Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
warteten. Sie hassten einander, und doch hatten sie, wie Sean erzählt hatte, heute Abend alle Streitigkeiten vergessen, um mir zu helfen.
Dad setzte sich neben mich. »Du musst vorsichtig sein, Scarlett, sonst wirst du einem von ihnen das Herz brechen.«
»Aber ich will niemanden verletzen, Dad. Das war nie meine Absicht. Auch dich oder Mum wollte ich nicht verletzen. Ich wünsche mir einfach nur, dass einmal in meinem Leben alle glücklich sind.«
»Aber manchmal kann dein Handeln – ob bewusst oder unbewusst – weitere Kreise ziehen. Du musst sorgfältig nachdenken, bevor du Entscheidungen triffst. Benutze einmal im Leben deinen Verstand, Scarlett.«
Ich seufzte. Wenn Dad doch bloß die Wahrheit kennen würde! Viel zu lange hatte ich im Kopf schon alle Entscheidungen getroffen – insbesondere die, die David betrafen.
»Sean benutzt seinen Kopf«, stellte mein Vater plötzlich fest.
Ich starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
»Seine Entscheidungen sind alle sehr rational. Sowohl in seinem Unternehmen als auch in seinem Privatleben, soweit ich das beurteilen kann.«
»Und woher willst du das wissen?«
»Ich habe heute Abend viel Zeit mit ihm verbracht. Wir haben uns über Geschäftliches unterhalten …«
»Ja, das weiß ich«, unterbrach ich meinen Vater. »Ich habe euch zwei zusammensitzen sehen. Aber was hat das mit Seans Privatleben zu tun?«
»Wenn du mich bitte ausreden lassen würdest? Also: Wir haben uns zu Beginn des Abends unterhalten. Und als du fort warst, ist auch Sean für eine gewisse Zeit weg gewesen, um sich um ein paar ›kleinere geschäftliche Angelegenheiten‹ zu kümmern, wie er sagte.«
»Aber ich dachte, Sean wäre den ganzen Abend lang mit dir und David hier gewesen?«
Dad schüttelte den Kopf. »David war die meiste Zeit über hier. Sean kam erst kurz vor dir zurück.«
Sean war am heutigen Abend unterwegs gewesen, um sich um Geschäftliches zu kümmern? Soviel also zu meiner Annahme, er habe sich die ganze Zeit über um mich gesorgt.
»Das überrascht mich nicht«, erwiderte ich und gab mir Mühe, dabei so zu klingen, als würde es mir nichts ausmachen. »Das Unternehmen ist Sean sehr wichtig.«
Vielleicht waren er und David doch gar nicht so unterschiedlich …
»Offen gestanden hat es mich schon sehr überrascht, Scarlett. Bis dahin hatte ich nämlich gedacht, Sean würde sich allein auf dich konzentrieren, was mich ziemlich beeindruckte. Als ich dann schließlich herausfand, was er zwischendurch gemacht hatte, geriet meine Meinung über ihn gehörig ins Wanken …«
»Was um Himmels willen meinst du damit, Dad?«, fragte ich. Allmählich machte sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengrube bemerkbar.
»Wie es scheint, hat Sean heute Abend deine Mutter gesucht. Von David habe ich gehört, dass deine anderen Gäste sie in einem Café nicht weit von hier gefunden haben. Sean ist also fortgegangen, um ebenfalls nach ihr zu sehen.«
»Ich weiß nicht, was daran so falsch sein soll«, sagte ich abwehrend. »Ich bin froh, dass sich jemand um sie gekümmert hat.«
Mein Vater sah mich an, zog argwöhnisch die Augenbrauen hoch und schüttelte langsam den Kopf.
»O Scarlett, du musst noch viel lernen.«
»Was denn?« Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Worauf willst du hinaus?«, fragte ich schließlich und machte die Augen wieder auf.
»Dass Sean ein raffiniertes Spielchen mit uns allen treibt. Ich bezweifle gar nicht, dass du ihm sehr wichtig bist, Scarlett. Aber um dich für sich zu gewinnen, hat er versucht, die Situation heute Abend für seine eigenen Zwecke zu manipulieren. Er hatte die Möglichkeit, sich vor mir, vor deiner Mutter und vor allem vor dir positiv darzustellen, und das alles an einem einzigen Abend. Diese Chance hat er eben genutzt.«
Eine ganze Weile saß ich schweigend da und versuchte, seine Worte zu begreifen. Nein, Dad musste sich ganz sicher irren. Das war nicht der Sean, den ich kannte.
Aber warum hatte er mir dann nichts davon erzählt, dass auch er im Kelly’s gewesen war und nach meiner Mutter gesehen hatte? Und warum tat er so, als sei er den ganzen Abend lang mit Dad und David hier gewesen, wenn das gar nicht stimmte? Das ergab doch alles keinen Sinn.
»Ich behaupte ja gar nicht, dass Sean ein schlechter Mensch ist – weit gefehlt!«, fuhr Dad fort, als ich nicht antwortete. »Eigentlich mag ich ihn sogar ganz gut leiden. Aber vielleicht ist er einfach nicht derjenige, für den du ihn hältst?«
Zögernd nickte
Weitere Kostenlose Bücher