010 wurde Khaled Said in einem Internetcafé in Alexandria von zwei Zivilpolizisten verhaftet und auf offener Straße vorsätzlich zu Tode geprügelt. Sein Leichnam wurde später von den beiden Polizisten wie ein Müllsack vor einen Hauseingang geworfen.
    Der ägyptische Google-Mitarbeiter Wael Ghonim eröffnete kurz darauf die Facebook-Fanpage „Wir sind alle Khaled Said“ mit der Absicht, eine Protestbewegung gegen die Ermordung von Khaled Said ins Leben zu rufen. Ziel war, die beiden Polizisten für ihr Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Über die Facebook-Fanpage rief er immer wieder zu Demonstrationen gegen diese Tat auf. Die Resultate kennen Sie aus dem Fernsehen. Es waren schlussendlich die Demonstrationen auf dem Tahir-Platz in Kairo, die zum Sturz des Regimes geführt haben. Die Ermordung von Khaled Said und die Verbreitung dieser schrecklichen Tat waren der Zündfunke der ägyptischen Revolution.
    Vor dem Internetzeitalter wäre die Ermordung von Khaled Said nicht an die ägyptische Öffentlichkeit gedrungen und weltweit vermutlich gar nicht wahrgenommen worden. Dies ist nur ein Beispiel, wie das Internet Menschen hilft, zu kommunizieren – und zwar nicht nur
face to face
von einer Person zur anderen, sondern von einer Person zu Hunderttausenden Menschen. Früher war diese Artder Kommunikation nur dem Staat und den Medien möglich, heute kann jeder Mensch mit Internetzugang zu Millionen von

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