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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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gesichertes Hypothesen-System und erklärt die Ursache eines spezifischen Ereignisses der Vergangenheit. Aus Dokumenten, ein reales Ereignis beschreibend (d. h. Zeugenberichten), wird eine vorläufige Interpretation abgeleitet (
Hypothese
); sich gegenseitig ergänzende Hypothesen werden zu einer
Theorie
kombiniert , die einen realen Vorgang, der wirklich stattgefunden hat, erklärt. Mit der fünffach unabhängig belegten »Theorie der tief stehenden, blendenden Sonne als Ursache des Auffahr-Unfalls am 25.7.2001« war der Fall für die Würzburger Polizei erledigt.
    In diesem Kapitel wollen wir die naturwissenschaftliche Methodik des Erkenntnisgewinns rekapitulieren, historische mit experimentellen Wissenschaften miteinander vergleichen und die Bedeutung von Zufallsereignissen diskutieren. Zunächst soll ein Beispiel aus der Musikgeschichte dargestellt werden , um die eingangs beschriebenen Zusammenhänge nochmals zu verdeutlichen.

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Darwin, Mozart und die Dokumentar-Biographie
    Der 20-jährige Student der Theologie und Naturwissenschaften Charles Darwin war ein Freund der klassischen Musik. Insbesondere die Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) (Abb. 2.1) begeisterten ihn derart, dass er in Cambridge regelmäßig Konzerte besuchte. Erst Jahrzehnte später gestand Darwin ein, dass ihm aufgrund der langen, intensiven Beschäftigung mit wissenschaftlichen Fragestellungen das ursprüngliche Interesse an klassischer Musik mit der Zeit abhandengekommen |49| sei (Barlow 1958). In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass Darwin bei Hauskonzerten die Wirkung von Musik (Schallwellen) auf Pflanzen und Tiere (Regenwürmer) untersucht hatte – mit negativem Resultat.
    Abb. 2.1: Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), gemalt am 6. November 1790. Dieses Bild wurde erst Anfang 2005 in der Berliner Gemäldegalerie vermeldet und am 27. Januar, dem Geburtstag Mozarts, dem Publikum vorgestellt. Es zeigt den Komponisten 13 Monate vor seinem Tod (A). Zeichnung von Mozarts ungewöhnlichen Ohren, nach einem Aquarell aus dem 19. Jahrhundert (B). Man beachte die obere Ohrspitze, die an jene eines Säugetiers erinnert.
    In der letzten Auflage seines Artenbuchs erwähnt Darwin den Wiener Komponisten in Kapitel XII (Instinct) in dem folgenden Zusammenhang: »If Mozart, instead of playing the pianoforte at three years old with wonderfully little practice, had played a tune with no practice at all, he might truly be said to have done so instinctively.« Darwin möchte hiermit zum Ausdruck bringen, dass Mozart im Wesentlichen instinktiv, d. h. durch ererbte Eigenschaften, über seine außergewöhnlichen Fähigkeiten verfügt hatte: Er war ein »geborenes Musik-Genie«.
    Der Wiener Privatgelehrte Otto Erich Deutsch (1883 – 1967) gilt als Begründer der Dokumentar-Biographie und somit als »Urvater« des Prinzips der
historischen Rekonstruktion
in den Musikwissenschaften. Durch Sammlung von Lebens-Dokumenten bedeutender Komponisten, chronologischer Anordnung derselben und Auflistung datierbarer Ereignisse, die aus |50| zusätzlichen Quellen entnommen werden, kann ein Bild vom Leben erstellt werden, welches dem realen (vergangenen) Dasein der verstorbenen Person nahekommt. Unter zusätzlicher Verwendung von Bildmaterial (Zeichnungen, Gemälde, Fotos) können diese Biographien mit Anschauungsmaterial angereichert werden. Jede Dokumentar-Biographie ist allerdings lückenhaft, da weder jeder einzelne Tag noch jedes Ereignis im Leben des »Titelhelden« im Nachhinein belegbar sind.

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Leben und Tod von Wolfgang Amadeus Mozart: Die drei Theorien
    Der Lebenslauf des in Salzburg geborenen Komponisten, Pianisten und Kapellmeisters Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) konnte auf Grundlage umfassender Dokumente im Detail rekonstruiert werden (Deutsch und Eibl 1981) (Abb. 2. 2). Bereits im fünften Jahr nach seiner Geburt als siebtes und letztes Kind des Komponisten Leopold Mozart (1719 – 1787) und seiner Frau Anna Maria geb. Pertl (1720 – 1778) wurde der Knabe Wolfgang Gottlieb (= Amadeus) als außergewöhnlich begabtes Wunderkind erkannt – sein Vater hat ihn daher auf sämtlichen Wissensgebieten als Privatlehrer ausgebildet. Von den sechs Mozart-Geschwistern überlebte nur ein Mädchen , Maria Anna (Nannerl) (1751 – 1829), die als Klavierlehrerin bekannt wurde. Die Stationen von Mozarts kurzem, aber ereignisreichem Leben können in vier Abschnitte unterteilt werden.
    Die Kindheits- und Jugendjahre

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