Tatsache Evolution
(1756 – 1771) verbrachte Wolfgang mit seiner Familie, im Wesentlichen als reisender »Wunder-Musiker«: Entbehrungsreiche Tourneen durch Westeuropa und Italien, auf denen eigene Kompositionen vorgestellt wurden, brachten Ruhm und Anerkennung, aber keine Anstellung . Mit der Ernennung zum besoldeten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle (1772 – 1777) begann das Berufsleben des 16-Jährigen, der bis 1781 u. a. als Hoforganist angestellt war. Nach Kündigung dieser Stelle war Mozart von 1781 bis 1791 als frei schaffender (oft auch reisender) Künstler in Wien |51| tätig. Trotz wachsender Anerkennung als genialer Komponist war seine wirtschaftliche und persönliche Lage bedrückend.
Von Mozarts sechs leiblichen Kindern überlebten nur zwei Söhne (Abb. 2.2). Erst im Todesjahr 1791 gab es Anzeichen für eine berufliche Wende zum Besseren. Mit der erfolgreichen Uraufführung seiner letzten Oper
Die Zauberflöte
am 20. September 1791 hoffte der Komponist, endlich eine bezahlte Anstellung finden zu können, doch am 20. November erkrankte Mozart und wurde bettlägerig. Er starb 15 Tage später (5. Dezember 1791, 55 Minuten nach Mitternacht) im Alter von 35 Jahren und 10 Monaten. Mozart wurde, angeblich aus Kostengründen , ohne Kennzeichnung der Stelle in einem Massengrab beigesetzt (16 Särge in vier Schichten). Als man 1808 erstmals bestimmen wollte, wo Mozarts sterbliche Reste ruhen, gab man die Suche auf, weil die Massengräber alle zehn Jahre umgeschichtet wurden. Bis heute wurden von W. A. Mozart keine sterblichen Überreste gefunden. Eine Sensationsmeldung im US-Wissenschaftsjournal
Science
(12. November 2004), man hätte Mozarts Schädel zur DNA-Analyse ausfindig gemacht, konnte nicht bestätigt werden.
Mozart hinterließ über 600 höchst originelle Kompositionen, die im so genannten Köchel-Verzeichnis (KV) aufgelistet sind (z. B. Requiem KV 626, unvollendet), sowie die bereits erwähnten beiden Söhne. Der ältere, nur mäßig begabte Mozart-Sohn Karl Thomas war als Beamter in Mailand tätig. Mozarts in seinem Todesjahr geborenes jüngstes Kind, Franz Xaver (1791 – 1844), wurde, nachdem es sich als musikalisch begabt erwiesen hatte, von Mozarts Frau Constanze (1762 – 1842) umgetauft. Unter dem neuen Namen »Wolfgang Amadeus Mozart jun.« erzielte »Mozart d. J.« als Pianist bescheidene Erfolge; seine nur wenig über dem zeitgenössischen Durchschnitt liegenden Klavierkompositionen blieben jedoch zeitlebens unveröffentlicht. Beide Mozart-Söhne hinterließen keine Kinder, d. h. die Komponisten-Reihe Leopold, Wolfgang Amadeus und Franz Xaver Mozart starb nach der dritten Generation aus (Abb. 2.2).
Wolfgang Amadeus Mozart verfügte über das, was man heute als »absolutes Gehör« bezeichnet: Dieser geniale Mann konnte nach Hören einzelner Töne deren absolute Lage auf der Tonskala |52| benennen (z. B. Kammerton a = 440 Hertz). Mozarts extrem sensibles Innenohr stand im Widerspruch zur äußeren Ohren-Form. Wie in einem historischen Beitrag ausgeführt, waren »die Gesichtszüge und Ohren des Sohnes Wolfgang denen des Vaters ähnlich … Diese Ohrenform wurde auch auf seinen jüngsten Sohn vererbt«(Gerber 1898). Diesem Aufsatz ist zu entnehmen, dass Mozarts Ohren (Abb. 2.1) eine außergewöhnliche Gestalt hatten: Die obere Hälfte war zu einer Spitze ausgezogen und erinnert den Evolutionsbiologen an die Ohrenform eines Säugetiers (z. B. Fuchs). Gerber (1898) bezeichnete Mozarts Ohren als »Missbildung«, die nicht nur sehr unschön sei, »sondern auch auf einer tieferen Entwicklungsstufe stehen geblieben ist«. Darwin (1871) hat im Zusammenhang mit der Form des menschlichen Ohrs eine selten vorkommende , nach innen hervortretende Spitze beschrieben, die später als »Darwins Ohr-Höcker« bezeichnet wurde. Das in Abb. 2.1 dargestellte Ohr des Komponisten Wolfgang Amadeus (und Franz Xaver) Mozart erinnert an diese von Darwin beschriebene Struktur, die der Naturforscher auch als »Spitzohr eines gewöhnlichen Säugetiers« bzw. als »Affenohr« bezeichnet hat (
Atavismus
, s. Kutschera 2008 a).
Woran ist der 35-jährige W. A. Mozart am 5. Dezember 1791 gestorben? Im Totenbuch wird »hitziges Friesel Fieber« genannt, eine wenig konkrete Diagnose (Deutsch und Eibl 1981). Mozart-Forscher haben daher zahlreiche Spekulationen und Hypothesen formuliert; einige wurden am 27. Januar 2007 (250. Geburtstag von W. A. Mozart) im
Deutschen Ärzteblatt
und der
Ärzte Zeitung
zusammengefasst. Wir wollen im
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