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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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verdeutlichen, welche enormen Fortschritte in der Evolutionsforschung seit ihrer Begründung durch Darwin (1859/1872) bis heute zu verzeichnen sind.

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|215| Abstammung der Landwirbeltiere und der Säuger
    Der Übergang von Wasser bewohnenden Ur-Fischen zu den ersten amphibienartigen Vierfüßern (Tetrapoda) ereignete sich im späten Devon (vor etwa 390 bis 360 Mio. J.) und zählt zu den wichtigsten evolutionären Großübergängen in der Erdgeschichte . Die ältesten mit verknöcherten, armartigen »Paddelflossen« ausgestatteten Fische (
Eustenopteron
) sind aus 390 Mio. J. alten Sedimentformationen bekannt. Über eine Reihe gut belegter Zwischenformen (
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) (
Gogonasus
,
Panderichtys
,
Tiktaalik
) sind im Verlauf von weniger als 20 Mio. J. noch an Fische erinnernde vierfüßige Ur-Amphibien entstanden (z. B. die Tetrapoden
Acanthostega
und
Ichthyostega
) (Prothero 2007, Kutschera 2008 a). Der Entdeckung einer besonders bedeutsamen Zwischenform, dem »Fisch-Ibium«
Tiktaalik
, wurde eine eigene Monographie gewidmet (Shubin 2008). Dieser Fossilfund ist aus zwei Gründen bedeutsam. Die Paläobiologen haben gezielt in jenen Sedimentformationen gegraben, in denen eine fossile Zwischenform in der Reihe Paddelfisch (
Panderichthys
) – Ur-Tetrapode (Land-Vierfüßer) zu erwarten war und dort dann auch das
Connecting Link Tiktaalik
gefunden . Aus dem von Darwin (1859/1872) begründeten Konzept des Gradualismus ergibt sich der Rückschluss, dass in einer Sedimentformation definierten Alters (etwa 370 Mio. J.) eine Fisch-Ur-Lurch-Zwischenform begraben sein sollte – diese Vorhersage aus Darwins Deszendenztheorie wurde eindrucksvoll bestätigt. Nach diesem von Shubin (2008) unter dem populären Titel »Dein innerer Fisch« beschriebenen Verfahren sucht man heute gezielt nach noch unentdeckten Zwischenformen. Weiterhin ist die an ein kleines Krokodil erinnernde Zwischenform
Tiktaalik
auch aus paläobiologischer Sicht von großer Bedeutung. Der stufenweise (graduelle) Übergang fischartiger Wirbeltiere vom Wasser- zum Landleben vor etwa 370 Mio. J. kann auf Grundlage der hier aufgelisteten Fossilien recht präzise rekonstruiert werden (Details s. Prothero 2007, Shubin 2008, Kutschera 2008 a).
    Seit den 1920er-Jahren bemühen sich die Paläobiologen darum , den evolutionären Großübergang vom Reptil zum urtümlichen |216| Säugetier zu rekonstruieren (Abel 1911, 1922, 1939; Naef 1933). Wir wollen hier die Resultate des Paläontologen T. S. Kemp (2005, 2007) referieren, der anhand zahlreicher bestens dokumentierter Zwischenformen (Reptilsäuger, »mammallike reptiles«) diesen makroevolutionären Schritt erklärt hat. In Abb. 7.11 ist ein vereinfachtes, auf drei repräsentativen Fossilien basierendes Schema wiedergegeben, wobei die hypothetische Rekonstruktion der Wirbeltiere in ihrem jeweiligen Lebensraum beigegeben ist. Diese Bilder basieren auf Skizzen des Zoologen A. Naef (1933), der die hier diskutierte Problematik |217| auf Grundlage der damals bekannten Fossilfunde nachgezeichnet hat.
    Abb. 7.11: Evolution der Säugetiere, veranschaulicht in einer vereinfachten Abstammungsreihe. Im späten Perm (vor 260 Mio. J.) lebten Raubzähner (
Biarmosuchus
) mit gleichförmigen, säbelartigen Reißzähnen (A). Der Reptilsäuger (
Massetognathus
) verfügte bereits über ein für Ursäuger charakteristisches Gebiss (Trias, vor 230 Mio. J.) (B), während das etwa 150 Mio. J. alte Säugetier der Juraperiode (
Megazostrodon
) (C) durch Schneide- und Mahlzähne gekennzeichnet war. Die rechts abgebildeten, nach Skeletten rekonstruierten Wirbeltiere besiedelten nacheinander unterschiedliche Lebensräume. Die graduelle Evolution vom Reptil zum Säugetier war somit mit einer Anpassung an unbesetzte ökologische Nischen und neue Ernährungsweisen verbunden (nach Kemp, T. S.:
Acta Zool.
88, 3 – 22, 2007).
    |217| Nach Kemp (2005, 2007) lassen sich die Säugetiere, die anatomisch u. a. durch ein differenziertes Zahnwerk gekennzeichnet sind (Schneide- und Mahlzähne zum Zerkauen der Nahrung ), von kleinen, räuberischen, an heutige Eidechsen erinnernde Reptilien aus dem späten Perm ableiten (Zeitraum vor etwa 290 bis 270 Mio. J.). In Abb. 7.11 A ist der zu den Therapsida zählende Raubzähner
Biarmosuchus
abgebildet, der anatomisch dem gleichzeitig lebenden, aber wesentlich bekannteren
Lycaenops
ähnelt. Es ist wahrscheinlich, dass Räuber, wie
Biarmosuchus
und
Lycaenops
, die als Pflanzenfresser

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