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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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Frauen – und schnuppern angestrengt an den verschiedensten Gegenständen. Einige nehmen Duftproben mit weit offenen Mündern und aufgeblähten Nüstern, andere beriechen feine Stöffchen mit zusammengepressten Augen und sichtbar so konzentriert wie weiland Karl-Theodor zu Guttenberg beim Verfassen seiner legendären Doktorarbeit.
    Beschnuppert werden vor allem neue Produkte, bei denen es – das haben langwierige empirische Forschungen ergeben – für den Konsumenten in hohem Maße auf den Geruch ankommt. Bei Mundwässern beispielsweise ist das nur allzu verständlich, denn wer aus dem Maule riecht wie ein Iltis, der wird es beim intimen Smalltalk im Stammcafé eher schwer haben. Aber auch Babywindeln werden unter die Nasen gehalten, denn diese müssen, um bei den lieben Eltern anzukommen, einen ganz bestimmten Frischegeruch absondern, der dann in Verbindung mit den Inhalten des kindlichen Verdauungstraktes eine Mischung ergibt, die irgendwie süßlich und damit nicht mehr ganz so ekelhaft riecht. Klingt sonderbar, ist aber so.
    Eine der Hauptaufgaben der Hill-Top-Schnüffler, deren Geruchsvermögen übrigens monatlichen Kontrollen unterzogen wird, ist der Deo-Test. Das unter die Achseln gesprühte oder getupfte Düftchen besitzt in westlichen Zivilisationen bekanntlich mittlerweile Kultstatus, ist so unverzichtbar wie Trinkwasser und Fertigpizza geworden und generiert Monat für Monat Milliardenumsätze auf dem großen Markt der Drogerieprodukte. Um herauszufinden, wie gut ein Deo gegen Achselschweißgeruch hilft, wie lange es wirkt, welche Assoziationen der Geruch auslöst und wie er sich im Laufe der Zeit entwickelt, werden natürlich nicht nur die professionellen Supernasen eingesetzt, sondern Hill Top beschäftigt ganze Scharen von menschlichen Geruchsprobanden. Studenten – gerne auch langhaarig, ungepflegt und mit einer gewissen Scheu vor exzessiven Reinigungsritualen – sind besonders begehrte Testpersonen, aber auch Barney, der beleibte Bauarbeiter, der sein Feinripp-Unterhemd als Hautersatz nutzt und Warmwasserduschen für eine Erfindung von und für Weichlinge betrachtet, bekommt bei Hill Top die Chance, ein paar Dollar mit vergleichsweise leichter Beschäftigung nebenher zu verdienen. Die Testpersonen müssen es sich lediglich gefallen lassen, dass sie mehrmals pro Tag intensiv beschnüffelt werden – wer einen Hund zu Hause hat, kennt das Gefühl – und sich eventuell eine Weile in bestimmten Körperregionen nicht waschen dürfen, was beispielsweise Barney nur ein Mindestmaß an Überwindung kostet.
    Die Tester von Hill Top sollten neben einem feinen Geruchssinn, der übrigens bei Frauen im Durchschnitt etwas ausgeprägter ist als bei Männern, die Fähigkeit mitbringen, gewisse Ekelgrenzen peu à peu nach oben zu verschieben. Denn neben dem Beschnuppern haariger Achseln droht in bestimmten Testreihen auch der regelmäßige Kniefall. Schließlich hat die Kosmetikindustrie auch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Geruch von Schweißfüßen – ein Problem, das die Menschheit seit Dekaden an den Rand der Verzweiflung bringt – nachhaltig zu bekämpfen.
     
Gefahr: * (Nur Allergiker laufen ein gewisses Risiko.)
Langeweile: ** (Man lernt viele Menschen kennen und jede Menge Gerüche. Die Tätigkeit als solche ist jedoch durchaus ein wenig eintönig. Zwei Langweile-Sterne …)
Seltenheit: *** (Ist schon ein recht exklusiver Job, den die Supernasen da bekleiden, auch wenn es mittlerweile außer Hill Top schon weitere Konzerne gibt, die professionelle Produktschnüffler beschäftigen.)
Ekelfaktor: **** (Vor allem die Beschäftigung mit den Testpersonen könnte zu einer nachhaltigen Belastung des eigenen Selbstwertgefühls führen. Stellen Sie sich nur mal vor, Sie kriegen einen ganz bestimmten Schweißgeruch einfach nicht mehr aus der Nase … Igitt.)
Neidfaktor: (Weinkenner mögen Sie um Ihre gute Nase beneiden – um Ihren Job beneidet Sie mutmaßlich niemand.)

»Dixiklo«-Fahrer
     
    A bseits von Religion und Politik, von Sport und Musik, von Geschichte und Ökonomie – abseits all dieser wichtigen Themen gibt es eine Frage, die Menschen aller Nationen und Kulturen einen kann: die Verdauung.
    Egal, ob Sie in einem Krankenhaus in Thessaloniki oder Tadschikistan mit dem Leben abgeschlossen haben, unabhängig von der Frage, ob Sie im Wartezimmer eines Podologen oder eines Dentisten sitzen, ungeachtet der Frage, ob Ihnen die Amputation einer Gesäßhälfte droht oder die

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