Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Das alles ist mehr oder weniger zufällig passiert.«
»Die Suche nach deiner Mutter war also nicht der Grund, warum du eine Auszeit wolltest?«
»Nein. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht mal daran gedacht, sie zu suchen. Na ja, vielleicht unbewusst. Aber ich bin nicht nach London gekommen, um Mum zu finden, sondern um etwas anderes zu beweisen.«
»Was?«
O Mann. Wie clever von mir – es gelang mir, mich aus einem Fettnäpfchen zu hieven, nur um prompt mitten ins nächste zu treten.
Viel schlimmer konnte es wohl nicht mehr werden.
»Ich bin hergekommen, um dir, Maddie und David zu beweisen, dass Kinofilme auch im echten Leben wahr werden können. Und dass es keine Zeitverschwendung ist, wenn man Kinofilme liebt.«
Mein Vater legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
»Scarlett, nicht das schon wieder!«
»Doch, das schon wieder«, wiederholte ich starrsinnig und stand auf. »Und weißt du was? Ich habe recht, denn seitdem ich hier bin, habe ich es geschafft, mein Leben in …«, rasch zählte ich nach, »Dutzenden Kinofilmen zu leben, Dad. Weil es so viele sind, habe ich aufgehört zu zählen. Filme existieren auch im wahren Leben, das habe ich zweifellos bewiesen.«
»Und zweifellos mithilfe deiner Mutter«, murmelte mein Vater. »Ich wette, sie hat dich dazu angestachelt. Ich weiß genau, wie sehr ihr das gefallen würde. Jede Wette, dass sie dich unterstützt hat, wo sie nur konnte.«
Ich betrachtete meinen Vater, der auf dem Sofa sitzen blieb und finster den Teppich anstarrte, vertieft in seine eigenen Gedanken und Schuldzuweisungen. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, nicht nur mich, sondern auch meine Mutter verteidigen zu müssen.
»Eigentlich hat Mum rein gar nichts mit meinen Kinoszenen zu tun. Ich habe sie erst vor wenigen Tagen zum ersten Mal getroffen. Aber sie hat mir erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass sie dich verlassen hat.«
Mein Vater blickte zu mir auf.
»Sie hat was ?«, fragte er leise.
»Ich habe sie darum gebeten. Ich wollte wissen, was damals geschehen ist. Aber warum, Dad? Warum hast du riskiert, dass all das noch einmal passiert? Wolltest du, dass ich wie Mum verschwinde?«
»Aber Scarlett, natürlich nicht!« Jetzt stand auch Dad auf und streckte eine Hand nach mir aus. »Es ist … die Sache ist kompliziert.«
»Dann erklär sie mir doch, Dad, bitte! Ich will deine Sicht der Dinge erfahren, damit ich alles verstehen kann.«
Er nickte und bedeutete mir mit einer Geste, wieder Platz zu nehmen. Dann holte er tief Luft.
»Sosehr mich diese Tatsache schmerzt, Scarlett, bist du doch immer genau wie deine Mutter gewesen – nicht nur vom Aussehen her. Ganz gleich, was ich versucht habe – ich konnte dir die Erinnerung an sie nie ganz austreiben. Und leider habe ich mit ansehen müssen, wie du allmählich die gleichen Fehler machtest wie sie.«
»Deswegen dachtest du, du könntest mich einfach wegschicken, genau wie sie?«, fragte ich. »Das ist doch keine Lösung!«
Mein Vater schüttelte den Kopf. »Nein, lass mich zu Ende erzählen, Scarlett. Du hast ein schönes Leben und einen guten Beruf, ein Unternehmen, das uns beiden gehört. Noch wichtiger ist, dass du einen guten Mann gefunden hast, der dich heiraten und den Rest seines Lebens mit dir verbringen will. Und David ist ein guter Mann, das weißt du, oder?«
Ich nickte. »Ja, natürlich weiß ich das.«
»Und dennoch warst du nicht glücklich, Scarlett. Das konnte ich dir ansehen. Du wurdest zusehends unzufriedener mit allem – wie deine Mutter vor vielen Jahren. Es hat mir große Angst gemacht zu sehen, wie du immer mehr wurdest wie sie. Als David dann zu mir kam und mir gestand, wie sehr er sich um dich sorgte, wusste ich, dass ich etwas tun musste, um dir zu helfen. Darum habe ich vorgeschlagen, dir dieselbe Chance zu geben wie deiner Mutter. Mir war das Risiko bewusst – aber das war mir die Sache wert.«
»Aber warum? Was hätte es gebracht, wenn es wie beim ersten Mal schiefgegangen wäre?«
»Das stimmt, damals ist es aus meiner Sicht schiefgegangen. Aber ich nehme an, dass es für deine Mutter das Beste war. Ich wette mit dir: Wenn du sie heute fragst, wird sie froh sein, die Chance genutzt und mich verlassen zu haben, um meinem langweiligen Leben – wie sie es rückwirkend sehen wird – zu entkommen.«
Ich entschied, dass jetzt nicht der Augenblick war, um Dad von Mums schillernder, recht unbeständiger Vergangenheit zu berichten.
»Trotzdem verstehe ich nicht, wieso du riskiert hast,
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