Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Titel: Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali McNamara
Vom Netzwerk:
versessen darauf gewesen zu sein, dass ich genau das tat.
    Mein Vater.
    Oscar gegenüber hatte ich ihn nur beiläufig erwähnt und behauptet, dass er wie Maddie und David empfände. In Wahrheit aber war Dad mindestens genauso sehr – wenn nicht sogar hauptsächlich – dafür verantwortlich, dass ich nun hier war.
    Den Tag nach Maddies und meinem Besuch in der Kunstgalerie hatten David und ich recht unbehaglich und unbeholfen zu Hause verbracht. Krampfhaft hatten wir beide versucht, einander aus dem Weg zu gehen, wodurch wir kategorisch jede Möglichkeit ausschlossen, noch einmal über den Streit von Freitagabend zu reden.
    Als schließlich der Montagmorgen gekommen war und ich die Stufen zu dem grauen, schlichten Betonbau hinaufstieg, in dem sich unsere zwei winzigen Büroräume befanden, war ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich erleichtert, zur Arbeit gehen zu können.
    Das Gebäude, in dem ich mittlerweile die meiste Zeit meines Lebens verbrachte, hatte früher einmal eine Psychiatrie beziehungsweise eine Nervenheilanstalt, wie man damals dazu sagte, beherbergt. In den Siebzigerjahren hatte ein fortschrittlich denkender Architekt das leer stehende, verfallende Gebäude in einen Bürokomplex verwandelt. Wenn ich tagtäglich durch die Korridore schlenderte, empfand ich großes Mitleid mit den ehemaligen Bewohnern, die hier vor vielen Jahren eingekerkert gewesen sein mussten. Wenigstens befand ich mich in der glücklichen Lage, diese trostlose Einrichtung jeden Abend für ein paar Stunden zu verlassen. Mrs. Jameson, unsere Teilzeit-Sekretärin (oder Miss Moneypenny, wie ich sie insgeheim nannte, wenn ich versuchte, meinen langweiligen, endlosen Tagen ein wenig Spannung zu verleihen, indem ich so tat, als seien die öden winzigen Büros das Zentrum des Auslandsgeheimdienstes MI6), war schon fleißig bei der Arbeit, als ich eintraf. Sie lächelte mich über den goldenen Rand ihrer Brille hinweg freundlich an.
    »Guten Morgen, meine Liebe. Wie geht es Ihnen?«, fragte sie und sah von ihrem Computer auf. »Es ist schrecklich stürmisch heute; fast hätte es mich von den Füßen gerissen, als ich aus dem Bus ausgestiegen bin.«
    »Stimmt.« Ich nickte und knöpfte meinen Mantel auf. »Es ist ziemlich frisch draußen. Ist mein Dad schon da?«
    »Aber sicher. Ich glaube, er telefoniert gerade.«
    »Ah ja. Vielen Dank, Mrs. Jameson!«, erwiderte ich und hängte meinen Mantel auf den alten hölzernen Garderobenständer in der Ecke. Ich hatte gehofft, zeitig bei der Arbeit zu sein und damit meinen Dad zu beeindrucken. Vielleicht hätte dies seine Reaktion abgemildert, die unweigerlich erfolgen würde, wenn ich ihm gegenüber erwähnte, dass ich Maddies Angebot annehmen wollte.
    Die Bürotür flog auf – offensichtlich hatte er sein Telefonat beendet.
    »Morgen, Scarlett. Schön, dass du es auch endlich hergeschafft hast!«, rief mein Vater. Er stürmte an mir vorbei und legte ein paar Unterlagen auf Mrs. Jamesons Schreibtisch. »Das ist die Abrechnung, von der ich gesprochen habe, Dorothy. Könnten Sie die gesamten Rechnungen von August an noch einmal überprüfen?«
    »Ich bin gar nicht zu spät!«, protestierte ich und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Bei genauerer Betrachtung würdest du sogar feststellen, dass ich sehr früh dran bin, Dad.«
    »Das wäre ja mal was ganz Neues!«, knurrte er, während er den Aktenschrank durchstöberte.
    Mrs. Jameson verdrehte die Augen und flüsterte mir hinter seinem Rücken »Schlechte Laune!« zu. Ich ging in das winzige Zimmerchen durch, das Dad und ich uns als Büro teilten, und hörte, wie sich hinter mir die Tür schloss.
    »Schönes Wochenende gehabt?«, erkundigte sich mein Vater und blätterte durch die Akten, die er sich gerade geholt hatte.
    »Ähm … war okay …«, antwortete ich zögerlich. Der Zeitpunkt war wohl nicht gerade günstig, um Maddies Idee anzusprechen. Jetzt, wo ich mich tatsächlich im Büro befand, befürchtete ich jedoch, dass es niemals einen geeigneten Moment dafür geben könnte. Daher hielt ich es für das Beste, erst einmal ein wenig zu arbeiten und abzuwarten, ob sich vielleicht später noch ein günstigerer Zeitpunkt ergeben würde.
    Der restliche Montagmorgen verlief wie gewohnt. Ich mahnte ein paar unbezahlte Rechnungen an, während Dad mit potenziellen Kunden über die Vorteile sprach, eine Popcorn-Maschine in ihren Warteräumen und Pausenzimmern aufzustellen. Während er anschließend mit der Bank telefonierte, um unseren

Weitere Kostenlose Bücher