Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
geschieden.«
»Das waren sie auch. Mum ist mit einem anderen Mann nach Wales gezogen. Plötzlich wurde sie krank – aber sie ist ohne größere Schmerzen gestorben, dafür waren wir alle sehr dankbar.«
Sean sah so traurig aus, als er von dem Tod seiner Mutter erzählte, dass ich am liebsten seine Hand ergriffen hätte, um ihn zu trösten. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dazu kein Recht zu haben.
»Sie war glücklich vor ihrem Tod«, fuhr Sean fort. »Sie hatte wieder geheiratet, und ihr zweiter Ehemann, David, war vollkommen anders als Dad. Er war ein ziemlich stiller Zeitgenosse, ruhig und höflich, sehr erfolgreich in seinem Beruf. Ursula fand ihn langweilig, aber Mum war glücklich mit ihm, deswegen haben wir uns alle für sie gefreut.«
»Davids scheinen einander sehr ähnlich zu sein.« Ohne es zu wollen, hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen.
»Was meinst du damit?«
»Oh, Entschuldigung, nichts eigentlich – bitte, erzähl mir mehr über deine Mutter.«
»Nein, nein, fahr du fort«, beharrte Sean. »Ich möchte die fröhliche Stimmung nicht dämpfen. Was meintest du bezüglich der Davids?«
Ich schindete Zeit, indem ich erst einmal mein Glas leerte, dann schwenkte ich die übrig gebliebenen Eiswürfel in meinem Glas herum. Wollte ich ernsthaft mit Sean über David und mich reden? Aber nach allem, was er mir über seine Mutter erzählt hatte, mochte ich nicht taktlos erscheinen. »David ist der Name meines Verlobten«, erwiderte ich schließlich und stellte mein leeres Glas vor mir auf dem Tisch ab. »Und … auch er ist ziemlich ruhig und höflich.«
»Du meinst also langweilig?« Sean grinste.
»Nein, nicht langweilig. Er weiß nur eben sehr genau, was er mag und was nicht, das ist alles.«
»Was macht er beruflich?«
Ich warf Sean einen Blick zu – denn ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, was gleich folgen würde.
»Seine Familie besitzt eine Kinokette.«
Sean warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus. »Scarlett, du bist vielleicht eine Nummer! Ist das der Grund, warum du ihn heiratest? Damit du bis an dein Lebensende freien Eintritt in alle Kinofilme bekommst?«
»Nein.« Und ich hatte mir sogar noch Mühe gegeben, nicht taktlos zu sein!
»Tut mir leid.« Sean versuchte, eine ernste Miene aufzusetzen. »Ich hätte nicht lachen dürfen. Aber der Witz dabei ist einfach genial.«
»Ich kann verstehen, dass es nach außen hin amüsant wirken mag, aber das ist nicht der Grund, warum ich mit ihm zusammen bin.«
»Warum bist du denn dann mit ihm zusammen? Warte«, bremste mich Sean und hob suggestiv die Augenbrauen. »Ist er vielleicht Brad Pitts verloren geglaubter Zwillingsbruder?«
»Was mein David ist oder beruflich macht, geht dich nichts an.« Allmählich ärgerte ich mich über Sean – seine tote Mutter hin oder her. Warum musste er bloß immer irgendetwas finden, womit er sich über mich lustig machen konnte?
»Er sieht also nicht mal besonders gut aus. Zudem ist er langweilig … und du heiratest ihn nicht , um lebenslang umsonst ins Kino zu kommen. Dann bleibt nur noch … sein Geld.«
Ich starrte Sean finster an.
»O Red, das ist nicht ernsthaft der Grund, oder? Ich hätte dich nicht für so geldgierig gehalten.«
Sean scherzte zwar nur, doch allmählich kam er der Wahrheit gefährlich nahe, und das gefiel mir gar nicht.
»Sei nicht albern – natürlich würde ich niemanden wegen seines Geldes heiraten. Ich liebe ihn – reicht dir das?«
Sean sah mich an, als würde er mir kein Wort glauben. »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel. Ich werde dir glauben, denn du siehst wirklich nicht wie eine Goldgräberin aus.«
»Besten Dank«, erwiderte ich sarkastisch.
Alfie und Diana kehrten an unseren Tisch zurück.
»So.« Alfie keuchte nach einem energischen, lebhaften Tänzchen zu Ricky Martins »Livin’ la Vida Loca«. »Wie sieht es bei euch beiden aus?« Er sah von mir zu Sean hinüber und wieder zurück. »Wollt ihr noch etwas trinken?«
»Sehr gern, Alfie«, erwiderte ich und hielt ihm mein leeres Glas hin. »Das wäre toll.«
»Ich gehe«, erklärte Sean und erhob sich. »Ich denke, Scarlett hat genug von meinen geistreichen Schlagfertigkeiten. Nicht wahr, Red?«
Ich entschied mich, gar nicht erst auf seine Bemerkung zu reagieren, und starrte stattdessen auf die Tanzfläche.
Sean grinste. »Na dann … für alle noch einmal das Gleiche? Gut, ich bin gleich wieder da.«
Damit eilte er mit großen Schritten zur Bar
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