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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Eltern in einer nachfolgenden Kinder-Generation).
Dokumentationen historischer Ereignisse aus der fernen Vergangenheit führen zu eindeutigen Erkenntnissen. Die uns heute nur noch in Umrissen zugängliche, abstrakte Person Wolfgang Amadeus Mozart (Abb. 2.1) hat
tatsächlich
gelebt und ist am 5.12.1791
wirklich
gestorben. Diese Aussagen können wir heute mit Sicherheit treffen, obwohl es weder eine Grabstelle noch Skelettreste gibt. Sämtliche historischen Belege, die wir auch als »Mozart-Beweise« bezeichnen können, sind indirekter Natur.
Als allgemeine Schlussfolgerung kann der folgende Merksatz formuliert werden: Wissenschaftliche
Theorien
erklären reale Sachverhalte (bzw. Tatsachen). Die hier formulierte Infektions-Aderlass-Theorie von W. A. Mozarts Tod wird durch eine Reihe unabhängiger Dokumente belegt und erklärt das rasche Ableben des großen Komponisten auf schlüssige |56| Weise. Es sei allerdings ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch diese Theorie verfeinerbar ist und durch weitere, bisher unentdeckte historische Dokumente ergänzt bzw. modifiziert werden könnte, was allerdings eher unwahrscheinlich erscheint. Eine exakte, lückenlose Kausalkette (Unwohlsein Mozarts – Bettlägerigkeit – Tod) ist mangels ausreichender Belege im Detail heute nicht mehr rekonstruierbar.
    Abb. 2.2: Schematische Darstellung der drei Komponisten-Generationen (I., II., III.) aus der Familie Mozart, veranschaulicht in Form eines Stammbaums (Phylogenie ). Es wird deutlich, dass die meisten der damals geborenen Kinder früh gestorben sind. Die männliche Abstammungsreihe Mozart starb mit den kinderlosen Söhnen Karl Thomas und Franz Xaver Mitte des 19. Jahrhunderts aus.
    |56| Wolfgang Amadeus Mozart d. Ä. war einer der originellsten und vielseitigsten Komponisten der Menschheitsgeschichte. Ein Vergleich seiner Kompositionsleistungen mit den naturwissenschaftlichen Werken von Charles Darwin wird im Epilog zu Kapitel 10 vorgenommen und die bereits im
Vorwort
erwähnte Gleichstellung dieser genialen Männer begründet.

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Methodischer Naturalismus und das Unsichtbare in der Biologie
    Noch zu Lebzeiten W. A. Mozarts waren auf Traditionen und kirchlich-politische Autoritäten basierende Ansichten und Lebensregeln in der europäischen Ständegesellschaft weit verbreitet . So genannte »Glaubens-Wahrheiten«, wie z. B. biblische Dogmen, wurden auch von gebildeten Bürgern vertreten, so dass Kritik an denselben als »Gotteslästerung« bezeichnet und geahndet wurde. Erst im Zuge der
Aufklärung
, die als Geistes und Kulturbewegung im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der experimentellen Naturwissenschaften ihren krönenden Abschluss gefunden hatte, wurde das
Vernunftprinzip
immer populärer. Der Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) hat in einer Schrift aus dem Jahr 1784 diese im 16. Jahrhundert einsetzende Bewegung wie folgt gekennzeichnet:
    »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen , sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen .« Die Autonomie des Verstandes (d. h. das logisch-rationale Denkvermögen) und damit gekoppelt die Vernunft stand somit im Zentrum dieser Geistesbewegung, die in den aufkeimenden |57| Naturwissenschaften zu einer strikten Trennung nicht belegbarer Glaubensinhalte vom gesicherten Faktenwissen geführt hat.
    In der Pflanzenphysiologie wurde die Überwindung der alles (und somit nichts) erklärenden »Lehre von der Lebenskraft« mit den Hauptwerken der Botaniker Julius Sachs (1832 – 1897) und Wilhelm Pfeffer (1845 – 1920) vollzogen (Kutschera 2002), während in der noch jungen Evolutionsforschung Darwin und Wallace (1858) diese Entwicklung einleiteten. So genannte »schöpfungstheoretische Ursprungslehren« wurden in Darwins Artenbuch, das ein Jahr später publiziert wurde, diskutiert und widerlegt. Beim Lesen dieses Werkes (Darwin 1859/1872) wundern wir uns heute, warum der Autor so oft die auf biblischen Wundern basierende »theory of creation« diskutiert und ad absurdum geführt hat. Es ist offensichtlich, dass Darwin mit diesem Buch ein rein naturalistisches Theorien-System entwickeln wollte – Darwin und Wallace wurden daher bereits zu Lebzeiten in der populären Presse als »eminent British naturalists « bezeichnet.
    Was ist ein
Naturalist
? Dieser Begriff hat außerhalb der Naturwissenschaften eine vielfältige Bedeutung: So bezeichneten sich z. B. die ersten Anhänger der

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