Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
Vom Netzwerk:
zähflüssige, kochende Material, das über Vulkanausbrüche zu den bekannten Lavaströmen führt (Abb. 7.16).
    Was hat die Erdplatten-Dynamik und deren Konsequenzen (Vulkanismus, Gebirgsbildung, Entstehung von Seen und tiefen Ozean-Gräben usw.) mit dem Thema »Evolution der Organismen « zu tun? Wie bereits dargestellt, ging Darwin (1859/1872) trotz seines »Erdbeben-Erlebnisses« aus dem Jahr 1835 und einigen diesbezüglichen Bemerkungen in den unpublizierten »Transmutation-Notebooks« (s. Kapitel 3) in seinem Hauptwerk von einer statischen Erde aus. Die Bedeutung der Kontinental-Drift (Abb. 7.14) für die Verbreitung der Tiere und Pflanzen |228| (Biogeographie), der Schaffung von Reproduktionsbarrieren (separate Lebensräume) und die Konsequenzen für die Umwelt der Organismen (durch Vulkanismus ausgelöste Vergiftung der Atmosphäre und damit verbundene Aussterbe-Ereignisse) wurde erst nach 1980 klar erkannt und ist Bestandteil der
Erweiterten
Synthetischen Theorie der biologischen Evolution
(Kutschera 2001, 2008 a, Kutschera und Niklas 2004).
    Abb. 7.15: Der heilige San Andreas in Kalifornien, südlich von San Francisco, auf die neben der Autobahn liegende geologische Verwerfung zeigend. Der mit Wasser gefüllte Graben (San Andreas Lake) ist Teil jener Erdbeben-Region, in der zwei Kontinentalplatten unter hohem Druck aufeinandertreffen (Originalaufnahme ).
    |228| Über einen Zeitraum von etwa 100 Mio. J. hinweg, vom Perm bis zum Ende der Jura-Periode, bestand der Superkontinent Pangaea (Abb. 7.14 A) – danach drifteten die Kontinentalschollen auseinander. Einige Konsequenzen dieses geologischen Prozesses für den graduellen Bauplanwandel (Makroevolution ) ausgewählter Wirbeltiergruppen sollen hier dargelegt werden. Die Folgen des Auseinanderbrechens von Pangaea zu Beginn der Kreidezeit (Öffnung des Atlantischen Ozeans, Abb. 7.14 B, C) für die Evolution der Dinosaurier hat Sereno (1999) im Detail dargelegt. Während der »Pangaea-Zeit« (Trias, Jura) waren die Baupläne der »Schreckensechsen« noch relativ einheitlich . Erst gegen Ende der Kreide entstanden neue Dino-Typen mit exzessiven Körpermerkmalen (z. B.
Ankylosaurus
,
Protoceratops
,
Triceratops
,
Corythosaurus
,
Tyrannosaurus
, s. Abb. 7.9). Diese makroevolutionären Schritte werden auf geographische Separation der sich an neue Umweltverhältnisse anpassenden Dinosaurier-Untergruppen und die damit verbundenen lokalen Aussterbeereignisse einzelner Populationen zurückgeführt (Weishampel et al. 2004). Die Kontinentaldrift während der Kreidezeit hatte auch gravierende Konsequenzen für die Evolution der Säugetiere (Mammalia). Wie Abb. 7.11 zeigt, sind die Ursäuger während der Juraperiode (vor etwa 150 Mio. J.) entstanden – danach erfolgte die geographische Separation einzelner Populationen (Ursachen: Öffnung des Tethys-Meeres, Entstehung der Ur-Kontinente Gondwana im Süden und Laurasia im Norden, Abb. 7.14). Auf geographisch separierten Kontinenten (bzw. Groß-Inseln) entwickelten sich die Säugetiere über ganz unterschiedliche Abstammungslinien, so dass wir heute z. B. in Afrika, Südamerika, Australien und auf Madagaskar verschiedene Mammalia-Gruppen vorfinden (z. B. Afrikanische Elefanten mit Verwandten in Indien; Faultiere und Ameisenbären |229| in Südamerika; urtümliche Beutelsäuger wie die Kängurus oder das Schnabeltier in Australien; Lemuren und Kattas auf Madagaskar).
    Alfred R. Wallace, der als Begründer der Zoogeographie in die Geschichte der Biologie eingegangen ist, hat die Tierwelt in geografische Zonen eingeteilt (z. B. Paläarktische Region, zu der u. a. Europa und Russland zählen). Von den zu Grunde liegenden historischen Ursachen dieser Kontinent-abhängigen terrestrischen Biodiversität (d. h. der Plattentektonik) konnte der Naturforscher , wie auch sein Kollege Charles Darwin, nichts wissen .
    In den Abb. 7.8 und 7.9 sind zwei der fünf großen Massenaussterbe-Ereignisse in der dokumentierten Erdgeschichte eingezeichnet : Die gewaltige, globale Katastrophe vor 251 Mio. J. (Ende Paläozoikum, Perm/Trias) und das Desaster vor 65 Mio. J. (Ende Mesozoikum, Kreide/Tertiär). Als Hauptursache des »Trilobiten-Sterbens«, bei dem nahezu 90% aller damaligen Land- und Meeresorganismen ausgelöscht wurden (Perm/Trias-Übergang ), gelten weltweite Vulkanausbrüche. Diese sind über der Einheits-Scholle Pangaea an vielen Stellen etwa gleichzeitig eingetreten und haben über Hunderttausende von Jahren hinweg die

Weitere Kostenlose Bücher