Tatsache Evolution
Universitäts-Gesprächen « eingeladen. Das Rahmenthema lautete wie folgt: »Der Mensch – Krone der Schöpfung oder Zufallsprodukt der Evolution?« Weiterhin entdeckte ich während dieser Tage zufällig im Internet zwei Ankündigungen unter folgenden nahezu gleich lautenden Titeln: »Universität Göttingen, Öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2007/08: Evolution – Zufall und Zwangsläufigkeit der Schöpfung«; ein für März 2008 angekündigter Einzelvortrag trug die Überschrift »Faszination Leben. Wir sind kein reiner Zufall! – Evolution und Kreationismus «. Das in Kapitel 1 (S. 15) beschriebene, »unglaublich-aberwahre « Zufallsereignis sei an dieser Stelle nochmals in Erinnerung gerufen. Nach Auflistung dieser Zufälle (weitere Folgen in anschließenden Kapiteln) soll in diesem Abschnitt der Zufallsbegriff in der Biologie erläutert, definiert und bewertet werden.
Im Leben des Menschen und anderer Organismen gibt es determinierte und zufällige Vorkommnisse. Diese so genannten
Ereignisse
sind in aller Regel die Folge anderer Vorgänge: Sie stehen zueinander in einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis (Kausalitätsprinzip). Man kann nun zwischen genau vorhersagbaren und »nur wahrscheinlichen« Ereignissen unterscheiden. Mit Bezug auf den Menschen soll das folgende Beispiel angeführt werden: Wenn wir das Bedürfnis verspüren, Musik zu hören, schalten wir vorsätzlich das Radio ein. Das zweite Ereignis (Musik-Berieselung) ist die Folge des ersten (Einschaltknopf auf »an« gedrückt). Dieser streng determinierte (d. h. bestimmte) Vorgang ist allerdings, bezogen auf einen typischen Tagesverlauf, eher die Ausnahme. Die Mehrzahl der Erlebnisse sind Zufallsereignisse, so wie z. B. der eingangs beschriebene Würzburger Verkehrsunfall, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagbar, nicht jedoch determiniert war. Weiterhin ist z. B. das Wetter zum Großteil auf zufällige physikalisch-chemische Prozesse zurückführbar. Lokal betrachtet können zufallsbedingt z. B. kaum vorhersehbare heftige Regen- oder Schneefälle eintreten, die »mit Blitz und Donner wie aus heiterem Himmel« in unser praktisches Leben eingreifen (Tarassow 1998).
|61| Neben den eher seltenen streng determinierten Ereignissen spielen somit zufällige Vorkommnisse im Leben eine große Rolle (man trifft z. B. unerwartet beim Einkaufen auf einen entfernten Verwandten, wird ohne Schirm klatschnass usw.). Zur Erläuterung dieses Sachverhalts soll das Würfelspiel angesprochen werden. Ein Würfel mit sechs Flächen ergibt beim Fallenlassen (Ursache) ein Zufallsergebnis: Die Zahlen (Wirkungen ) 1, 2, 3, 4, 5 und 6 werden mit gleicher Wahrscheinlichkeit gewürfelt (erzielt). Aus wiederholt durchgeführten und protokollierten Würfelspielen kann man empirisch eine Trefferwahrscheinlichkeit von 1 zu 6 ableiten.
Aus dem oben Gesagten folgt: Der Zufall ist kein reines
Chaos
, sondern ihm liegen bestimmte Ursachen zugrunde. Die spezifischen Gesetzmäßigkeiten, welche die Zufallsereignisse beschreiben, sind die
Wahrscheinlichkeitsgesetze
. Üblicherweise herrscht der Irrglaube, der Zufall sei nichts anderes als ein ursachenloses, undeterminiertes Chaos (»nur blinder, reiner Zufall«). Die nachfolgenden Beispiele sollen zeigen, dass dies jedoch nicht der Fall ist.
Es ist eine Alltagserfahrung, dass unwahrscheinliche Ereignisse im realen Leben dennoch immer wieder eintreten: Ohne diese gäbe es z. B. keine Gewinner im Zahlenlotto (
Deutsches
Lottospiel
, 6 aus 49). Die Wahrscheinlichkeit, bei diesem Glücksspiel 6 Richtige zu erraten, beträgt statistisch betrachtet 1 zu 13 838 816 (ca. 1 zu 14 Millionen), oder anders formuliert, sie liegt bei 0,000 006 4360 % (d. h. sehr nahe bei null). Am 13. April 1999 ereignete sich ein bemerkenswerter Zufall, der zum ersten Mal in der damals 41 Jahre langen Geschichte des deutschen Zahlenlottos eingetreten war. Die Zahlenreihe im Samstagslotto lautete 2, 3, 4, 5, 6, 26. Dies ist allen Wahrscheinlichkeitsberechnungen zufolge extrem unwahrscheinlich – fünf aufeinanderfolgende Zahlen (die 2 bis zur 6) sollten statistisch betrachtet »so gut wie niemals« fallen – sie fielen dennoch. Es gab in dieser Woche allerdings große Enttäuschungen: 38 008 Spieler tippten bundesweit »fünf Richtige« und erhielten daher statt der sonst üblichen 7000 bis 15 000 DM nur 380 DM. Wie ist dieses Paradoxon zu erklären? Lottoexperten wissen, dass viele Spieler ihr Glück mit den angeblich »unmöglichen«
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