Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
hinüber und ließ mich mit Alfie und Diana allein.
»Oje«, bedauerte mich Diana besorgt. »Er hat Sie wieder auf den Arm genommen, oder? Andere Leute aufziehen kann er nämlich gut.«
»Nein, nein, alles in Ordnung«, widersprach ich und lächelte Diana an. »Es ist nichts passiert, womit ich nicht klarkomme.« Vielleicht war Sean Alfie doch ähnlicher, als ich zunächst vermutet hatte. Sein Sinn für Humor war einfach nur ein wenig subtiler.
»Scarlett«, wandte sich Alfie an mich. »Ursula hat uns erzählt, wie sehr Sie Kinofilme lieben.«
»Ähm, ja …«, erwiderte ich und drehte mich zu ihm um.
»Aber Ihre Familie hat nur wenig Verständnis für diese Vorliebe? Ursula sagte, Ihr Vater hält nichts vom Kino, aber Ihre Mutter habe wie Sie das Kino sehr geliebt?«
Ich erstarrte einen kurzen Augenblick, als er meine Mutter erwähnte. So viele Jahre hatte ich nicht über sie gesprochen, dass es mir nun höchst seltsam erschien, dass ein mehr oder weniger Fremder mit mir über sie reden wollte.
»Alfie«, ermahnte ihn Diana sanft. »Vielleicht möchte sich Scarlett nicht über ihre Mutter unterhalten.«
»Nein, das ist schon in Ordnung«, entgegnete ich. »Es macht mir nichts aus. Wirklich.«
Ich erzählte ihnen alles, was ich über meine Mutter wusste, und berichtete auch von ihrer Liebe zum Kino. Noch während ich mich mit ihnen unterhielt, kehrte Sean mit den Getränken zurück. Warum auch immer – normalerweise tat ich das nie –, erzählte ich ihnen sogar, dass sie uns verlassen hatte, als ich noch ein Baby gewesen war.
»O meine Liebe, wie schrecklich für Sie!«, sagte Diana mitfühlend. »Aber Ihr Vater scheint ein feiner Kerl zu sein, nach allem, was Sie uns über ihn erzählt haben.«
»Ja, Dad ist toll. Ich habe bei ihm nie etwas vermisst.«
»Wie heißt denn Ihre Mutter?«, erkundigte sich Alfie.
»Rosemary. Aber ich glaube, sie nannte sich meistens Rosie.«
Alfie runzelte die Stirn. »Diana, erinnerst du dich noch an diese Bardame, die mal für uns gearbeitet hat? Sie war verrückt nach Kinofilmen. Du bist doch manchmal mit ihr ausgegangen, wenn ich im Pub gearbeitet habe und nicht mitkommen konnte. Hieß sie nicht Rosie?«
Diana dachte kurz nach. »Stimmt, ich glaube, du hast recht. Aber Alfie, das war vor zehn oder zwölf Jahren.«
»Wie hat sie denn ausgesehen?«, fragte ich eifrig. Sicherlich handelte es sich um eine andere Frau – es musste doch Tausende Rosies geben, die Kinofilme mochten.
Wieder überlegte Diana kurz. »Ähm, sie hatte helles Haar, glaube ich, obwohl es vermutlich gefärbt war. Aber es war auf jeden Fall nicht schwarz wie Ihres, Scarlett. Und wenn ich mich korrekt erinnere, hatte sie helle Augen – blaue, vielleicht aber auch grüne?«
»Das Haar habe ich von meinem Vater geerbt. Aber er hat braune Augen, deswegen …«
Wir unterhielten uns angeregt über die Möglichkeit, dass diese Frau meine Mutter sein könnte.
Sean, der bis zu diesem Augenblick still bei uns am Tisch gesessen hatte, unterbrach uns plötzlich. »Ich hasse es, den Spielverderber zu geben, aber meint ihr nicht, dass das Ganze vielleicht ein wenig weit hergeholt ist?«
Wir hielten inne und starrten ihn an. Er ließ den Blick zwischen uns dreien umherschweifen, bis er bei Diana hängen blieb. »Du hast doch gesagt, du hättest diese Frau eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Möglicherweise ist deine Erinnerung ein wenig verblasst?«
Diana dachte einen Moment lang über Seans Einwurf nach. Ihre blauen Augen unter dem silbergrauen Haar blitzten auf. »Willst du damit vielleicht andeuten, Sean, dass sich mein Verstand langsam verabschiedet, weil ich allmählich in ein gewisses Alter komme?«, hakte sie höflich nach.
»Nein, Diana, ganz und gar nicht!«, erwiderte Sean schnell. Seine Wangen röteten sich. »Ich will damit nur sagen, dass die Chancen eins zu einer Million stehen, dass es sich bei der Frau um die gesuchte Rosie handelt.« Sean nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, und seine Stimme wurde wieder ruhiger. »Eure gemeinsame Neigung, alles wie in einem romantischen Film zu verklären, scheint euer Urteilsvermögen zu trüben.«
»Ach, mein Sohn – die Stimme der Vernunft«, entgegnete Alfie, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte Sean. » Da spricht deine Mutter aus dir.«
»Das hat mit Mum nichts zu tun. Ich denke eben rational, halte mich an die Fakten: Das alles ist vor einem guten Jahrzehnt geschehen – und seitdem habt ihr die Frau weder gesehen, noch
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