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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Atmosphäre vergiftet. Auch das Dinosaurier-Sterben gegen Ende des Erdmittelalters wird auf weltweiten Vulkanismus zurückgeführt (Abb. 7.16). Zusätzlich zur Vergiftung der Luft durch ätzende Vulkangase (s. S. 188) hat der dokumentierte Einschlag eines etwa 10 km breiten Himmelskörpers (Asteroid oder Komet) die Lebensbedingungen der großen Landreptilien gravierend verschlechtert – Bruchstücke des »Dino-Meteoriten « hat man in den letzten Jahren gefunden und auf exakt 65 Mio. J. vor heute datiert. Details zu dieser durch die Plattentektonik (Vulkanismus) und extraterrestrische Faktoren (Meteoriten-Einschlag) verursachten globalen Klimakatastrophe wurden zusammenfassend dargestellt (s. Kring 2007, Retallack et al. 2007, Kerr 2008, Kutschera 2008 a).
    Die beiden Groß-Katastrophen in der Erdgeschichte haben so genannte »Massenaussterben« ausgelöst, denen nahezu 90 bzw. 70 % aller damaligen Tierarten zum Opfer gefallen sind. Auch die Pflanzenwelt wurde hierbei erheblich dezimiert. Die Überlebenden |230| des Umwelt-Desasters vor 65 Mio. J. (u. a. Ur-Vögel und Kleinsäuger) haben zu Beginn der Erd-Neuzeit eine explosive evolutionäre Entwicklung (adaptive Radiation) durchlaufen , da die Lebensräume von den ehemaligen Konkurrenten im wahrsten Sinne des Wortes »leergefegt« waren.
    Abb. 7.16: Der Ausbruch des Vesuv in einer künstlerischen Darstellung aus dem 19. Jahrhundert. Vulkanausbrüche und die damit verbundenen Klimakatastrophen (Emissionen gewaltiger Mengen giftiger Gase, Lavaflüsse u.s.w.) haben in der Erdgeschichte wiederholt zu großen Massenaussterbe-Ereignissen geführt. Der Vulkanismus wird u. a. durch die kontinuierliche Verschiebung der Kontinental-Schollen verursacht (Plattentektonik).
    Im nächsten Kapitel wollen wir von den bekannten terrestrischen Makroorganismen (Wirbeltiere) in die weit weniger populäre »Welt der aquatischen Kleinstlebewesen« (Mikroorganismen ) abtauchen und hierbei ganz neue Prinzipien und Faktoren der Evolution kennenlernen.

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|231| 8. Makroevolution durch Integration, Kooperation und Versklavung: Die Anti-Darwinsche Symbiogenesis-Theorie
    Dieses Kapitel soll mit einer wahren Geschichte eingeleitet werden . Ein Evolutionsbiologe unterhielt sich mit einem Soziologen und erzählte diesem, dass der Körper des Menschen von Milliarden domestizierter Bakterien durchsetzt sei, die als Endosymbionten auf selbstlose Weise unsere kernhaltigen Zellen (Eucyten) mit der universellen »Energiewährung« Adenosintriphosphat (ATP) versorgen. Ohne diese als
Mitochondrien
(Kraftwerke der Eucyte) bezeichneten umgewandelten Bakterien würden wir – wie auch die anderen Tiere, die Pilze, Pflanzen und Einzeller – nicht existieren können. Anders formuliert: Das Leben aller aus Eucyten aufgebauten ein- und mehrzelligen Organismen (Eukarya), von den Amöben bis zum Menschen, ist von der Existenz spezieller Zell-Organellen, die mit gewissen frei lebenden Bakterien verwandt und vor Jahrmillionen aus archaischen Meeres-Mikroben hervorgegangen sind, abhängig. In Abwesenheit der Mitochondrien gäbe es keine ausreichende ATP-Produktion; ohne die »Energie-Paketchen ATP« würde der Zellstoffwechsel jedoch sofort zum Stillstand kommen. Leben und Tod werden vom ATP-Zyklus determiniert, der in den Mitochondrien seinen Ursprung hat und sich im Cytoplasma der Körperzellen verzweigt (Kutschera 2002). Unser Stoffwechsel basiert somit auf dem Vorhandensein intrazellulärer, domestizierter Mikroben, den Mitochondrien (Abb. 8.1).
    Diese Geschichte von den »gutartigen« Bakterien (Mitochondrien ), die in den Körperzellen des Menschen und der Pflanzen existieren und dort als lebensnotwendige »Helfer« tätig sind, rief bei dem Soziologen, der »den Menschen in seiner Gesamtheit« studierte, Erstaunen und Zweifel hervor. Warum sind sich die Evolutionsforscher in dieser Angelegenheit so sicher? Woher stammen die selbstlosen Mitochondrien des Körpers? Wie werden sie an die Nachkommen weitergegeben?
    |232| Diese Fragen gehen auf Untersuchungen und theoretische Schlussfolgerungen des russischen Biologen C. S. Merezhkowsky zurück, der 1905/1910 mit der Formulierung einer damals wenig beachteten »Symbiogenese-Theorie« ein neues Teilgebiet der Biowissenschaften begründet hat, das seit etwa 1990 im Zentrum des Interesses vieler Evolutionsforscher steht. Der |233| Wissenschaftler Merezhkowsky hat sich allerdings primär mit dem Ursprung der Chloroplasten der Pflanzen befasst, jedoch mit

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