Tatsache Evolution
bekannten Schaufel-Reptilien (
Lystrosaurus-
Herden) (Abb. 7.13) angegriffen haben, aber Belege für derartige Kämpfe gibt es keine.
Über die Reptilsäuger (Cynodontia), die auch als Hundezähner bekannt sind (
Cynognathus
,
Thrinaxodon
) haben sich während der Trias die ersten Säugetiere entwickelt. In Abb. 7.11 B ist ein Verwandter der oben genannten Gattungen, der fossil gut bekannte
Massetognathus
(Cynodontia) abgebildet, der eine Zwischenform im Übergangsbereich Reptil/Säugetier darstellt. Die ältesten fossil erhaltenen Säugetiere sind aus der Jura- und Kreidezeit bekannt (
Jeholodens
,
Eomaja
). In unserem Schema ist der kleinwüchsige Ur-Säuger
Megazostrodon
aus der frühen Jura-Periode dargestellt (Abb. 7.11 C). Aus den gut erhaltenen Fossilien folgt, dass diese ersten Säugetiere, die im Schatten der Dinosaurier gelebt haben, Baumbewohner wurden. Wie Benton (2005) im Detail ausführt, belegen die verfügbaren Dokumente, dass Ur-Mammalia wie
Megazostrodon
mit relativ großen Gehirnen ausgestattete, behaarte, ihre Jungtiere säugende, eine konstante Körpertemperatur aufweisende Klettertiere waren, die an noch heute lebende Beutelratten (
Didelphis
) erinnern. Das differenzierte Gebiss u. a. anatomische Merkmale weisen auf eine Insekten-Nahrung hin.
Wie die Rekonstruktionen der lebenden Tiere zeigen, erfolgte die »Mammalisation« (Säugetier-Werdung) über einen Zeitraum von über 80 Mio. J. hinweg in Anpassung an sich graduell ändernde Lebensbedingungen. Weiterhin war dieser makroevolutionäre Trend vom Reptil zum Säuger mit einer Verfeinerung |218| des Gehörsinnes verbunden. Diese von K. B. Reichert und E. Gaupp im 19. Jahrhundert formulierte Ableitung der Gehörknöchelchen der Säuger aus Scharnierknochen des primären Kiefergelenks gewisser Reptilien (Funktionswechsel) ist in der Fachliteratur beschrieben (Prothero 2007, Kutschera 2008 a).
Nach T. S. Kemp (2005, 2007) waren die ersten, noch kleinwüchsigen Ur-Säuger, die im Schatten der Dinosaurier gelebt haben, genötigt, während der kalten Nächte aktiv zu sein und Insekten zu jagen. Diese während der Jura-Periode durch konkurrierende Land-Wirbeltiere erzwungene Lebensweise hat im Verlauf der Jahrmillionen zu den typischen, auch für uns Menschen zutreffenden Säuger-Merkmalen geführt (Wirbeltierklasse Mammalia, deren Vertreter ihre Jungtiere über abgeschiedene Muttermilch ernähren und ein embryonal angelegtes Haarkleid besitzen, das bei Walen, Flusspferden, Elefanten und Menschen während der Entwicklung im Mutterleib wieder zurückgebildet wird). In Kapitel 9 werden wir auf die Evolution des Schnabeltiers eingehen, ein urtümlicher, Eier legender, mit Entenschnabel versehener Säuger aus Australien.
Die Abstammung der Walartigen (Cetacea) und Menschen (Hominidae) von entsprechenden Urformen (Flusspferd- bzw. Schimpansen-ähnliche Vorfahren) ist in der Fachliteratur zur Evolutionsbiologie im Detail beschrieben (s. Benton 2005, Junker 2006, Junker und Paul 2009, Prothero 2007, Storch et al. 2007, Kutschera 2008 a). In Kapitel 9 wird die Evolution des Menschen im Zusammenhang mit der Diversifikation der afrikanischen Elefanten dargestellt, wobei Fossilfunde mit molekularbiologischen Daten kombiniert werden (Prinzip der unabhängigen Beweise).
Nach diesem Ausflug in einige Spezialgebiete der modernen Paläobiologie, in der Fakten referiert wurden, die Darwin (1859/ 1872) nicht erahnen konnte, wollen wir uns dem Phänomen der dynamischen Erdkruste zuwenden. Am Ende dieses Kapitels soll eine Synthese dieser Forschungsrichtungen vorgenommen werden.
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|219| Darwins Erdbeben-Erlebnis und die Entdeckung der Kontinentaldrift
In Kapitel XIV seines Reiseberichts beschrieb der damals 23jährige Charles Darwin ein Erlebnis, das auf den jungen, sensiblen Mann wie ein Schock gewirkt hat. Am 20. Februar 1835 ereignete sich auf der südamerikanischen Halbinsel Valdivia ein außergewöhnlich heftiges Erdbeben. Darwin erlebte diesen etwa zwei Minuten andauernden Erdstoß, als er im Wald liegend eine Ruhepause einlegen wollte. Obwohl er während des Bebens aufrecht stehen konnte, war die Erdbewegung für ihn buchstäblich »Schwindel erregend«. Der Nachwuchsforscher war von diesem Erlebnis sowie den sichtbaren Schäden in den umliegenden Ortschaften aufs Tiefste entsetzt und brachte diese Gefühle in erschütternden Worten zum Ausdruck (Darwin 1839/1845). Im Sommer 1986 habe ich in Stanford/Kalifornien ein mittelschweres Erdbeben
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