Tatsache Evolution
Entlang der amerikanischen Westküste reiben die Ostpazifische und die Nordamerikanische Platte aneinander. Parallel zu dieser spannungsgeladenen , 1100 km langen Verwerfungszone kommt es immer wieder zu heftigen Erdbeben – die angestaute Spannung zwischen den Platten wird hierbei ruckartig freigesetzt. Die Erdstöße vom 18. April 1906 (Zerstörung von San Francisco, Beben mit der Stärke 7,8 auf der Richterskala) und 1989 (heftiges Beben mit zahlreichen Todesfällen in der Bay Area, Region Stanford/San Francisco) waren Vorboten eines zukünftigen Erdschocks der Stärke 6,7 oder mehr, welcher für den Zeitraum 2000 bis 2030 mit einer 70%igen Wahrscheinlichkeit von Fachleuten des
US Geological Survey
vorhergesagt ist. Diese »frohe Botschaft« für einen in Stanford/Kalifornien im Nebenamt tätigen Wissenschaftler wurde am 16. April 2008 über Tageszeitungen verbreitet – zufälligerweise exakt in jener Woche, als ich dieses »Erdbeben-Unterkapitel« verfasst habe. Die sich von Mexiko bis zum Norden von San Francisco erstreckende Verwerfung führt zu einer geologischen Zweiteilung von Kalifornien : San Francisco liegt noch auf der Nordamerikanischen, Los Angeles bereits auf der Pazifischen Platte. Die Großstädte bewegen sich derzeit mit messbarer Geschwindigkeit voneinander weg (Kontinentaldrift).
Fazit: Alfred Wegener (1929) hatte mit seiner »Kontinentalverschiebungs-Erdbeben-Vulkanismus-Theorie « im Prinzip recht, obwohl die exakten Ursachen dieser geophysikalischen Prozesse derzeit noch im Dunkeln liegen (Probst 1986, Nield 2007.
Abb. 7.14: Lage der Kontinente im Perm (Ende Paläozoikum), der Kreidezeit (Mesozoikum) und im Tertiär (Känozoikum). Das belegte Auseinanderdriften des Superkontinents Pangaea (A) über die Bruchstücke Gondwana (im Süden) und Laurasia (im Norden) (B) zu den Einzel-Kontinenten, wie sie im Prinzip noch heute vorliegen (C), ist schematisch veranschaulicht. Die Evolution der Organismen wurde durch diese, über die Plattentektonik verursachten Verschiebungen entscheidend beeinflusst. S = Südpol, N = Nordpol (nach Probst, E.:
Deutschland in der Urzeit
. München, 1986).
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|226| Dynamische Erde, Makroevolution und Massenaussterben
Die in den letzten Abschnitten zusammengetragen Fakten belegen eindeutig, dass die Erde kein statisches, sondern ein dynamisches System ist. Geologen haben in jahrzehntelanger Kleinarbeit die Veränderungen in der Gesteinsschicht der Erde (Lithosphäre) dokumentiert und quantifiziert. Folgende Daten finden sich in der Fachliteratur:
Die Verschiebungsraten der Kontinentalplatten liegen im Bereich zwischen 2 bis 15 cm pro Jahr – Beispiel: Die kalifornischen Großstädte San Francisco und Los Angeles entfernen sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von etwa 5 cm pro Jahr voneinander.
Gebirge heben sich mit einer Geschwindigkeit von 0,1 bis 2 mm pro Jahr und werden über Erosionsprozesse mit der gleichen Rate abgetragen; diese kleinen Änderungen können heute exakt ermittelt werden.
Die Sedimentationsraten in Seen liegen im Bereich zwischen 2 bis 25 m pro Million Jahre – sie sind somit um ein Vielfaches geringer als die Abschätzungen der Geologen im 19. Jahrhundert. Daher waren auch die damaligen Berechnungen des Erdalters unzutreffend (s. Kapitel 6).
Diese Daten beweisen u. a., dass sich die Kontinente
tatsächlich
verschoben haben und sich noch heute weiterbewegen. Die 1858 formulierte
Hypothese
von A. Snider-Pellegrini (Abb. 7.12) wurde über eine solide
Theorie
von A. Wegener (Abb. 7.13) zu einem
Faktum
erhärtet (Prinzip der dynamischen Erde, s. Abb. 7.14). Wie bereits erwähnt, gibt es im »Darwin-Jahr 2009« noch keine allgemein anerkannte, sämtliche Teilaspekte dieser langsamen Bewegungen erklärende Theorie. Allerdings sind sich die Geophysiker einig, dass die Hitze im Erdkern als Triebkraft der Plattentektonik angesehen werden muss. Es gilt weiterhin als gesichert, dass der Zerfall der Uran-Isotope U-235 und U-238, die als schwerste natürlich vorkommende chemische Elemente vor über 4500 Mio. J. gebildet worden sind, im |227| Erdkern als wichtigste »Hitze-Generatoren« fungieren (Nield 2007). Die Erdplatten-Dynamik wird somit in entscheidendem Ausmaß von jener Hitze angetrieben, die durch den natürlichen Uran-Zerfall im Inneren des Planeten erzeugt wird (zur Uran-Blei-Methode in der Geochronologie, s. Kapitel 6). Heiße, aufsteigende Materie aus dem Erdinneren (Magma, d. h. eine gasreiche Gesteinsschmelze) ist somit jenes
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