Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
durchdringender Heulton meine Trommelfelle. Der Alarm – Belinda hatte mich vorgewarnt.
Schnell rannte ich zu dem kleinen schwarzen Gerät hinüber, das an der gegenüberliegenden Wand der Eingangshalle hing. Siedend heiß fiel mir dann jedoch ein, dass der Code für die Alarmanlage auf dem ursprünglichen Zettel mit der Adresse gestanden hatte, doch Maddie hatte mir am Telefon nur die Adresse durchgegeben.
Denk nach, Scarlett, denk nach!
Ich wusste noch, dass der sechsstellige Code etwas mit mir zu tun hatte – das hatte ich gleich gedacht, als Belinda ihn mir diktiert hatte. Wie lautete bloß die Zahlenkombination?
Der Heulton wurde immer lauter. Wie viel Zeit blieb mir wohl noch, bis die Polizei anrückte? Mir wollte jedoch partout nicht einfallen, was Belinda gesagt hatte. Wenn doch dieser Heulton nur eine Minute lang aussetzen würde, damit ich nachdenken könnte! Aber das war ja gerade das Problem.
Angestrengt dachte ich nach.
Also … die ersten beiden Ziffern waren mein Geburtstag – das war einfach, daran konnte ich mich gut erinnern. Die nächsten zwei … ach ja, meine BH-Größe ohne Cup, alles klar. Aber die letzten zwei Ziffern … komm schon, Scarlett, denk nach! Natürlich, so oft hatte ich Notting Hill gesehen!
Eilig gab ich den Sicherheitscode ein und betete, dass ich mich an die richtige Reihenfolge der Zahlen erinnert hatte. Sekunden, nachdem ich die Knöpfe gedrückt hatte, hörte das Heulen auf.
Erleichtert atmete ich auf, zog den Koffer vom Treppenabsatz ins Haus und schloss die Tür hinter mir. Erst dann bemerkte ich den großen, eleganten Flur, in dem ich mich nun befand.
»Wow!«, entfuhr es mir, als mein Blick über das noble kaffee- und cremefarbene Dekor des Eingangsbereiches schweifte. »Doppel-Wow!«
Schnell durchstreifte ich das gesamte Haus, öffnete alle Türen und stieß weitere Begeisterungsschreie aus. Je weiter ich vordrang, desto aufregender wurde es.
Belinda und Harry verfügten definitiv über eine Menge Geld. Ich dankte Gott dafür, dass sie dazu auch noch Geschmack besaßen. Schlichte Wände waren mit kühnen Gemälden geschmückt, und jeder Raum war groß und hell, ohne dabei eine warme Behaglichkeit zu verlieren. Alles war in einem schicken, minimalistischen Stil gehalten, der mir sehr gefiel.
Ich wählte eines der fünf Schlafzimmer für mich. Ein überschwängliches, intensives Lila zog sich durch den gesamten Raum, von der wunderschönen seidenen Tagesdecke und einzelnen Kissen auf dem Bett bis hin zu den bodenlangen Seidenschals am Fenster. Hier kann man sich wohlfühlen , dachte ich, als ich mich wie Kate Winslet in Cameron Diaz’ Haus in Liebe braucht keine Ferien mit ausgestreckten Armen und Beinen vorwärts aufs Bett fallen ließ. Dann drehte ich mich auf den Rücken und bewunderte meine neue Umgebung. »Ha! So, Leute!«, rief ich in den menschenleeren Raum hinein. »Eins zu null für mich! Ich bin erst seit fünf Minuten hier, und schon erlebe ich meinen ersten vollkommen spontanen und absolut harmlosen Filmmoment!«
Ich hatte es mir zum Ziel erklärt, am Ende meines Aufenthalts mit einer Liste nach Hause zurückzukehren, mit der ich beweisen wollte, dass ich ohne Probleme die gleichen Dinge erleben konnte wie die Figuren in den Kinofilmen. Ich war fest entschlossen, allen zu zeigen, dass meine seltsame kleine Manie, um es mal so zu formulieren, längst nicht so exzentrisch und bizarr war, wie alle dachten.
Meistens unterschieden sich die Filme gar nicht so sehr vom echten Leben – ich musste nur eine Möglichkeit finden, den anderen das zu beweisen.
Natürlich hatte ich keine Chance, auf einem Passagierschiff mit über sechsundvierzigtausend Bruttoregistertonnen zu fahren und dann mit einem Eisberg zu kollidieren. Aber was hielt mich denn schon davon ab, zu so vielen Hochzeiten wie möglich zu gehen, immer in der Hoffnung, dass der Trauzeuge die Ringe vergessen oder der Bruder des Bräutigams per Zeichensprache der Braut den Laufpass erteilen würde?
Okay, vielleicht waren das nicht gerade die besten Beispiele, aber es dürfte sicherlich nicht allzu schwer sein, im Alltag derartige Filmszenen aufzustöbern. Immerhin befand ich mich in Notting Hill, wo ich schon durch die Bekanntschaft mit Oscar einen guten Start gehabt hatte.
Mir war klar, dass die anderen annahmen, ich bräuchte nur eine kleine Auszeit. Eine Auszeit, um mir über ein paar Dinge klar zu werden und darüber nachzudenken, was ich von meinem Leben erwartete. Dad schien ganz
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