Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
sondern am besten einen zähnefletschenden Tiger oder einen brüllenden Grizzly – auf dass auch der Geisterbahneffekt zu seinem Recht komme. Ein guter Präparator weiß deshalb: Nur ein eindrucksvolles totes Tier ist ein gutes totes Tier.
Zurück zum Berufsbild: Als Erstes häutet der Präparator das Ex-Lebewesen und präpariert Haut und Fell jeweils einzeln. Dazu bedient er sich einer ganzen Reihe von Chemikalien und Techniken, die wir nicht näher ausführen wollen und können. Er repariert alle Schäden, die die Hülle im lebenden oder toten Zustand erlitten hat, und wählt dann eine Form, an der er die Haut befestigen kann. Das Tier wird also nicht im eigentlichen Wortsinne »ausgestopft«, sondern die Hülle an einer Art Plastikmodell befestigt. Dabei stellt der Tierpräparator sicher, dass die Haltung des Tieres sein natürliches Verhalten widerspiegelt, was im Falle eines Goldhamsters nicht so schwer ist, bei Hundedame Fifi jedoch durchaus zur Herausforderung werden kann. Denn heutzutage wird die tote Pralinenvernichterin nicht aus Gründen der naturwissenschaftlichen Dokumentation für die Ewigkeit in Form gebracht, sondern weil sich Fifis Frauchen, im Hundejargon auch als »die Pralinenbeschafferin« bekannt, mit dem durch einen Porsche verursachten jähen Tod des treuherzigen Wauwaus nicht abfinden kann. Sie möchte Fifi für den Rest ihres Lebens möglichst naturnah neben sich wissen und wählt daher die bevorzugte Haltung ihres jüngst überrollten Lieblings: auf den Hinterbeinen balancierend, hechelnd – und in der Pupille spiegelt sich ein Schokoriegel. »So goldig. Wirklich. Herzig. Genau so ist sie immer dagestanden. Die Fifi. Ja, ja.«
Der Präparator steht nun also vor der Herausforderung, die deutlich sichtbaren Profilspuren eines Bridgestone-Pneus aus dem Fell zu bügeln und anschließend ein Modell zu erstellen, auf das er Fifis Hülle kleben kann. Kein leichtes Unterfangen, doch tatsächlich verdienen die meisten Präparatoren heutzutage ihr Geld hauptsächlich damit, den Hinterbliebenen pflegeleichte Haustiere für die kommenden Jahrzehnte anzudienen. Das ist zwar nicht ganz billig, aber umsonst ist bekanntlich nur der Tod, und wenn man dazu noch in Rechnung stellt, dass Fifi und Konsorten weder Auslauf noch Pralinen benötigen, rechnet sich der Aufwand mit der Zeit durchaus.
Gefahr: * (Nehmen wir mal an, Sie sollen einen Königstiger präparieren, und der hat sich beim Transport nur tot gestellt. Dann haben Sie ein Problem. Sonst nicht.)
Langeweile: ** (Zwei Sterne gibt’s nur deshalb, weil die Beschäftigung mit diversen Chemikalien aus Sicht des Autorenteams keinen unbedingten Sinnesrausch darstellt. Ansonsten ist das abwechslungsreiche Wühlen in den verschiedensten toten Körpern eines sicherlich nicht: langweilig.)
Seltenheit: ** (Die Gründung einer Gewerkschaft dürfte schwierig sein, aber so richtig exotisch ist der Job nun auch wieder nicht.)
Ekelfaktor: **** (Tja, nun – aus unserer Sicht ist das schon eine recht eklige Kiste. Der Geruch. Das Blut. Die Organe. Und die übrigen Innereien. Andererseits: Was tut noch mal ein Fleischer?)
Neidfaktor: * (Ganz am Anfang unseres Beitrags hatten wir von Jeffrey Dahmer gesprochen. Der wäre vermutlich neidisch gewesen, und vielleicht hätte sein Leben eine ganz andere Wendung genommen, wenn er im alten Ägypten gelebt hätte. Abgesehen von ihm und ein paar anderen durchgeknallten Kannibalen fällt uns allerdings niemand ein, der wirklich neidisch sein könnte.)
Kapitel 4
Die schmutzigsten Jobs
»It’s a dirty job, but somebody’s got to do it«, sagte bereits John Wayne. Ob er dabei an Dixi-Klo-Fahrer, Deo-Wirksamkeitstester oder Tatortreiniger gedacht hat?
Geruchsbeurteiler/Deo-Wirksamkeitstester
S ie kennen doch alle diese Werbespots, in deren Verlauf junge, zumeist höchst attraktive Frauen sich dank eines speziellen Deos – wir nennen es jetzt mal Maxe ohne M – dem eigentlich eher unauffälligen Durchschnittstypen von nebenan praktisch willenlos in die Arme werfen.
Schon mal gesehen? Ja?
Schon mal ausprobiert? Und? Hat nicht geklappt?
Das tut uns leid, doch immerhin können wir Ihnen nun diejenigen nennen, die Sie möglicherweise für dieses Versagen zur Rechenschaft ziehen können: die Mitarbeiter der Firma Hill Top im amerikanischen Bundesstaat Ohio nämlich.
In deren Laboren spielen sich Tag für Tag seltsame Szenen ab. An langen Tischen sitzen viele Menschen – die meisten von ihnen sind
Weitere Kostenlose Bücher